Go Mo: Flatrate für Sprache, Daten & SMS für unter 10 Euro?
Immer wieder hören wir die Kritik, dass Mobilfunk in Deutschland doch viel zu teuer sei. "Das müsste doch viel, viel günstiger gehen!", lautet die Forderung. Da flatterte uns eine Presseeinladung für heute 8.30 Uhr auf den Tisch, für die Präsentation von "Go Mo". Das Angebot wird den Puls unserer Leser nach oben treiben, denn hier gibt es Sprachtelefonie flat, SMS-Nachrichten flat (außer zu Mehrwertnummern) und mobile Daten flat für einen Preis von nur 9,95 im Monat.
Wo ist der Haken?
50.000 Kunden können lebenslang für 9,95 surfen und telefonieren oder simsen.
Grafik: Go-Mo.ch / Screenshot: Henning Gajek teltarif.de
Das Angebot gibt's vom Netzbetreiber Salt, dem drittgrößten Mobilfunkanbieter der Schweiz, der in Vergleichstests schweizweit auf Platz drei, europaweit etwa auf dem Niveau der Deutschen Telekom) rangiert. Der Kampf-Preis ist folglich in Schweizer Franken (umgerechnet etwa 9,45 Euro) und er gilt nur für die ersten 50.000 Kunden, für die aber auf Lebenszeit, wenn sie nicht kündigen.
Das Angebot gilt nur für Kunden mit Wohnsitz in der Schweiz und es ist nur online unter www.go-mo.ch bestellbar. Nach der bestandenen Online ID Prüfung (der Ausweis wird online eingescannt) kommt die SIM-Karte per Post an die Schweizer Adresse.
Roaming ist mit der Karte möglich. Die Minute ankommend oder abgehend kostet in Deutschland beispielsweise 45 Rappen (43 Cent) pro Minute, die Taktung ist 30/1 Sekunden. Ein Megabyte Roaming-Daten wird mit 2,5 Rappen (ca. 2.4 Cent berechnet, damit käme ein Gigabyte auf umgerechnet 24,30 Euro.
Roaming in exotischen Ländern wie Afghanistan liegt preislich in Zone "World" und ist mit 1,95 CHF/Minute günstiger als die Zone "Far", zu der Länder wie Angola, Bhutan oder Kuba gehören und wo die Minute 3,95 CHF (3,75 Euro) kostet, ein Megabyte Daten würde 1,25 Franken (1,19 Euro) kosten und erinnert eher an Kreuzfahrtschiff-Preise.
Nur normaler Gebrauch
Go Mo macht darauf aufmerksam, dass die Karte nicht weitervermietet oder in Call-Centern oder zum SMS-Massenversand eingesetzt werden darf und auch der überwiegende Einsatz im Ausland sei nicht gestattet. Zum Schutz vor unerwarteten Kosten kann der Kunde die Roaming-Kosten auf maximal 95 Euro im Monat (100 CHF) beschränken. Die Aktivierung der SIM-Karte kostet einmalig 39,95 Franken (37,95 Euro). Die Kündigungsfrist beträgt 60 Tage, nach Vertragsstart.
Wäre das Angebot für deutsche Kunden interessant?
Deutsche Kunden, die mit dieser Karte liebäugeln, müssten über eine Schweizer Adresse und eine Schweizer Aufenthaltsbewilligung (im Scheckkartenformat) verfügen. Die Verwendung einer existierenden realen Schweizer Post-Adresse und eines deutschen Personalausweises (ohne Aufenthaltsbewilligung) reicht dazu nicht aus, wie Tests ergaben. Die Bezahlung der Rechnung kann dann über eine Kreditkarte (Master / VISA) oder das in der Schweiz populäre Verfahren Twint erfolgen. Bei der Anmeldung wird auch eine (Schweizer) Mobilfunkrufnummer erfragt, die auf Wunsch zu Go Mo (Salt) portiert werden kann.
Go Mo weist in seinen AGBs auch darauf hin, dass der überwiegende Einsatz im Ausland nicht "zum normalen Gebrauch" gehöre.
Wann gibt es solche Tarife in Deutschland?
Die Schweiz hat für Deutsche, die dort zu Besuch sind, ein durchweg höheres Preisniveau. Wer ein beispielsweise ein leckeres Schnitzel mit Beilagen im Schweizer Restaurant bestellt, kann schnell mit 30 bis 40 Euro rechnen, ein Liter Milch kostet knapp 2 Euro (und ist von höchster Qualität). Von daher sind knapp 10 Euro pro Monat für einen Mobilfunkvertrag in jeder Hinsicht ein absoluter Kampfpreis.
Schweizer Anbieter haben den Vorteil, dass sie kein schwer kalkulierbares EU-Roaming anbieten müssen. Wenn europäische Anbieter eine "unlimited Flat" anbieten wollen, muss diese nach EU-Recht europaweit gelten. Untereinander - also zwischen den Mobilfunk-Anbietern - werden aber Kosten fällig, die gegenseitig verrechnet werden. Sollte hier eine Schieflast bestehen (mehr Roamer im fremden Netz, als im eigenen Netz zu Besuch unterwegs), wird es schwer kalkulierbar oder müsste irgendwann in der Menge begrenzt werden. Dann kann aber nicht mehr mit unlimited geworben werden.
In Deutschland wären solche Tarife vielleicht denkbar, wenn der Kunde auf das EU-Roaming komplett verzichten würde und außerdem bereit wäre, sich um alles selbst zu kümmern. Der Kunde sollte sich bestens auskennen und kleine oder größere Probleme selbst lösen können oder wollen. Das würde "Absolute No Frills" und den völligen Verzicht auf jegliche Hotline oder Beratung bedeuten. In Italien bekommt man die Karte (von Iliad) nicht einmal mehr per Post zugeschickt, sondern muss sie sich an einem anonymen Automaten ziehen. Sollte ein unlösbares Problem auftreten, hilft nur Kündigung und Wechsel des Anbieters.
Bedenken sollte man auch, dass die Schweiz bereits mobilfunkmäßig hervorragend ausgebaut ist (auch in der Schweiz gibt es noch Funklöcher), was in Deutschland bekanntlich nicht der Fall ist.
Was ist in der Schweiz los?
Warum macht Salt das? Salt als Nummer 3 von drei Anbietern möchte in der Schweiz seinen Marktanteil vergrößern. Salt gehört dem Multimilliardär Xavier Niel, der in Frankreich und Italien mit seinem Unternehmen Iliad und der Mobilfunkmarke "Free" das dortige Preisgefüge ziemlich zum Einsturz gebracht hat. In der Schweiz hatte Niel bislang auf solche Kampfpreise verzichtet.
In Irland ist Niel mit der Marke "Go Mo" schon vor etwa 2 Jahren gestartet. Auch da ging es mit 9,99 Euro im Monat los, inzwischen ist der Preis auf 14,99 Euro geklettert.
Schweiz: Konkurrenz reagiert prompt
Die Antwort von Yallo.ch. 9 Franken für unlimited Surfen (ohne Telefonie und SMS)
Grafik: Yallo.ch / Screenshot: Henning Gajek teltarif.de
Kaum war das Go-Mo-Angebot online im Netz, hat der Schweizer Discount-Anbieter Yallo (im Mobilfunknetz von sunrise) reagiert:
9,00 Franken im Monat (8,55 Euro) und 0,00 Euro Aktivierungsgebühr. Der Haken: Telefonie und SMS gehen hier extra. Datentransfers sind auf 21 MB/s begrenzt, was aber sicher kaum stören dürfte.
Die Schweizer Swisscom kontert mit 19,95 Franken (statt 58 Franken) und 40 Franken Anschlusspreis.
Grafik: Wingo.ch / Screenshot: teltarif.de
Das vergleichbare Angebot im Netz der Swisscom, die bei (fast) allen Tests ungeschlagen an der Spitze liegt, lautet beim Discounter Wingo 19,95 Franken (17,10 Euro) pro Monat.
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