Streaming: ProSiebenSat.1 produziert US-Serien
Detective Harry Bosch (Titus Welliver) muss sich auch um Tochter Maddie (Madison Lintz) kümmern
Foto: Amazon Studios
Die meisten US-Serienfans dürften von der Firma Red Arrow Studios noch nicht viel gehört haben. Das ist zunächst auch gar nicht ungewöhnlich, denn die kreative Arbeit der ProSiebenSat.1-Tochter läuft eher dezent im Hintergrund. Dennoch ist das Unternehmen eine feste Größe in der Produktion und dem Vertrieb von fiktionalen und non-fiktionalen Unterhaltungsinhalten. Einige Produktionen der Red Arrow Studios haben es sogar in die erste Liga der US-Streamingdienste Prime Video und Netflix geschafft. Das ist vor allem deshalb besonders interessant, weil ProSiebenSat.1 auf dem deutschen Heimatmarkt kürzlich angekündigt hat, mehr auf Eigenproduktionen zu setzen und den Anteil an Hollywood-Produktionen zurückzufahren.
Fabrik Entertainment
Detective Harry Bosch (Titus Welliver) muss sich auch um Tochter Maddie (Madison Lintz) kümmern
Foto: Amazon Studios
Herzstück der Serienproduktion ist die Firma "Fabrik Entertainment" [Link entfernt]
. Showrunner ist hier die Krimiserie "Bosch", welche unter anderem in Deutschland als Amazon Original bei Prime Video läuft. Die Story um Detective Hieronymus "Harry" Bosch gehört dort gewissermaßen zu den Dauerbrennern, wie auch Prime Video Deutschland-Chef Dr. Christoph Schneider in einem Interview mit teltarif.de bestätigte. Allerdings produziert Fabrik Entertainment auch für zahlreiche andere große US-Networks. So zum Beispiel "The Killing" für AMC & Netflix, "The Good Guys" für Fox oder "My Generation" für die Disney-Tochter ABC. Geleitet wird Fabrik Entertainment unter anderem von Melissa Aouate, die in Hollywood ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt ist. Sie kommt von der US-Produktionsfirma ImageMovers des bekannten Hollywood-Regisseurs Robert Zemeckis ("Zurück in die Zukunft"). Das Studio wurde 2007 von Disney übernommen und als ImageMovers Digital neugegründet.
Was wird aus Red Arrow?
In den vergangenen Monaten wurde im Zusammenhang mit dem Einstieg der italienischen Mediaset bei ProSiebenSat.1 immer wieder über eine Neuausrichtung des Medienkonzerns diskutiert. Dabei ging es auch um die Veräußerung einzelner nicht strategischer Geschäftsbereiche, ebenso stand die Zukunft von Red Arrow Studios schon früher unter dem ehemaligen ProSiebenSat.1-CEO Max Conze zur Debatte. Genau betrachtet ist Red Arrow ein Kronjuwel im Portfolio des deutschen Medienunternehmens. Denn hier haben die Münchener gewissermaßen in Hollywood einen Fuß in der Tür. Die Devise "Content is King" dürfte wohl kaum ohne erfolgreiche US-Serien möglich sein. Und was liegt näher, als diese gleich vor Ort selbst zu produzieren, statt für viel Geld Lizenzware einzukaufen? Darüber hinaus kann Red Arrow auch eine wichtige Plattform für die Lizenzierung eigener Ware auf dem internationalen Markt sein.
Fokus auf Eigenproduktionen
ProSieben-Senderchef Daniel Rosemann hatte bereits angekündigt, dass sich der Fokus im Bereich Entertainment verschieben werde. Weg von US-Lizenzware aus Hollywood in Richtung Eigenproduktionen, wie "The Masked Singer". Ziel sei es, sich stärker mit eigenen Inhalten zu differenzieren. Ob dieses Konzept aufgeht, muss natürlich am Ende der Zuschauer entscheiden. Man sollte jedoch immer bedenken, dass der Erfolg des deutschen Privatfernsehens seit Beginn in den 1980er-Jahren ohne Hollywood-Produktionen eigentlich undenkbar gewesen wäre. Genau diese Blockbuster führen heute Streamingdienste wie Prime Video, Netflix oder auch Disney+ zu großen internationalen Erfolgen. Vor diesem Hintergrund sollten sich die Manager in Unterföhring genau überlegen, wie wichtig es Ihnen auf Dauer ist, in dieser Liga mitzuspielen.
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