So viel kostete das Telefonieren in der Telefonzelle
Ehemalige Telefonsäule der Telekom in Berlin
Bild: teltarif.de / Daniel Molenda
Schon seit vielen Jahren ist das Handy die gängige Art, unterwegs zu telefonieren. Dadurch gab es immer weniger Situationen, in denen ein öffentliches Telefon notwendig wurde: Beispielsweise wenn der Akku leer war, das Prepaid-Guthaben aufgebraucht war oder das Handy zu Hause lag.
In einigen Gebäuden, in U-Bahn-Schächten oder an anderen Orten, an denen das Handy keine Verbindung zum Netz des Mobilfunkanbieters aufnehmen konnte, boten öffentliche Fernsprecher teilweise die einzige Möglichkeit zu telefonieren.
Ehemalige Telefonsäule der Telekom in Berlin
Bild: teltarif.de / Daniel Molenda
Die gute alte Telefonzelle war allerdings zuletzt zunehmend selten geworden. An ihre Stelle waren zwischenzeitlich schlichte Telefonsäulen getreten, die weniger Angriffsfläche für Beschädigungen boten, dafür aber auch keinen Schutz vor Wind und Wetter. Sie waren für die Telekom als Betreiber zwar deutlich günstiger im Unterhalt - aber zum Schluss eben auch nicht mehr rentabel.
Verpflichtung zum Betrieb entfiel mit TKG-Änderung
Laut Bundesnetzagentur waren im Jahr 2020 noch etwa 16.350 dieser öffentlichen Sprechstellen in Betrieb. Im Herbst 2014 waren es nach Angaben der Telekom noch 30.000 öffentliche Fernsprecher. 2004 stolze 107.000 öffentliche Telefonstellen. Hinzu kamen die Telefonzellen alternativer Anbieter, die jedoch auch in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen sind.
Die letzten gelben Telefonzellen der Telekom waren bereits 2019 abgebaut worden.
Bild: Matze - Fotolia.com
Die Telekom war zwar nach dem alten Telekommunikationsgesetz (TKG) dazu verpflichtet, eine Grundversorgung mit öffentlichen Telefonen zu gewährleisten. Ab dem im Dezember 2021 in Kraft getretenen TKG gab es diese Verpflichtung allerdings nicht mehr.
Da aufgrund der hohen Verbreitung von Handys und Festnetz-Telefonen die Bedeutung der Telefonzellen deutlich abgenommen hatte, durfte das Unternehmen deren Anzahl jedoch auch schon vor der TKG-Änderung verringern. Wurde ein öffentliches Telefon wenig genutzt und stimmte die Gemeinde zu, auf deren Grund das Telefon stand, so konnte die Telekom es abbauen. Das wurde meist bei allen Telefonstellen gemacht, die weniger als 50 Euro Umsatz im Monat erzeugten.
Telefonzellen der Telekom zum Februar 2023 abgeschaltet
Ehemalige Telefonstele der Telekom ohne Häuschen
Bild: Martina Berg - fotolia.com
Im Oktober 2022 teilte die Telekom dann allerdings offiziell mit, alle noch verbliebenen Telefonzellen abzuschalten. An rund einem Drittel der öffentlichen Telefone (nämlich 3800 Standorte) war nach Telekom-Angaben schon 2021 kein einziges Gespräch mehr geführt worden.
Zunächst wurde in einem ersten Schritt zum 21. November 2022 die Münzzahlung an Telefonzellen bundesweit deaktiviert. Wer die Telefonhäuschen oder Säulen dann noch nutzen wollte, war auf bargeldlose Zahlungsfunktionen angewiesen. Die letzten rund 12.000 noch verbliebenen Telefonzellen wurden von Ende Januar bis Ende Februar 2023 abgeschaltet.
Der Rückbau der meisten noch bestehenden Stationen soll erst 2024 oder 2025 abgeschlossen werden. Etwa 3000 dieser Telefonstellen werden aber mit Hilfe von "Small-Cells" neu belebt und zu Mobilfunk-Basisstationen umgebaut.
Andere Anbieter von öffentlichen Telefonen
Neben der Telekom gab es auch andere Anbieter von öffentlichen Telefonen. Diese fanden sich zumeist weder in Häuschen noch an Säulen im Freien, sondern waren etwa in Bahnhöfen oder Fußgänger-Unterführungen an der Wand montiert.
Auch in Kneipen oder Restaurants waren solche Telefone manchmal zu finden. Je nach Anbieter konnte die Bezahlung mit Münzgeld oder mit Calling Cards möglich sein.
Kosten fürs Telefonieren in der Telekom-Telefonzelle
An den öffentlichen Telefonen der Telekom war in der Regel immer eine Bezahlung per Telefonkarte Comfort und Kreditkarte möglich, bei einigen Geräten auch per Geldkarte oder Münzgeld. Wurde die Kreditkarte als Zahlungsmittel genutzt, so fiel eine einmalige Verbindungsgebühr von 1 Euro an.
Die Telekom rechnete Gespräche von ihren Telefonzellen und -säulen in Tarifeinheiten ab. Der Preis für eine Tarifeinheit betrug einheitlich 10 Cent. Wie lange man für eine Tarifeinheit telefonieren konnte, hing jedoch davon ab, ob man ein Orts-, Fern- oder Auslandsgespräch führte. So ergaben sich unterschiedliche Minutenpreise fürs Telefonieren, die man auch in der Tabelle nachlesen kann.
Die Preise in der Tabelle galten nur für Telekom-Telefone auf öffentlichem Grund. Befand sich das Telefon in einem privaten Gebäude, so konnte es abweichende Tarife geben. Die Telekom riet daher, vor einem Anruf von einem öffentlichen Telefon die kostenlose Hotline 0800-3306667 anzurufen. Dort erfuhr der Anrufer, wie lange er für eine Tarifeinheit an diesem Telefon telefonieren konnte.
Telekom: Ehemalige Preise fürs Telefonieren in der Telefonzelle
Gesprächsziel | Zeit pro Tarifeinheit (in Sekunden) |
Preis für die erste Minute (in Euro) |
Minutenpreis (ab 2. Minute) (in Euro) |
---|---|---|---|
Festnetz und 115 | 60 | 0,50 | 0,10 |
Mobilfunk1) | 15 | 0,80 | 0,40 |
Sonderrufnummern 0180-1, -2 | - | 0,40 | 0,40 |
Sonderrufnummern 0180-3 | - | 0,50 | 0,50 |
Sonderrufnummern 0180-4, -61) | 15 | 0,40 | 0,40 |
Sonderrufnummern 0180-5, -7 | - | 0,60 | 0,60 |
Auskunft 11833, 11834, 11836, 118371) | 5 | 1,20 | 1,20 |
Ausland 12) | 10 | 1,00 | 0,60 |
sonstige Länder2) | 3 | 2,00 | 2,00 |
SMS | 15 Cent pro Nachricht | ||
Zahlungen mit Kreditkarte kosteten einen Einmalbetrag von 1 Euro zusätzlich pro Verbindung. 1) Die erste Minute wurde komplett abgerechnet 2) Infos zur Länderaufteilung gabs kostenlos unter 0800-3306667 |
WLAN an Telekom-Standorten
Viele Telefonsäulen und -häuschen hatte die Telekom zwischenzeitlich auch mit WLAN ausgestattet. Diese waren von der Nutzung der Telefon-Funktion unabhängig. Die WLAN-Hotspots sendeten dauerhaft, und jeder mit Telekom-Hotspot-Zugangsdaten konnte sich um Umkreis der Telefonsäulen einbuchen und den Zugang nutzen.
Einige wenige Geräte waren sogar mit Multimedia-Terminals ausgestattet, an denen man gegen Gebühr im Internet surfen konnte.
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