Vodafone mahnt aggressiven Vertriebspartner ab
Vodafone-Kabel-Vertriebspartner in Berlin wird abgemahnt
Bild: Vodafone
Offenbar ist der Breitband-Markt in Deutschland noch lange nicht gesättigt, denn immer noch gibt es Vertriebspartner, die an Haustüren klingeln, um Internet-Anschlüsse zu vermarkten. Im (V)DSL-Bereich ist das seltener geworden, bei TV-Kabel-Internet-Anschlüssen kommt das aber immer noch vor.
Vodafone-Kabel-Vertriebspartner in Berlin wird abgemahnt
Bild: Vodafone
Dabei kann es auch immer wieder einmal passieren, dass Vertriebspartner, die einen großen Teil ihres Einkommens aus der Provision der vermittelten Verträge generieren, über das Ziel hinausschießen und unlautere Methoden anwenden. Durch die Intervention von teltarif.de stoppte Vodafone nun einen eigenen "übereifrigen" Kabel-Vertriebspartner.
Postkarte droht Sperrung des Anschlusses an
Ein teltarif.de-Leser aus Berlin schrieb uns Mitte Februar:
Ich hatte gestern diese nette Postkarte in meinem Briefkasten, von einem Vodafone Vertriebspartner, der sich selbst als autorisiert bezeichnet, meinen - nicht vorhandenen - Kabelanschluss zu sperren. Hier wird offenbar mit der Angst der Leute gespielt; ich habe sowas schon oft gehört, bisher aber nie selbst erhalten. Mein Gebäude gehört einer städtischen Wohnbaugesellschaft in Berlin. Der Grundkabelanschluss (Vodafone intern KAA genannt) ist hier nicht in den Mietnebenkosten enthalten. Jeder Mieter muss also bei Bedarf selbst einen Kabelanschluss bei Vodafone anmelden, die Kabel an sich liegen aber im Gebäude, ich hatte vor einigen Jahren tatsächlich mal Kabelanschluss und Internet&Phone via Kabeldose.Die Vodafone-Postkarte erweckt von der Aufmachung her den Anschein einer "offiziellen" Mitteilung. Es gibt auf ihr diverse vorgedruckte Texte, wobei der Vertriebspartner den jeweils passenden ankreuzen kann. Außerdem gibt es freie Felder, in denen der Vertriebspartner das Datum und den (vermutlich vom Briefkasten abgelesenen Nachnamen) des Kunden eingetragen hat.Dieser "autorisierte Vertriebspartner" kündigt mir nun also an, er werde meinen Anschluss sperren, der ja schon lange gar nicht mehr existiert. Man hat sich hier also offenbar gar nicht die Mühe gemacht, zu prüfen, ob ein Anschluss besteht oder nicht. Meinen Widerspruch jeglicher Werbemaßnahmen mit der damaligen Kündigung hat man hiermit auch ignoriert [...]. Diese "Vertriebspartner" spielen durch Worte wie "sperren" mit der Angst der unwissenden Kunden, die sich mit der Materie nicht auskennen.
Es sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass kein Vertriebspartner irgendwelche Anschlüsse einfach sperren / abklemmen darf, wenn durch den Kunden dafür ordnungsgemäß bezahlt wird (sei es durch Mietnebenkosten oder durch direkten Vertrag). Es sei außerdem darauf hingewiesen, dass Änderungen am Kabelanschluss nicht vorgenommen werden müssen, um einer "Sperrung" zu entgehen, denn genau dies impliziert diese Werbung ja.

Bild: teltarif.de / Leserzuschrift
Drohkulisse: Vorgedruckter Text vom Vertriebspartner abgeändert
Ein Code auf der Postkarte deutet an, dass sie aus dem Jahr 2016 stammt, möglicherweise darf sie heute von Vertriebspartnern gar nicht mehr verwendet werden. Der Vertriebspartner hat durch einen Aufkleber seinen Namen, seine Handy-Nummer und seine E-Mail-Adresse mitgeteilt, verbunden mit dem Hinweis "autorisierter Vertriebspartner von Vodafone Kabel Deutschland".
Eine wirklich lange Reaktionsfrist ließ der Vertriebspartner dem Hausbewohner nicht: Die Karte wurde am 11. Februar eingeworfen und der Bewohner sollte sich bis zum 14. Februar melden. Von den vorgefertigten Texten hatte der Vertriebspartner diese beiden angekreuzt:
Bitte melden Sie sich bis zum 14.02.2020 bei dem von uns autorisierten Vertriebspartner, um zu klären, in welchem Umfang der in Ihrem Haus vorhandene Kabelanschluss für Sie aktiv geschaltet sein soll (Telefonnummer umseitig).Der zweite angekreuzte Text lautet:
Ihr Kabelanschluss musste leider gesperrt werden. Bitte setzen Sie sich mit dem von uns autorisierten Vertriebspartner in Verbindung (Telefonnummer umseitig).Vermutlich um seiner Aktion noch mehr Nachdruck zu verleihen, hat der Vertriebspartner das Wort "musste" in diesem Text durchgestrichen und eigenhändig das Wort "wird" darüber geschrieben. Mit der Formulierung "Ihr Kabelanschluss wird leider gesperrt werden" hoffte der Vertriebspartner möglicherweise auf eine höhere Rückmeldequote.

Bild: teltarif.de / Leserzuschrift
Vodafone mahnt Vertriebspartner ab
Werden solche Vorfälle über die Medien bekannt, denken einige Beobachter möglicherweise, dass ein derartiges Verhalten mit einer Drohkulisse stillschweigend durch die Provider geduldet wird, so lange es der Generierung eines höheren Umsatzes dient. Wir wollten herausfinden, was Vodafone zu der Aktion sagt und sandten die Fotos der Postkarte an Vodafone. Vodafone griff daraufhin energisch durch und schrieb uns:
Herr [Name des Vertriebspartners] ist seit drei Jahren als selbständiger Vodafone-Berater für Vodafone tätig. Im Rahmen seiner Tätigkeiten ist er grundsätzlich auch dazu berechtigt, die Nutzung von Kabelanschlussdosen zu überprüfen, wenn er Abweichungen zwischen bestehenden Verträgen und der tatsächlichen Objektlage feststellt. Wir erleben es täglich, dass einigen Nutzern gar nicht bewusst ist, dass der Fernsehempfang über die Kabelanschlussdose kostenpflichtig ist. Wenn es eine solche Bestandsaufnahme erfordert, wird entweder der Kabel-Anschluss gesperrt oder ein Vertrag mit dem - bislang nicht zahlenden - Kunden geschlossen.Wer also derartige Postkarten oder Briefe erhält, in denen eine Drohkulisse aufgebaut wird oder mit denen gegen ein Werbeverbot verstoßen wird, sollte diese unverzüglich an den entsprechenden Anbieter, an die Bundesnetzagentur und unter der E-Mail-Adresse info@teltarif.de an unsere Redaktion senden, damit die Sache geprüft und abgestellt werden kann.Im Fall von Herrn [Name des Hausbewohners] hatte der selbständige Vodafone-Berater [Vertriebspartner] vor Ort erste Indizien dafür entdeckt, dass hier möglicherweise ein Kabelanschluss genutzt wird, zu dem kein Vertragsverhältnis besteht. Diese Sachlage wollte der Vodafone-Berater mit Herrn [Hausbewohner] abklären, er traf ihn aber nicht an. So weit so gut. Leider setzte Herr [Vertriebspartner] im nächsten Schritt eigenständig eine Wurfsendung ein, die Vodafone nicht autorisiert hatte. Dafür erhält Herr [Vertriebspartner] umgehend eine Abmahnung. Er wurde darüber hinaus von uns aufgefordert, dieses unzulässige Werbemittel zu vernichten und künftig nur noch freigegebene Werbemittel anzuwenden.
Zudem haben wir jetzt ein allgemeines Werbeverbot für Herrn [Hausbewohner] eingerichtet, das bislang nicht bestand. Er sollte daher künftig nicht mehr von unserem Unternehmen kontaktiert werden – auch nicht im Haustürgeschäft. Zudem bitten wir Herrn [Hausbewohner] um Entschuldigung für seine Unannehmlichkeiten.
Ganz neu sind derartige Vorfälle bei Vodafone Kabel allerdings nicht. Bereits vor drei Jahren hatte die Verbraucherzentrale Sachsen vor einer missverständlichen Vodafone-Postkarte gewarnt, die im Gewand einer amtlichen Mitteilung eine Anschluss-Umstellung andeutete. Kurze Zeit später versandte Vodafone dann auch noch irreführende Briefe zur DVB-T-Umstellung. Die Bundesnetzagentur untersagte Vodafone daraufhin seinerzeit die Werbung mit "dubiosen Werbemitteln".