Streaming

Werden Netflix & HBO Max den Streaming-Markt dominieren?

Im Inter­view mit dem US-Wirt­schafts­sender CNBC erläu­tert AT&T-Chef John Stankey konkrete Wachs­tums­pläne für die Strea­ming-Tochter HBO Max. Aus seiner Sicht werden lang­fristig zwei Dienste den Markt domi­nieren.
Von Björn König

AT&T-Chef John Stankey erläu­terte kürz­lich in einem Gespräch mit dem Wirt­schafts­sender CNBC konkrete Wachs­tums­pläne für HBO Max. Dabei macht der CEO des wich­tigsten US-Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zerns deut­lich, dass er für den Streamer der Konzern­tochter WarnerMedia erheb­liches Poten­zial sehe und mittel­fristig neben Netflix zu den zwei global führenden Strea­ming-Anbie­tern werden wolle. Vor allem in den USA würden viele Zuschauer sich für mehr als ein Strea­ming-Abo entscheiden.

"Haben glor­reiche Tage noch vor uns"

Foto: AT&T AT&T-CEO John Stankey
Foto: AT&T
Insge­samt stehe man in der Entwick­lung von HBO Max noch am Anfang. HBO habe sich seit seiner Grün­dung im Jahr 1972 immer wieder neu erfunden und Strea­ming sei ein weiteres Kapitel dieser Neuerfin­dung. Im ersten Quartal dieses Jahres konnte HBO bzw. die Strea­ming-Tochter HBO Max in den USA 2,7 Millionen neue Abon­nenten gewinnen, gleich­zeitig wird der Dienst auch inter­national weiter ausge­rollt. Außer­halb der USA erreiche man mitt­ler­weile nahezu 64 Millionen Abon­nenten. Mit der aktu­ellen Posi­tion im sehr wett­ber­werbs­inten­siven Strea­ming-Markt zeigt sich der Manager zufrieden.

Um weitere Kunden­gruppen zu errei­chen, wolle man neben dem Premium-Preis­modell (14,99 US-Dollar pro Monat) auch eine güns­tigere, werbe­finan­zierte Version von HBO Max anbieten. Details hierzu sind noch nicht voll­ständig klar, jedoch sollen in dieser Vari­ante wahr­schein­lich keine Kino­pre­mieren von Warner Bros. enthalten sein. Mit dem jetzigen Preis­modell ist HBO Max aller­dings auch auf dem US-Markt teurer als Mitbe­werber wie Disney+ und Netflix.

Zwei Dienste domi­nieren den Markt

Stankey lobte im Inter­view noch­mals Netflix als "sehr solides Produkt". Dennoch sieht er auf dem US-Markt weiterhin großes Poten­zial für HBO Max, so würden sich zwei Drittel der US-Haus­halte für mehr als einen Strea­ming-Dienst entscheiden und HBO Max wolle eines dieser Produkte sein. Dabei spiele es auch keine Rolle, ob sich Abon­nenten für die Premium- oder werbe­finan­zierte Vari­ante des Dienstes entscheiden. Beides trüge für AT&T in glei­cher Weise zum Wachstum in diesem Segment bei.

Der heutige AT&T-CEO stand bereits selbst an der Spitze von Konzern­tochter WarnerMedia und war dort dementspre­chend für den Aufbau von HBO Max aber auch die Lizenz­ver­träge mit Part­nern im Ausland zuständig. In Deutsch­land hatte man 2019 einen exklu­siven Output-Deal verlän­gert, was hier­zulande bislang einen zügigen Start von HBO Max ausbremst. Mit dieser Situa­tion zeigt sich insbe­son­dere der aktu­elle WarnerMedia-CEO Jason Kilar sehr unzu­frieden.

Kann HBO Max inter­national aufholen?

WarnerMedia verfügt zwei­fels­ohne über ein sehr hoch­karä­tiges Angebot an Filmen und Serien, kann dieses Poten­zial aber auf dem inter­natio­nalen Markt aufgrund von bestehenden Lizenz­ver­trägen derzeit nicht selbst ausspielen. Das liegt ganz klar an stra­tegi­schen Fehler, welche noch in die Amts­zeit von John Stankey bei WarnerMedia fallen. Man könnte also bei der globalen Expan­sion schon viel weiter sein und viel­leicht sogar den Konkur­renten Netflix abge­hängt haben.

Voraus­sicht­lich bis 2025 laufen bestehenden Verträge zwischen WarnerMedia und Sky weiter. Im schnell­lebigen Strea­ming-Geschäft ist das eine halbe Ewig­keit, in der Netflix und Disney ganz sicher ihren globalen Vorsprung mit attrak­tiven Inhalten weiter ausbauen. Für HBO Max dürfte es dann in Deutsch­land umso schwerer werden, deren Kunden von einem Abo für HBO Max zu über­zeugen. Insbe­son­dere, wenn der Monats­preis auch noch deut­lich höher ist.

Bis 2025 will HBO Max die Hälfte seiner Abon­nenten außer­halb der USA gewinnen.

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