DAB+: Flop im Saarland, top in Baden-Württemberg
Werbung für die Morning Show von Nostalgie
Foto: NRJ/Nostalgie
Nachdem es schon zuvor Probleme mit der Koordinierung geeigneter Übertragungskapazitäten gegeben hatte, haben mit Blick auf die Realisierung eines landesweiten privaten DAB+-Multiplexes im Saarland die Landesmedienanstalt Saarland (LMS) und der Dienstleister Divicon Media übereinstimmend erklärt, dass die Voraussetzungen für eine wirtschaftlich tragfähige Realisierung derzeit nicht gegeben sind. Die Hauptgründe liegen den Angaben zufolge in der Inbetriebnahme eines zweiten bundesweiten privaten DAB+-Multiplexes mit inzwischen 10 weiteren Programmen, die auch in einem Großteil des Saarlandes hörbar sind und insbesondere in den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie für private Radioveranstalter.
Trotz hohem initialem Interesse und der gelungenen Entwicklung eines technischen Umsetzungskonzeptes habe sich die Divicon daher entschieden, auf die bedingte Zuweisung durch Bescheid der LMS vom 13. September 2019 zu verzichten. Gleichzeitig haben LMS und Divicon ihr fortdauerndes gemeinsames Interesse an der Digitalisierung der privaten Rundfunkübertragung im Saarland erklärt.
Kommen Alternativen im Saarland zum Zug?
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Es ist fraglich, ob sich nun alternative Möglichkeiten ergeben. Zuletzt gab es bereits Initiatoren eines kostengünstigeren Small Scale-Konzeptes mit Standorten in Saarbrücken, Neunkirchen, Saarlouis sowie in Merzig.
Die Zuweisung von Übertragungskapazitäten auf dem DAB+-Block 9A des SR an die Radio Salü Euro-Radio Saar GmbH wurde bis zur Inbetriebnahme eines privaten DAB+-Multiplexes, längstens bis zum 31. Dezember 2021, verlängert. Das heißt, dass das landesweite Radio Salü weiter über DAB+ verbreitet werden kann. Die anderen landesweiten Privatradios Classic Rock Radio und bigFM müssen dagegen weiter mit UKW Vorlieb nehmen.
Baden-Württemberg: Neuer Netzbetreiber baut aus
Besser sieht es im "Ländle" aus. Die im September neu in das Handelsregister eingetragene ON AIR support GmbH hat zum Monatswechsel November/Dezember 2020 die ersten vier eigenen DAB+ Digitalradio Sender zur Versorgung des Bundeslandes Baden-Württemberg mit digitalem Hörfunk auf Kanal 11B in Betrieb genommen. Die Gesellschaft hatte mit Mitteilung vom August 2020 den Zuschlag im Auswahlverfahren der Bundesnetzagentur als Sendernetzbetreiber erhalten.
Insgesamt sind aktuell 11 Sendeanlagen in Betrieb, teilweise als Übergangslösung in Zusammenarbeit mit den vorherigen Senderbetreibern. "Wir freuen uns, dass die Koordinierung der Bundesnetzagentur an den Standorten Geislingen-Oberböhringen, Ulm-Kuhberg und Heilbronn-Schweinsberg in der Kürze der Zeit gleich die höheren Sendeleistungen ermöglicht hat", sagt Dr. Frank Lowas, Hochfrequenzingenieur der neuen Gesellschaft. "Auch für unser Unternehmen als Markteinsteiger sind nachhaltige Themen wie Ökostrom, Energieeffizienz und Müllvermeidung sehr wichtig. Beispielsweise kaufen wir Sendenanlagen in der Region und sparen dadurch Transportwege und Verpackung". Dazu ergänzt der für den Ausbau der Sendestandorte und Kühlsysteme verantwortlicher Gesellschafter Christian Weinhold: "Die Energieversorgung der Sendeanlagen spart durch neuste Technologien und einen Energiemix aus regenerativen Energien aus dem Schwarzwald viel CO2. Wenn immer es möglich ist, verwenden wir Ökostrom."
Hinter der Gesellschaft stehen die Gesellschafter Markus Bresch, Claudia Lowas und Christian Weinhold. Ziel und Zweck der Bewerbung auf den Sendernetzbetrieb für DAB+ Kanal 11B in Baden-Württemberg ist ein reichweiten- und kostenoptimierter Ausbau des digitalen Hörfunksendernetzes im Rahmen der Anforderungen der verbreiteten Programmveranstalter. Durch deutliche Leistungserhöhungen an den bestehenden Standorten und einen Ausbau neuer Standorte in Richtung Bodensee und Ostwürttemberg soll in den kommenden Jahren die technische Reichweite der von 16 privaten Hörfunkveranstaltern genutzten DAB+-Bedeckung vergrößert werden.
DAB+: Radio Nostalgie im zweiten Bundesmux gestartet
Radio Nostalgie ist zudem bereits am heutigen Montag, 7. Dezember im zweiten DAB+-Bundesmux gestartet. Das zweite nationale Programm von NRJ sollte ursprünglich erst Anfang Januar auf Sendung gehen. Bis zum Start des regulären Programms am 4. Januar wird ein Nonstop-Musik-Format gesendet. Einen Livestream gibt es bislang noch nicht. Nostalgie wendet sich vorrangig an die Fans der 80er und 90er.