Staat & Orban-nahes Unternehmen kaufen Vodafone Ungarn (Update)
Wir hatten berichtet, dass der Mobilfunk- und Festnetzanbieter Vodafone sich von seinem Investment in Ungarn trennen will. Es lief wohl nicht mehr so gut, wie erhofft. Die Muttergesellschaft Vodafone PLC steht schon länger unter schwerem Druck von Investoren.
4ig kauft Vodafone
Der ungarische Staat und das heimische Telekom-Unternehmen 4iG haben die ungarische Tochter des Mobilfunkanbieters die Vodafone erworben. Die beteiligten Seiten unterzeichneten den Kaufvertrag im Wert von 660 Milliarden Forint (umgerechnet 1,67 Milliarden Euro), teilte 4iG heute mit.
51 Prozent an 4iG-Tochter, 49 Prozent an staatlichen Investor
Vodafone Ungarn unterstützte Wasser-Polo. Zur wirtschaftlich-politischen Gemengelage nach dem staatlich finanzierten Verkauf an Nr.2 passt das Bild recht gut.
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Demnach erwirbt die 4iG-Tochter Antenna Hungaria 51 Prozent, der im Staatsbesitz befindliche Corvinus-Investmentfonds 49 Prozent der Anteile von Vodafone Magyarorszag. Der Anbieter verfügt in Ungarn über einen Marktanteil von 30 Prozent.
Übereinkunft vom August
Eine entsprechende Vorübereinkunft hatten die Seiten im vergangenen August erzielt. Es handelt sich um eine der größten Übernahmen der ungarischen Wirtschaftsgeschichte. Zugleich ist sie umstritten.
Das Unternehmen 4iG, das in den letzten drei Jahren mit spektakulären Akquisitionen auffiel, wird von Kreisen kontrolliert, die dem rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Viktor Orban nahestehen. Orban steht in der EU wegen Verstößen gegen Rechtsstaatlichkeit und Korruption in seinem Umfeld in der Kritik.
Starke politische Einflussnahme
Das ungarische Investigativ-Portal atlatszo.hu bezeichnet den 4iG-Mehrheitseigentümer und -Generaldirektor Gellert Jaszai als eine "politisch exponierte Person". Damit sind Politiker oder Unternehmer gemeint, die im unmittelbaren Umfeld eines bestimmenden Politikers agieren oder in dessen Sinne handeln.
Die 4iG-Tochter Antenna Hungaria erhielt außerdem von der staatlichen Ungarischen Entwicklungsbank einen Kredit in Höhe von 425 Millionen Euro für den Erwerb der Vodafone-Tochter.
Soll die EU intervenieren?
Eine Gruppe von internationalen Rechtsexperten appellierte unterdessen an die EU-Kommission, die Transaktion zu unterbinden. Es sei zu befürchten, dass sie eine massive Wettbewerbsverzerrung auf dem Markt der Mobilanbieter nach sich ziehen werde, schrieben die Experten, die sich die "The Good Lobby Profs" nennen, in ihrer Eingabe.
Update: Nur noch 2 3/4 Anbieter?
Nach der Fusion gäbe es in Ungarn nur noch "zwei" (eigentlich drei) Anbieter: Die Tochter der Deutschen Telekom Telekom.hu, dann die bereits erwähnte "staatsnahe" 4ig.hu (die jetzt Vodafone.hu geschluckt hat) und der dritte Anbieter Yettel, der auch die Netze von o2.cz und o2.sk (beides ehemalige Telefónica-Töchter) betreibt. Aber auch an Yettel ist die 4ig.hu-Tochter Antenne Hungaria mit 25 Prozent beteiligt. Schon vorher hatte der Netzbetreiber digi.hu sein ("schwaches") Netz bereits an 4ig.hu verkauft. 4ig.hu hatte vorher kein eigenes Netz, Digi bleibt weiter als virtueller Anbieter aktiv.
Aus Brüssel war zu den Vorwürfen noch nichts zu hören.
In Deutschland kann Vodafone das Geld für den Netzausbau verwenden.