Verrauscht

Forscher: Rauschende Leitung macht Telefonate sicher

Ebenfalls prämiert: Verfahren zur Verbesserung von Online-Shops
Von dpa / Hans-Georg Kluge

Das Rauschen der Telefonleitung könnte bald die Verschlüsselung deutlich verbessern. Das Rauschen der Telefonleitung könnte bald die Verschlüsselung deutlich verbessern.
Bild: teltarif.de
Das sonst so störende Rauschen bei Telefon­ver­bindungen will ein Schweizer Professor zur Ver­schlüsselung von Daten nutzen. Für seine Grundlagen­arbeit ist Ueli Maurer, Professor für Computer­wissenschaften an der ETH Zürich, mit dem Vodafone-Innovationspreis geehrt worden. Seine un­ge­wöhnliche Erfindung bilde die Grund­lage für eine mathe­matisch be­weis­bare Sicher­heit, die selbst Angreifer mit unendlicher Rechen­leistung nicht knacken könnten, hieß es zur Begründung.

Verschlüsselungstechnologie nutzt physikalische Eigenschaften des Mediums

Das Rauschen der Telefonleitung könnte bald die Verschlüsselung deutlich verbessern. Das Rauschen der Telefonleitung könnte bald die Verschlüsselung deutlich verbessern.
Bild: teltarif.de
Die Sicherheit von Daten rückt mit dem rapide wachsenden mobilen Datenverkehr immer mehr in den Mittelpunkt. Doch rein theoretisch sind alle derzeit bekannten Ver­schlüssel­ungs­verfahren knackbar - es ist nur eine Frage der Zeit. Bei den heute üblichen asymmetrischen Schlüssel­verfahren geht man einfach davon aus, dass für eine Entschlüsselung extrem viel Zeit aufgewendet werden müsste, deshalb werden sie als sicher deklariert. Wegen der stets schneller werdenden Computer nagt an den Verfahren aber der Zahn der Zeit.

Für eine auch mathematisch beweisbare Sicherheit hat Maurer nun die Grundlagen gelegt, erklärte Vodafone mit. Selbst Angreifer mit unendlicher Rechenleistung sollen den Code nicht knacken können. Dafür macht sich Maurer einen physikalischen Mangel in vielen Telefon­verbindungen zunutze. Das in der Leitung entstehende Rauschen etwa wird in diesem Fall nicht umständlich beseitigt, sondern direkt für die Verschlüsselung genutzt. Maurers Arbeiten seien wegweisend für viele Wissenschaftler im Bereich der Sicherheit in der Mobil­kommunikation gewesen, teilte Vodafone mit.

Preiswürdig: Arbeiten zur Verbesserung von Online-Shops

Der mit 25 000 Euro dotierte Innovationspreis wird einmal im Jahr von der Vodafone Stiftung für Forschung verliehen. Er soll herausragende Erfindungen auszeichnen, die die Technologie­entwicklung im Mobilfunk maßgeblich voranbringen. "Ohne exzellente Forschung in diesem Bereich bleibt die digitale Gesellschaft eine Utopie", sagte Vodafone-Deutschlandchef Jens Schulte-Bockum laut Mitteilung. "Innovationen, wie sie aus den ausgezeichneten Arbeiten hervorgehen, schaffen Zukunft."

Einen Förderpreis für Natur- und Ingenieurs­wissenschaften in Höhe von 5 000 Euro vergab Vodafone an Apostolos Papageorgiou von der Universität Heidelberg. Papageorgiou ging mit seiner Dissertation der Frage nach, wie sich die mobile Nutzung etwa von Internet-Shops, Online-Spielen oder Navigations­systemen verbessern lässt. Solche Angebote, bei denen datenintensive Rechenleistung auf externen Systemen ausgelagert ist, stoßen auf zunehmend ausgelastete mobile Netze. Seine Erkenntnisse hätten konkrete Auswirkungen auf die Erfahrungen von Millionen Smartphone- und Tablet-Nutzern, heißt es in der Begründung.

Fritz-Joussen-Preis für Markt- und Kundenorientierung

Erstmals vergab Vodafone auch den Fritz-Joussen-Preis für besondere Markt- und Kundenorientierung. Der nach dem ehemaligen Vodafone-Chef benannte Preis ging an Nadia Abou Nabout. Die Wissenschaftlerin hat sich in ihrer Dissertation damit beschäftigt, wie Unternehmen ihre Anzeigen bei Suchmaschinen besser über bestimmte Suchbegriffe platzieren können und hat dafür eine Software entwickelt.

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