Samsung Galaxy Tab S5e im Test: Da gibt's was auf die Ohren
Nachdem Huawei von Donald Trump ein wenig unsanft ausgebremst wurde, kann sich die Konkurrenz wieder Hoffnungen auf bessere Geschäfte machen. Das gilt auch für Samsung, das insbesondere bei den Tablets von Huawei unter Druck gesetzt wurde. Mit dem Galaxy Tab S5e (e wie Essential) bringen die Koreaner ein 10,5-Zoll-Gerät auf den Markt, das in der gehobenen Mittelklasse angesiedelt ist, ein Bereich, der durch die günstigen Huawei-Geräte besonders unter Druck geraten ist.
Samsung bietet das Galaxy Tab S5e offiziell in zwei Varianten an. Zum einen in einer WLAN-Version, die derzeit etwa 370 Euro kostet, und in einer LTE-Variante, die je nach Farbe etwa 40 bis 60 Euro Aufpreis kostet.
Bei Real und Amazon ist zudem eine Version mit 128 GB Speicher und 6 GB RAM aufgetaucht (statt 64 GB und 4 GB). Sie kostet je nach Anbieter und Ausstattung zwischen 500 und 680 Euro. Diese Geräte scheinen aber Importware zu sein. Unser Testgerät ist eine LTE-Version und wird im Internethandel für rund 430 Euro verkauft.
Verarbeitung, Gehäuse und Display
Das Design des Tab S5e überzeugt
Bild: teltarif.de
Es ist schon beeindruckend, wie dünn das Gehäuse des Samsung Galaxy Tab S5e ist. Gerade mal 5,5 mm ist es dick, mit 400 Gramm ist es zudem sehr leicht. Damit liegt es hervorragend in der Hand und ist zudem auch sehr mobil. Das matte Aluminium-Gehäuse ist sehr stabil und zudem sehr effizient in der Abwehr von Fingerabdrücken. Dafür sieht man die Tapser auf dem spiegelnden Display leider umso mehr.
Die Rückseite aus Alu
Bild: teltarif.de
Dem dünnen Gehäuse geschuldet gibt es nur eine USB-C-Buchse, einen Klinkenstecker sucht man vergeblich. Ansonsten finden sich an der Seite noch vier Schallaustrittsöffnungen, hinter denen sich, so viel sei schon jetzt verraten, eines der besten Soundsysteme verbirgt, das wir bisher bei einem Tablet gehört haben.
Auf der Rückseite findet sich zudem eine Kamera, die aber leider ziemlich aus dem Gehäuse heraussteht und die eigentlich auch nur dazu taugt, mal gelegentlich ein Bild zu machen, an das man keine großen Qualitätsansprüche stellt.
Das Tablet kommt mit einem AMOLED mit 2560 x 1600 Pixel Auflösung. Es wirkt sehr hell und zeigt AMOLED-typisch auch sehr kräftige Farben. Insgesamt ist die Abstimmung gelungen, die Farben wirken sehr natürlich. In den Einstellungen lassen sich die Farbsättigung und der Weißabgleich aber auch von Hand einstellen. Eine Automatik passt die Einstellungen auf Wunsch dem Bildschirminhalt an.
Die Blickwinkel-Stabilität überzeugt, auch bei größeren Kippwinkeln gibt es wenig zu meckern. Auch die Schärfe ist sehr gut, die Schriftkanten wirken glatt. Aufgrund der scharfen Bildwiedergabe und des geringen Gewichtes eignet sich das Tablet auch als virtuelles Fotoalbum oder als riesiger E-Book-Reader.
Betriebssystem und Apps
Samsung liefert das Tab S5e mit dem neuesten Android 9 Pie und der hauseigenen Nutzeroberfläche OneUI aus. Diese Nutzeroberfläche ist noch relativ neu, aber für Nutzer der Galaxy S10 Reihe keine Unbekannte. Sie sieht deutlich aufgeräumter aus als die Vorgänger-Interfaces und sie ist auch viel einfacher zu nutzen.
In den Tiefen der Software finden sich eine Reihe von nützlichen Funktionen. So gibt es beispielsweise einen Kindermodus, der ziemlich einfach über die Quicksettings aktiviert werden kann. Wer viel vor dem zu Bett gehen mit dem Tablett arbeitet, kann einen Blaufilter einschalten, der das für das Einschlafen schädliche blaue Licht reduziert.
Auch den aus der Smartphone-Welt bekannten Nachtmodus gibt es beim Samsung-Tablet. Dabei werden die Samsung eigenen Apps – und nur diese – in einem dunklen Design dargestellt. Wer seinen Standort freigibt, kann dies dann synchron zu Sonnenauf- und Untergang automatisch wechseln lassen.
Das Tablet kommt mit der Samsung-Benutzeroberfläche One UI.
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Für die Sicherheit hat das Tablet auch einen Fingerabdrucksensor eingebaut. Er befindet sich im Ein/Ausschalter und funktioniert fast immer problemlos. Es gibt auch eine Gesichtserkennung, die allerdings keinen Iris-Check durchführt und deshalb eher nur eine schwache Sicherheitsstufe bietet.
Tief verwurzelt ist der Sprachassistent Bixby 2.0, mit dem das Tablet oder auch diverse Smarthome-Geräte per Sprache gesteuert werden können. Bixby sorgt auch für einen Nachrichten-Feed, der nach persönlichen Präferenzen eingestellt werden kann. Samsung will mit Bixby den Systemen von Google und Amazon Konkurrenz machen, kann ihnen aber nicht wirklich das Wasser reichen.
Das Samsung-Tablet ist in erster Linie wohl als Entertainment-Gerät gedacht, doch wer möchte, kann sich ein optionales Key-Board-Cover dazu kaufen und hat dann auch einen Laptop-Ersatz. Für diesen Zweck gibt es auch den DeX-Mode, den Desktop-Experience-Mode, der eine Art Windows auf Android-Basis simuliert, bei dem Office-Apps genutzt und das Gerät auch über eine Maus gesteuert werden kann. Über den USB-C-Port kann auch dann ein externer Monitor angeschlossen werden. Allerdings: Wenn mehrere Fenster geöffnet werden kommt das Gerät schnell an seine Grenzen, auch weil nur 4 GB Arbeitsspeicher zur Verfügung stehen.
Das Samsung hat auch Anschlüsse für ein Tastatur-Cover
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Leistung
Für den Antrieb sorgt ein Snapdragon 670. Der Chip besitzt acht Kerne, zwei davon takten bis 2 GHz. Er erledigt zwar die täglichen Aufgaben, wie die HD-Video Wiedergabe, problemlos und flüssig, kommt aber bei Multitasking-Aufgaben gehörig ins Schwitzen. Im 3D Mark Slingshot Extreme lag die maximale Bildwiederholrate bei 41,3 fps, was zwar eine absolut flüssige Wiedergabe bedeutet. Bisweilen ist die Rate aber auf unter 25 fps eingebrochen, was sich in einem deutlichen Ruckeln äußerte, bei leistungshungrigen Anwendungen ging es schon mal unter 5 fps. Das ist dann nicht viel mehr als eine Diashow.
Connectivity
Unser Testgerät bietet zwei Optionen, um sich mit dem Internet zu verbinden. Per WLAN ( 802.11 a/b/g/n/ac) mit einer FRITZ!Box 7590 als Partner schaffte das Tablet unter praxisnahen Bedingungen in einem Einfamilienhaus 300 MBit/s, was mehr als genug für alle Multimedia-Anwendungen ist.
Die zweite Option ist LTE. Hier hängt die maximale Geschwindigkeit stark vom jeweiligen Vertrag und vor allem auch vom Standort ab. Aber auch hier hatten wir nie Probleme, einen Full-HD-Film anzuschauen. Und der Wechsel zwischen beiden Verbindungsarten funktionierte schnell und sicher.
Ein bisschen schade ist, dass es keine Klinkenbuchse gibt. Der beigelegte Adapter für die USB-C-Buchse ist nicht wirklich ein Ersatz. Wir haben ihn im Test mehre Male verlegt, das Suchen hält auf. Viel wichtiger noch: Bei dieser Konstruktion kann man nur entweder laden oder Musik hören. Das neue Samsung Tablet bietet auch keine Unterstützung für den S-Pen. Fans dieser Eingabe-Technik müssen auf ein Nachfolge-Modell hoffen.
Sound und Akkulaufzeit
Ein echtes Highlight sind die Lautsprecher, für die der Kopfhörer Spezialist AKG zuständig ist. Sie gehören zu den besten, die derzeit in Tablet-Computer eingebaut werden. Sie spielen in derselben Klasse mit, wie die aktuellen iPad Pro Lautsprecher. Je einer von ihnen ist an jeder Ecke untergebracht und zusammen produzieren sie einen echten Surround-Sound, der bei Filmen, aber auch bei Spielen sehr viel Spaß macht. Da pfeifen einem die Raumschiffe nur so um die Ohren, Autos fahren auch dem Gehör nach von links nach rechts über den Bildschirm. Man hat das Gefühl, man ist wirklich dabei. Einzig bei der Basswiedergabe müssen die winzigen Lautsprecher sich den akustischen Gegebenheiten beugen. Für noch mehr Wumms bräuchte man halt mehr Resonanzraum.
Die vier Lautsprecher (zwei je Seite) produzieren einen tollen Sound
Bild: teltarif.de
Aber ansonsten kann man sich bei dem Tablet externe Lautsprecher wirklich sparen. Man müsste vermutlich schon einen dreistelligen Betrag anlegen, um merklich bessere zu bekommenden. Noch mehr auf die Ohren gibt es mit dem zuschaltbaren Dolby Athmos. Aber nur ein bisschen, der Unterschied ist kaum merkbar.
Bei alldem bleibt der Sound immer kristallklar. Auch wer einfach gerne Musik hört, wird mit dem Galaxy Tab S5e seine Freude haben.
Das Soundsystem kommt von AKG.
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Der Akku mit seinen 7040 mAh soll laut Samsung 14,5 Stunden durchhalten. In unserem Geek-Bench-Test erreichten wir gut 11 Stunden, was ein sehr erfreulicher Wert ist. Im Alltag sollte das Tablett ohne Probleme einen ganzen Tag lang den Entertainer spielen können, ohne an die Steckdose zu müssen. Und wenn, dann ist der Akku innerhalb einer Stunde wieder mit 50 Prozent geladen, für die hundert Prozent braucht das 15-Watt-Ladegerät etwa zweieinhalb-Stunden. Das ist leider nicht gerade rekordverdächtig. Wir hätten uns ein leistungsstärkeres Ladegerät mit 25 Watt gewünscht. Gut hingegen: Das Tablet verbraucht im Stand-by-Betrieb praktisch keinen Strom. Man muss es deshalb über Nacht nicht unbedingt ausschalten.
Fazit
Die WiFi-only Version des Samsung Galaxy Tab S5e ist etwa 50 Euro günstiger, dafür aber nicht mehr ganz so mobil. Ob die LTE-Connectivity den Aufpreis wert ist, muss jeder für sich selber entscheiden. Tatsache ist aber: Auch ohne LTE ist es das Galaxy Tab S5e eines der attraktivsten Tablets auf dem Markt. Die Lautsprecher sind erstklassig, genau wie das brillante Display, die Akkulaufzeiten sind ebenfalls im grünen Bereich. Und edel aussehen tut es auch noch.