Streaming: Deutschland bald größter SVoD-Markt in Europa
Eine aktuelle Analyse von Digital TV Research prognostiziert für Deutschland überdurchschnittliches Wachstumspotenzial im Bereich Streaming. Innerhalb der nächsten Jahre wird Deutschland sogar voraussichtlich Großbritannien als wichtigster Streaming-Markt überholen.
Abozahlen steigen deutlich
Allein bis 2025 rechnet Digital TV Research mit über 51 Millionen SVoD-Abonnements in Deutschland, womit ein Großteil der Einwohner entsprechend mit Disney+, Netflix und Amazon Prime Video versorgt sein dürfte. Auf weiteren Plätzen folgen schließlich Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien. In den südeuropäischen Ländern erreichen SVoD-Dienste jedoch mit knapp über 20 Millionen aktiven Abos nur ein deutlich geringeres Potenzial.
Marvel-Blockbuster wie "Shang-Chi" sorgen auch in Zukunft für neue Abonnenten bei Disney+
Bild: Marvel
Trotz dieses beachtlichen Wachstums fallen die Effekte eines Starts von HBO Max vorerst klein aus, sagt Analyst Simon Murray von Digital TV Research. Er geht davon aus, dass vor allem langfristige Verträge von WarnerMedia die Entwicklungschancen von HBO Max in europäischen Kernmärkten wie Deutschland noch mittelfristig schmälern. Dennoch, bei einem Launch in Deutschland erhält der SVoD-Markt nochmals neuen Schub.
Netflix bleibt in Europa Marktführer
Die Analysten erwarten trotz eines zunehmend diversifizierten Streaming-Marktes, dass Netflix seine Spitzenposition halten kann. Prognostiziert werden 67 Millionen Abos in Westeuropa, eine Steigerung von 10 Millionen Kundenverträgen seien machbar. Bis 2026 sieht Digital TV Research außerdem deutliche Steigerungen bei Disney+. Für den Mickey-Mouse-Konzern wird in Westeuropa bis 2026 eine Verdopplung der Kundenzahl auf 53 Millionen Abonnenten angepeilt.
Allerdings gehen diese Entwicklungen auf Kosten der Konkurrenz, insbesondere Amazon Prime Video. Dem Streamer, welcher im Bundle mit Amazon Prime vermarktet wird, rechnen die Analysten lediglich geringes Wachstumspotenzial zu. So wird nur noch ein kleiner Vorsprung zu Disney+ erwartet. In Deutschland ist Prime Video derzeit Marktführer, was jedoch weniger den Inhalten, als der zuvor genannten Verbindung mit Amazon Prime zu verdanken ist.
Schwierige Rahmenbedingungen
Die Analyse von Digital TV Research ist bemerkenswert, da Deutschland sowohl für Pay-TV als auch Streaming als besonders schwieriges Pflaster gilt. Die Zahlungsbereitschaft für Unterhaltung ist hierzulande aufgrund obligatorischer Rundfunkbeiträge und Kabelgebühren sowie dem breiten Angebot an privaten Free-TV-Sendern traditionell gering. Sie ist aber auch Ausdruck des Umstandes, dass Zuschauer mit den inhaltlichen Angeboten der öffentlich-rechtlichen Sender sowie den Privatsendern zunehmend unzufrieden sind und sich vermehrt US-Streamingdiensten zuwenden.
Es gibt also ganz offensichtlich in Deutschland großen Bedarf am Content von Netflix, Disney+ und Co. und dieser wird in den kommenden Jahren sogar noch weiter zunehmen. Für die US-Studios ist das eine sehr gute Nachricht, denn deren Inhalte landeten in den vergangenen Jahren hauptsächlich in der Free-TV-Auswertung, um überhaupt ein breites Publikum zu erreichen. Mit dem Wachstum bei SVoD-Verträgen bekommen sie im Bereich Direct-to-Consumer nun wieder stärkeren Zugriff auf die Verwertungskette.
Außerhalb Deutschlands vermeldet auch HBO Max positive Zahlen.