MGM: Geht das Filmstudio an Netflix?
Das Filmstudio MGM steht zum Verkauf
Foto: MGM
Gestatten: "Bond, James Bond. Vodka Martini, geschüttelt nicht gerührt." Diese Worte vom wohl bekanntesten Geheimagenten aller Zeiten kennt wirklich jeder. Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich groß, dass 007 künftig bei Netflix im Dienste ihrer Majestät unterwegs ist. Das legendäre Filmstudio MGM steht nämlich laut einem Bericht des Wall Street Journal zum Verkauf. Und es gibt viele Gründe, warum ausgerechnet der Streamer aus Los Gatos als besonders heißer Anwärtern vor der Tür steht.
Netflix braucht Studiokapazität
Das Filmstudio MGM steht zum Verkauf
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Die wichtigsten US-Streamer gehören alle mehr oder weniger zu großen Hollywoodstudios. HBO Max zu AT&T/Warner, Peacock zu Comcast/Universal sowie natürlich Disney+ und Paramount+ zu den gleichnamigen Produktionshäusern. Einzig Amazon und Netflix sind noch weitgehend auf sich allein gestellt. Während Amazon mit Amazon Studios zumindest noch über eigene Kapazitäten verfügt, gibt Netflix nach wie vor viele Produktionen in Auftrag oder bemüht sich um Studiolizenzen.
Das ist ein Problem, denn vor allem Netflix benötigt Unmengen an eigenem Content, um Abonnenten auf Dauer bei der Stange zu halten. Lizenzware ist auf dem Markt aber immer schwieriger zu bekommen, da die großen Studios diese exklusiv für ihre eigenen Streaming-Dienste verwerten wollen. Klar ist also: Wenn Netflix auf Dauer konkurrenzfähig bleiben will, benötigen sie ohne Frage eigene Produktionskapazitäten. Es gibt tatsächlich noch die eine oder andere Option, ein solches Studio zum Schnäppchenpreis zu kaufen.
Warum ist MGM attraktiv?
Metro-Goldwyn-Mayer ist noch eines der berühmten Studios aus der goldenen Ära Hollywoods. Bereits 1924 gegründet, verfügt es über einen riesigen Schatz an Filmklassikern und natürlich neueren Blockbustern. Das wohl größte Asset von MGM ist die legendäre James Bond-Filmreihe. Und eben auf diese hat es Netflix besonders abgesehen. Aufgrund der Corona-Pandemie kam der aktuelle James Bond "Keine Zeit Zu Sterben" mit Daniel Craig nicht pünktlich ins Kino. Netflix und Apple hingegen hatten großes Interesse an den Erstverwertungsrechten des Blockbusters.
Laut Medienberichten wollte Lizenzinhaber MGM von Netflix und Apple 600 Millionen US-Dollar für das einjährige Streamingrecht sehen. Die Los Angeles Times spricht sogar von 800 Millionen US-Dollar. Diese Summe ist in der Tat unfassbar hoch und macht eindrucksvoll deutlich, warum die Streamer ein eigenes Produktionsstudio benötigen. Es ist fast schon günstiger einen Blockbuster selbst zu produzieren, als die Streaming-Rechte von einem Studio zu erwerben.
Viel Geld in der Kriegskasse
Betrachtet man allein Börsenwert und Schulden, müsste Netflix um sechs Milliarden US-Dollar für das angeschlagene Filmstudio auf den Tisch legen. Mit dem Erwerb würde der Netflix-Katalog um weitere 4000 Titel aus dem MGM-Portfolio aufgestockt. Zudem hätte Netflix natürlich die Studiokapazität für eigene Produktionen in der Hinterhand. Für den Streaming-Marktführer aus Los Gatos wäre diese Summe sicherlich auch kein Zuckerschlecken, aber langfristig ein guter Deal und die einmalige Chance, im Wettbewerb mit den großen Konkurrenten zum Zug zu kommen.
Dann befände man sich endlich auf Augenhöhe mit AT&T, Comcast, Disney und Sony. Außerdem muss man damit rechnen, dass die Corona-Pandemie bald ihr Ende erreicht. Somit dürften Kinosäle mittelfristig wieder öffnen und die Produktionsstudios mehr Geld verdienen. Wer dann ein Studio kaufen will, müsste wahrscheinlich wieder deutlich mehr Geld auf den Tisch legen (sofern es überhaupt noch eine attraktive Kaufgelegenheit gibt). Abseits von MGM wäre dies bestenfalls noch Miramax, welches sich heute mehrheitlich im Besitz der beIN Media Group in Katar befindet.
In einem weiteren Artikel haben wir bereits das Produktionsstudio von Amazon vorgestellt.