Smart Home: Durchblick im System-Dschungel
Smart Home, aber richtig!
Wer sich mit dem Thema Smart Home beschäftigt, ist schnell frustriert, denn es gibt eine schier unüberschaubare Anzahl von Systemen auf dem Markt. Die Auswahl fällt schwer und jedes dieser Systeme hat seine eigenen Vorteile. Miteinander kompatibel sind aber leider nur die wenigsten.
In diesem Artikel erklären wir die prinzipiellen Unterschiede von Smart-Home-Systemen und bieten Ihnen auf den folgenden Seiten einen konkreten Überblick über die interessantesten Angebote im Markt. Dabei gehen wir auch auf die jeweiligen Vor- und Nachteile ein.
Professionelle Hausautomatisierung kostet viel Geld.
Wer mit einem Elektriker spricht, für den gibt es eh nur ein System für die Hausautomation, nämlich KNX. Das System, das eigentlich für einen fix verlegten Datenbus gedacht war, funktioniert mittlerweile auch mit Powerline, Funk oder Ethernet. Der große Vorteil des Systems: Es ist ein weit verbreiteter Standard. Der Nachteil: Planung und Programmierung sind ziemlich anspruchsvoll. Und billig ist es auch nicht. Wer beispielsweise einen Neubau mit KNX plant, sollte alleine für die Basisversion mit mindestens 15.000 Euro rechnen. Günstiger wird es nur, wenn man sich einzelne Bereiche herauspickt. Eine einfache Rollladensteuerung für das ganze Haus ist schon für etwa 1400 Euro zu haben.
Dieses Beispiel zeigt schon: Wer sich für ein Smart Home interessiert, der sollte sich vor der Anschaffung genau Gedanken machen, was er damit steuern möchte. Generell gibt es fünf große Haupteinsatzgebiete. Das sind Lichtsteuerung, Sicherheit, Entertainment, Heizungssteuerung sowie Beschattungssysteme, die alle mit der Hausautomatisierung abgedeckt werden können.
Nachrüsten ist günstiger
So flexibel und leistungsfähig KNX ist – für die meisten Nutzer wird vermutlich ein Nachrüstsatz mit einzelnen Komponenten die bessere Wahl sein. Er lässt sich ohne viel Aufwand auch in Altbauten installieren und punktgenau auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden. Je nach System und Anspruch ist man da schon mit ein paar hundert Euro dabei.
Die Systeme im Markt unterscheiden sich vor allem durch ihre Offenheit. So gibt es geschlossene Systeme, bei denen nur die Geräte eines einzelnen Herstellers verwendet werden können. Das hat den Vorteil, dass sie perfekt aufeinander abgestimmt sind und zudem in der Regel auch höhere Sicherheitsstandards bieten. Der Nachteil: Bei der Geräteauswahl ist man auf einen einzigen (teuren) Hersteller festgelegt. Mehr Flexibilität bieten halb-offene Standards, bei denen unterschiedliche Hersteller zusammenarbeiten. Und schließlich gibt es noch offene Systeme, die die größte Geräteauswahl bieten. Bei ihnen können aber bisweilen auch Kompatibilitätsprobleme auftreten.
Funkstandards: Nicht jeder kann mit jedem
Bei den Funkstandards gibt es eine Reihe von Systemen, die herstellerübergreifend genutzt werden. Einer der bekanntesten ist Z-Wave, den über 450 Hersteller nutzen. Mehr als 1700 Geräte für unterschiedliche Bereiche werden mit dem Z-Wave oder Z-Wave Plus Zertifikat produziert. Der Z-Wave Funkstandard nutzt ein vermaschtes Netzwerk. Jedes Modul, das vom Stromnetz betrieben wird, kann zu einem anderen Modul – egal ob Batterie oder netzbetrieben – das Signal weiterleiten. Das erhöht die Stabilität des Netzes.
ZigBee, das es bereits seit 2004 gibt, gehört ebenfalls zu den sehr verbreiteten Standards, mehr als 400 Hersteller nutzen ihn. Auch hier sind alle Geräte vernetzt, sie nutzen aber zusätzlich sogenannte Profile. Leider gibt es bei ZigBee eine ganze Reihe von „Dialekten“, sodass die Geräte keineswegs zueinander kompatibel sein müssen.
EnOcean kommt ohne externe Stromquellen aus
Eine Besonderheit ist der EnOcean-Standard, der von Siemens entwickelt wurde. Er braucht nur sehr wenig Energie und funktioniert fast ganz ohne Batterien oder Steckdosen. Die Sensoren gewinnen den für die Übertragung der Daten notwendigen Strom autark aus Sonnenergie, Umgebungswärme oder Bewegung. Mit der Technik sind in Gebäuden Reichweiten von immerhin 30 Meter möglich, im Freien von 300 Meter.
Auch der noch relativ neue Standard Bluetooth Low Energie (BLE) ist Energie-optimiert. Basis ist der von Nokia entwickelte Wibree-Standard. Er wurde speziell für Internet der Dinge entwickelt und hat eine Reichweite von etwa 10 Meter. Wie bei ZigBee gibt es auch hier unterschiedliche Protokolle, die die Verständigung der Geräte untereinander erschweren.
Wartet noch auf den Durchbruch: DECT ULE
Noch eher wenig verbreitet ist der ebenfalls sehr sparsame DECT ULE (Ultra Low Energy) Standard. Er ist so genügsam, dass die Geräte jahrelang ohne Batteriewechsel auskommen. Er wird von Gigaset genutzt, aber auch die Fritz!Box unterstützt ihn – allerdings nur, wenn die Geräte auch das "HAN-FUN" unterstützen, (Home Area Network Funktional Protocol). Auch bei Magenta Home gibt es Geräte, die auf DECT-ULE basieren.
Ein Standard der zweiten Wahl für Smart Home-Geräte ist WLAN. Er ist zwar weit verbreitet, aber auch sehr energiehungrig. Weswegen er nur für Geräte infrage kommt, die an das Stromnetz angeschlossen werden können.
Auf Bedienkomfort achten
Aber nicht nur die Kompatibilität ist wichtig, auch der Bedienkomfort. Den sollte man bereits vor dem Kauf auf die Probe stellen und auch überprüfen, ob etwa eine Sprachsteuerung über Alexa&Co dazu gehört oder die Programmierung verständlich und intuitiv ist. Im Zweifelsfall sollte man sich das auch zeigen lassen und bei Nichtgefallen vielleicht ein paar Euro extra anlegen. Sonst ärgert man sich über viele Jahre.
Um Ihnen die Entscheidung etwas einfacher zu machen, finden Sie auf den nächsten Seiten einen kleinen Marktüberblick über die unterschiedlichen Smart Home-Systeme. Die Liste hat aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Mit einem Klick auf das Bild kommen Sie zum jeweils nächsten Produkt.
