Bericht: 1&1 hat Interesse an Sky
Übernimmt 1&1 Sky Deutschland?
1&1
Zieht Sky Deutschland demnächst vom Münchener Stadtrand ins beschauliche Montabaur? Durchaus vorstellbar, wie ein Exklusivbericht des Medienportals DWDL herausgefunden haben will. Demnach zeige 1&1 schon seit längerer Zeit Interesse an der deutschen Comcast-Tochter. Ob ein solcher Einstieg jedoch wirklich sinnvoll wäre, steht auf einem anderen Blatt. Welche Vor- und Nachteile hätte die Übernahme konkret auf das Unternehmen und den Medienstandort Deutschland?
Ungünstiger Einstiegszeitpunkt
Übernimmt 1&1 Sky Deutschland?
1&1
Der kolportierte Kaufpreis von rund einer Milliarde Euro wäre für 1&1 bei einer eigenen Marktkapitalisierung in Richtung 2,5 Milliarden Euro schon alles andere als ein kleiner Brocken. Zumal der Konzern selbst erheblich in den Aufbau seines eigenen 5G-Mobilfunknetzes investieren muss. Die finanzielle Ausgangssituation und der Kaufzeitpunkt erscheinen für einen solchen Deal also bereits mehr als ungünstig.
Zudem hatte Comcast erst kürzlich 8,6 Milliarden Dollar auf Sky abgeschrieben. Sollte 1&1 die Einheit übernehmen, stellt sich also schon zwangsläufig die Frage nach Schulden und Investitionen, denn hier müsste 1&1 als neuer Eigentümer ebenfalls in die Bresche springen. All dies würde vor allem den Aktionären von 1&1 bzw. United Internet kaum schmecken. Noch weniger dürfte es aber auch der Bundesnetzagentur schmecken, wenn der Netzausbau zurückgeworfen wird, weil 1&1 das Geld an anderer Stelle bräuchte.
Woher kommen die Inhalte?
Doch gehen wir hypothetisch davon aus, dass es tatsächlich zum Vertragsabschluss kommt. Welche weiteren Konsequenzen hätte dies für 1&1? Bis heute ist der Konzern klar und deutlich auf Telekommunikation fokussiert. Mit Sky würde sich das Geschäftsmodell grundlegend ändern. Der Telekommunikationskonzern würde sich gleichzeitig zum Medienkonzern entwickeln. Die Erfahrung aus Übersee zeigt allerdings, dass solche Verbindungen nicht unbedingt funktionieren.
So ist AT&T am Zusammenschluss mit WarnerMedia gescheitert, weil man das Mediengeschäft nicht ausreichend global skalieren konnte. Wenn der wichtigste US-Telekommunikationsnetzbetreiber aber keine Vorstellung hat, wie man mit dem Mediengeschäft Geld verdient, warum sollte es ausgerechnet ein deutscher Netzbetreiber an dieser Stelle besser machen? Es scheint mindestens sehr fraglich, ob ein solches Konstrukt langfristig Erfolg hätte.
Attraktive Inhalte fehlen
Viel entscheidender ist aber die Frage, woher 1&1 die Inhalte für Sky nehmen sollte. Der bisherige Sky-Eigentümer Comcast ist ein verschachtelter US-Medienkonzern und hat über NBCUniversal das Hollywoodstudio Universal Pictures im Rücken. 1&1 hingegen müsste sich wie jedes deutsche Medienunternehmen im Lizenzgeschäft um Inhalte aus den USA bemühen. Dass Paramount, Warner & Co. sich darauf einlassen, erscheint doch mehr als unwahrscheinlich. Deren Inhalte laufen in Zukunft exklusiv bei den konzerneigenen Streaming-Diensten.
Und wer würde überhaupt noch für Sky bezahlen, wenn es keine exklusiven Erstausstrahlungen von US-Blockbustern wie Game Of Thrones mehr gibt? Einkalkuliert sind gleichermaßen noch nicht die exorbitant teuren Bundesliga-Rechte. Auch hier müsste man Milliarden Euro auf den Tisch legen. Ein Blick in aktuellere Comcast-Geschäftsberichte reicht im Prinzip schon um sich auszumalen, dass die Investition in Sky Deutschland für jeden potenziellen Interessenten abseits vom Kaufpreis ein langfristig teures Vergnügen wird.
Fazit
Der Einstieg bei Sky Deutschland wäre weder im Interesse von 1&1, seinen Investoren und allen bisherigen Abonnenten. Als augenscheinlich "beste" Lösung käme die Übernahme durch einen strategischen Investor aus der europäischen oder amerikanischen Medienbranche infrage. Zu nennen wäre hier beispielsweise die französische Vivendi. Potenzielle Interessenten aus den USA sind zumindest aktuell für Sky eher nicht zu erwarten.
Was Sky macht, nennt man heute abwertend "Legacy Business". Ein Geschäftsmodell, welches im Kern immer noch auf der Vermarktung von teurem Premium-Pay-TV in Form von Laufzeitverträgen basiert. Dieses Geschäftsmodell funktionierte schon kaum zu Zeiten, in denen es keinen scharfen Wettbewerb durch US-Streamer gab. Signifikantes Wachstum ist heute kaum noch zu erwarten und die gesamtwirtschaftliche Situation läuft eher darauf hinaus, dass Abonnenten ihr Budget bei Unterhaltung kürzen.
Bloomberg: Steht Sky Deutschland vor dem Verkauf?
