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CNN+: Kurz nach dem Start schon vor dem Aus?

Gerade erst aus der Taufe gehoben, steht die Zukunft des Nach­richten-Strea­mers CNN+ bereits infrage. Beim neuen Eigen­tümer Warner Bros. Disco­very genießt der Dienst offenbar keine Prio­rität mehr.
Von Björn König
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Foto: CNN+ Gehen bei CNN+ kurz nach dem Start bereits die Lichter aus?
Foto: CNN+
Die Pläne bei WarnerMedia waren noch vor einigen Monaten groß: Mit CNN+ sollte ein neues Nach­richten-Flagg­schiff im Strea­ming entstehen. Mit an Bord des Projekts war seiner­zeit unter anderem CNN-Chef Jeff Zucker. Nun hat sich der Wind aber bereits deut­lich gedreht. Nachdem Zuckers Bezie­hung zu einer CNN-Mitar­bei­terin öffent­lich wurde, führte dieser Verstoß gegen interne Compli­ance-Richt­linien zu seinem Karrie­reende beim Nach­rich­ten­sender. Kürz­lich schlossen sich dann WarnerMedia und Disco­very zusammen. Im neuen Konzern spielt CNN+ offenbar keine tragende Rolle mehr.

Marke­ting bereits einge­stellt

Foto: CNN+ Gehen bei CNN+ kurz nach dem Start bereits die Lichter aus?
Foto: CNN+
Wie das Portal "Variety" berichtet, hat Warner Bros. Disco­very anschei­nend bereits externe Marke­ting­maß­nahmen für CNN+ einge­stellt. Dies mache es dem Dienst erheb­lich schwerer, über­haupt noch neue Abon­nenten zu gewinnen. Womög­lich ist das aber auch gar nicht geplant, denn CNN-Inhalte könnten ebenso an anderer Stelle unter­kommen.

Mit HBO Max, Disco­very+ sowie CNN+ würde Warner Bros. Disco­very nunmehr drei sepa­rate SVoD-Streamer betreiben. Das ist einer­seits für den Medi­enkon­zern unöko­nomisch und würde auch bei Zuschauern wenig Verständnis auslösen. Warum soll man schließ­lich drei Dienste abon­nieren, nur um alle Inhalte von Warner Bros. Disco­very sehen zu können?

Aufwer­tung von HBO Max?

Aktuell erscheint es wahr­schein­lich, dass sowohl der Content von Disco­very als auch CNN+ unter das gemein­same Dach von HBO Max wandert und den Dienst damit noch­mals deut­lich aufwertet. Variety berichtet außerdem, dass bislang keine Shows von CNN+ abge­setzt wurden, was zumin­dest den Eindruck erweckt, dass man abseits bishe­riger Verbrei­tungs­wege zumin­dest grund­sätz­lich am Projekt fest­halten wolle.

Der neue Warner Bros. Disco­very-CEO David Zaslav hatte bereits bei einer Pres­sekon­ferenz zum Zusam­men­schluss mit Warner deut­lich gemacht, dass alle Marken des gemein­samen Konzerns eminent wichtig seien. Das gelte auch für CNN, obwohl das News-Network schon bislang unter dem gemein­samen Dach von WarnerMedia neben großen Unter­hal­tungs­marken wie Warner Bros., Turner und DC Comics eher ein Schat­ten­dasein fris­tete.

Über­schau­bare Abozahlen

In den ersten drei Wochen nach Start sammelte CNN+ rund 150.000 zahlende Abon­nenten ein. Das steht in keinem Verhältnis zu großen Enter­tain­ment-Strea­mern wie Disney+ oder Netflix, war aber von Anfang an wohl auch nicht das erklärte Ziel von WarnerMedia. Dennoch erhoffte man sich wohl, insbe­son­dere bei der jüngeren Gene­ration von "Cord Cuttern" ohne Kabel­anschluss Plus­punkte zu sammeln.

Wie eine Zukunft für CNN-Content bei HBO Max aussehen könnte, hängt aber mit Sicher­heit stark davon ab, wie viel das ehema­lige WarnerMedia-Team im neuen Konzern über­haupt noch mitzu­reden hat. David Zaslav gilt, zumin­dest nachdem was bislang zu hören war, nicht unbe­dingt als großer Anhänger der Traum­fabrik Holly­wood und dem klas­sischen Enter­tain­ment-Geschäft. Wahr­schein­lich ist daher, dass es im ehema­ligen Warner-Bereich zu weiteren Umstruk­turie­rungen kommt, welche dann auch CNN betreffen.

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