Kontakte synchronisieren ohne Grenzen
Scheinbar mühelos Daten übertragen: Die Realität zeigt Grenzen auf.
Screenshot und Montage: teltarif.de
Unsere Adressbücher und Kalenderdaten lagern gleichzeitig auf
unterschiedlichen Geräten. Auf dem PC läuft Windows, auf den Smartphone
Android und auf dem Tablet iOS. Wer darüber hinaus gerne mit verschiedenen
Browsern und E-Mail-Clients arbeitet, weil diese speziell auf die
jeweilige Plattform angepasst wurden, steht vor dem Problem, dass seine
Daten - unter anderem Lesezeichen und Kontakte - nicht über die Grenzen
des Systems hinweg synchronisiert werden. Eine Lösung ist ein
plattformübergreifender Synchronisierungsdienst.
Prinzipiell können Nutzer viele Daten mit Hilfe von Austauschprotokollen wie SyncML oder CalDAV für Kontakte und Termine selbst synchronisieren. Wer jedoch eine fertige Lösung bevorzugt, ist auf einen Dienst angewiesen, der die Daten zuverlässig, gesichert und schnell synchronisiert.
Dienste für Cloud-Filestorage, um Dateien zentral auf Servern abzulegen und überall abzurufen, erfreuen sich breiter Beliebtheit und finden sich wie Sand am Meer. Schwieriger wird es, Browser-Lesezeichen, Kontakte, Termine, Aufgaben und dergleichen mehr über die Betriebssystemgrenzen hinaus zu synchronisieren. Microsoft, Google und Apple bieten zwar die Synchronisation dieser Daten an. Plattformübergreifend ist dies jedoch hauptsächlich mit Hilfe von Drittanbieter-Diensten möglich. Wie stellen hier mit Memotoo einen Universal-Synchronisierer vor und geben Tipps für Alternativen, die leider sehr rar sind.
Der Universaldienst Memotoo im Test
Scheinbar mühelos Daten übertragen: Die Realität zeigt Grenzen auf.
Screenshot und Montage: teltarif.de
Memotoo synchronisiert: |
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Für diesen Bericht haben wir Memotoo über längere Zeit getestet. Grundsätzlich war der Funktionsumfang beeindruckend und ermöglichte die Synchronisation verschiedenster Daten über die Grenzen von mehreren Android-Smartphones und PCs mit verschiedenen Browsern und E-Mail-Programmen hinweg. Selbst nach mehreren Neueinrichtungen der Geräte wurden alle gespeicherten Daten, vor allem mehrere Hundert Kontakte, aus der Cloud wiederhergestellt. Auf der Web-Plattform von Memotoo können die Datensätze eingesehen und bearbeitet werden. Auch die stark mehrsprachige Ausrichtung des Dienstes fiel positiv auf.
Das Konfigurations-Fenster des Thunderbird-Plugins TZ-Push.
Screenshot: teltarif.de
Konkret haben wir für die Synchronisation von Kontaktdaten
zwischen Android und Thunderbird unter Windows die App Memotoo sync [Link entfernt]
und das Thunderbird-Plugin TZ-Push
verwendet. In dieser Konstellation dauerte die Einrichtung wenige Minuten
und führte zum gewünschten Ergebnis. Allerdings müssen Nutzer beachten,
dass auf diese Weise keine Kontaktgruppen und -fotos synchronisiert
werden.
Nicht für alle Systeme bietet Memotoo eine eigene App an. Daher
beschreibt Memotoo für viele Synchronisationswege mehrere
Lösungen, die über alternative Addons oder Apps führen. Auf der Webseite
von Memotoo befinden sich zahlreiche Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie
die Synchronisation zwischen den Geräten einzurichten ist. Sobald die
Konfiguration abgeschlossen ist und die Daten synchronisiert werden, ist
ein weiteres Eingreifen des Nutzers zwar nicht notwendig.
Memotoo hat eine eigene App für Android entwickelt.
Screenshot Play Store: teltarif.de
Die Einrichtung ist jedoch auf manchen Systemen beschwerlich, da man sich
in unterschiedliche Benutzerführungen einarbeiten muss. Ein weiterer
Nachteil ist, dass nicht jede Drittanbieter-App, die für die
Synchronisation benötigt wird, kostenlos angeboten wird. Um
beispielsweise Lesezeichen zwischen Mozilla Firefox unter Windows mit
Google Chrome auf Android zu synchronisieren, ist zwingend die App Synthesis SyncML Client Pro
erforderlich, die 38,30 Euro kostet. Diese kann zwar 30 Tage
kostenlos getestet werden, für eine dauerhafte Einrichtung muss aber
der Kaufpreis entrichtet werden. Auf Anfrage teilte Memotoo mit, dass
derzeit für Android keine andere Lösung in Sicht sei.
Weitere Schwächen zeigten sich in unserem Test: Unter Android 5.1 synchronisierte die App die Kontakte nicht automatisch, obwohl dies in den Einstellungen hinterlegt war. Und auch die Web-Plattform zeigt leichte Mängel: Sobald ein Kontakt im Adressbuch bearbeitet und gespeichert wird, setzt sich die Sortierung der Kontakte zurück. Gelegentlich war auch zu beobachten, dass private E-Mail-Adressen als geschäftliche Adressen übertragen wurden. Andere Bugs wurden innerhalb unseres Testzeitraums beseitigt.
Nur für Wenignutzer kostenlos
Drei Abonnement-Modelle bietet Memotoo an, eines davon kostenlos.
Screenshot: teltarif.de
Für Anwender mit geringen Ansprüchen lässt sich Memotoo kostenlos nutzen.
Zu beachten ist allerdings, dass der Account nach 30 Tagen
Inaktivität gelöscht wird. Die Anzahl der zu synchronisierenden
Datensätze ist bei der freien Version zudem stark begrenzt. Wer mehr
als 50 Kontakte, Termine, Aufgaben, Notizen oder SMS bzw.
100 Lesezeichen synchronisieren möchte, muss für diesen Service die
Premium-Version buchen. 3 Euro monatlich, 12 Euro jährlich oder
22 Euro alle zwei Jahre fallen hier an und können per Paypal,
Überweisung oder Visa-Kreditkarte bezahlt werden. Als Premium- oder
Business-Nutzer können unbegrenzt viele Lesezeichen, E-Mail-Konten,
Kontakte, Termine, Aufgaben, Notizen und SMS gespeichert werden. 1 bzw.
2 GB Filestorage ist ebenfalls enthalten.
Schlankere Dienste für geringere Ansprüche
Für die einfache Synchronisation von Adressdaten reichen Dienste wie Funambol oder Plaxo [Link entfernt] aus. Funambol hat den Nachteil, dass der weit verbreitete Client Mozilla Thunderbird nicht mehr unterstützt wird. Ältere Versionen sind jedoch noch verfügbar. Plaxo ist für iOS-Nutzer interessant, sofern sie ihre Daten nicht ohnehin der iCloud anvertrauen. Über den Apple-Dienst können zwar unter anderem E-Mails, Kontakte Termine, Dateien und weitere gekaufte Inhalte gespeichert werden. Die Integration auf anderen Betriebssystemen ist jedoch oft von Drittanbieter-Programmen abhängig. Die Nutzung von Plaxo Basic, das noch keine echte Synchronisation unterstützt, ist kostenlos. Plaxo Sync kostet 4,95 US-Dollar pro Monat.
Der Browser Mozilla Firefox hat einen
Lesezeichen-Synchronisationsdienst integriert.
Helferlein für die Lesezeichen-Synchronisation: Xmarks.
Screenshot: teltarif.de
Dieser lässt sich jedoch nicht mit Google Chrome auf Android einbinden.
Dank Diensten wie Xmarks ist ein Austausch mit der Desktop-Version von
Chrome möglich, jedoch nicht mit Chrome unter Android - die Xmarks-App für
Android listet die gespeicherten Lesezeichen nur auf, integriert
sie aber nicht in den Google-Browser. Zudem werden nicht sämtliche Ordner
synchronisiert. Ein plattformübergreifender Austausch ist also nicht
möglich. Immerhin können mit den Synchronisations-Tools von Firefox und
Chrome auch Passwörter, geöffnete Tabs, die Chronik, Add-Ons und
Einstellungen übertragen werden. Bei Google Chrome sind es darüber hinaus
auch AutoFill-Einträge und Designs. Bis ein Lesezeichen nach der
Speicherung zum angeschlossenen Gerät übertragen wird, können wenige
Minuten vergehen, wenn der Bestand umfangreich ist. Ansonsten vergehen nur
wenige Sekunden.
Fazit: Im Detail stoßen Anwender schnell an Grenzen
Im Alltag begegnen den Nutzern digitaler Technik an vielen Stellen Synchronisationsprotokolle, ohne dass sie es bemerken. Längst werden E-Mails, Termine und Dateien ganz selbstverständlich systemunabhängig übertragen, so dass alle verbundenen Geräte auf dem gleichen Stand sind. Im Hintergrund verrichten WebDAV, SyncML und IMAP fleißig ihre Arbeit. Im Vordergrund steht oft eine App, die dieses Feature gar nicht so prominent ausweist, wie es dies verdient hätte. Die Einrichtung erfolgt in vielen Fällen automatisch, es müssen keine Server-Adressen, Ports oder Protokolle ausgewählt werden.
Gleichzeitig ist die Tendenz zu beobachten, dass die großen Dienste ihre Nutzer gerne in ihrer Sphäre behalten möchten. Ein Ausbruch ist zwar nicht unmöglich, wird jedoch nicht gefördert. Ähnlich der vielbeschworenen Filterblase sollen Android-Nutzer doch bitte den Chrome-Browser auf ihrem PC mit Microsoft Windows nutzen, sollten ihre Lesezeichen, Passwörter etc. auch dort verfügbar sein. Apple macht es nicht anders und bindet seine Nutzer mit der iCloud an sein Ökosystem.
Vor diesem Hintergrund ist die Reichhaltigkeit an offenen Standards und plattformübergreifenden Diensten nicht nur ein schöner Luxus, sondern bildet den Bedarf einer Gesellschaft an einer Vielfalt von Systemen und Diensten ab. Synchronisationsdienste machen den Nutzer unabhängiger von proprietären Standards und ermöglichen es, die Auswahl der Tools den Lebenslagen besser anzupassen.