CircuitMess Ringo: Bastel-Handy für den Nachwuchs im Test
Das fertige Ringo MakerPhone
Andre Reinhardt
Sein eigenes Handy zusammenbauen – das klingt verlockend, aber auch kniffelig. Das kroatische Unternehmen CircuitMess bietet mit dem Ringo MakerPhone einen Bausatz für ein solches Vorhaben an. Laut Hersteller schafft es ein elfjähriges Kind zusammen mit ein wenig Hilfe von einem Erwachsenen, das Mobilgerät zu montieren. Innerhalb von fünf Stunden soll aus einem Berg von Platinen, Schrauben und diversen anderen Komponenten ein funktionstüchtiges Handy entstehen. Wir nahmen die Herausforderung an und ließen uns das DIY-Telefon (do it yourfself) zukommen.
Über das Ringo MakerPhone
Das fertige Ringo MakerPhone
Andre Reinhardt
„Der Weg ist das Ziel“, getreu diesem Motto offeriert die Firma CircuitMess diverse Bausätze, welche vor allem jüngeren Mitmenschen Technik näherbringen soll. Was sind das für Kleinteile, wofür sind sie da und wie funktionieren sie? Das Projekt verfolgt einen pädagogischen, aber auch sozialen Ansatz. So wird deutlich darauf hingewiesen, dass die Unterstützung eines Erwachsenen notwendig ist. Der Autor dieser Zeilen hat zwar einen elfjährigen Jungen, Lukas, unter seinen Fittichen, ist aber handwerklich nicht besonders begabt. Umso reizvoller war das Ringo MakerPhone, da es die Frage beantworten sollte, ob auch Anwender ohne Heimwerker-Fähigkeiten mit dem Produkt klarkommen.
Erste Kontaktaufnahme mit dem Ringo
Motivierender Schriftzug auf der Kartonage
Andre Reinhardt
„Und das soll ein Elfjähriger zusammenbauen?“, murmelte der junge Nachwuchs-Handy-Konstrukteur neben uns. Nach dem Öffnen der Box wird einem zuerst ein motivierendes „You can do it!“ in großer Schriftart gezeigt. Die einzelnen Bauteile sind fein säuberlich in kleinen Kunststofffächern der Schachtel sortiert. Mit ihren darüber befindlichen Pappdeckeln, welche die jeweilige Komponente benennt, wirkt das Set noch recht harmlos. Kaum sind diese Abdeckungen entfernt, präsentieren sich zahlreiche Platinen, Schrauben, Muttern, Kontakte und Gehäuseteile.
Ein paar Komponenten im Detail
Andre Reinhardt
Es handelt sich beim Ringo nicht um ein simples „Lego-Telefon“, mit Schrauben und Stecken alleine ist es nicht getan. Das Produkt will fordern – und das geht am besten mit dem Lötkolben. Leider hatte der hier schreibende Redakteur bislang keinerlei Berührungspunkte mit diesem „heißen Eisen“. Ein paar Tipps aus der – zwar englischen, aber äußerst verständlich geschriebenen – Anleitung und diverse YouTube-Videos nahmen die erste Unsicherheit. Zum 144,99 Euro kostenden MakerPhone erhielten wir noch ein 29,99 Euro kostendes Werkzeugset mit allen notwendigen Utensilien.
Viele Schrauben führen zum DIY-Handy
Andre Reinhardt
Ein Einsteiger-Lötkolben, das dazugehörige Netzteil, Lötzinn, ein Schwamm, ein Schraubendreher, eine Zange und eine Spitzzange werden geboten. Eine Löthilfe, auch als „dritte Hand“ bekannt, fehlt, allerdings sollen ja eigentlich auch zwei Personen die Kontakte verschmelzen.
Mit stundenlangem Bastelspaß zum eigenen Handy
Die Leiterplatte mit angebrachtem Brainboard
Andre Reinhardt
Wir druckten einen Berg an Blättern mit der Anleitung für den Zusammenbau aus, allerdings sollte man sich von der Länge des Dokuments nicht entmutigen lassen. Es sind viele Illustrationen enthalten und manche Schritte benötigen nur wenige Minuten. Etwa die Hälfte der Prozedur entfällt auf Lötarbeiten. Da Lukas zuvor ebenfalls noch nie einen Lötkolben in der Hand hielt, war ihm diese Arbeit nicht geheuer. Kein Problem: Will es der kleine Laie nicht machen, macht es der große Laie. Erstaunlicherweise wurde der Umgang mit dem Werkzeug schnell zur Routine.
Beim Ringo MakerPhone wird viel gelötet
Andre Reinhardt
Aber welche Komponenten gibt es überhaupt, die als Einheit ein Mobiltelefon ergeben? Folgende Bauteile werden mitgeliefert:
- Leiterplatte für das Montieren der Hardware
- Brainboard, welches unter anderem CPU, RAM und Flash-Speicher mit dem Betriebssystem besitzt
- TFT-LCD (Farbe, 160 x 128 Pixel)
- GSM-Modul für die Mobilfunknutzung inklusive Antenne
- Sound-Modul mit DAC-Chip, Mikrofon und 3,5-mm-Buchse
- Lautsprecher
- transparente Außenhülle und Plastikschablone für die Positionierung der Hardware
Auf dem Brainboard befindet sich übrigens noch Bluetooth. Insgesamt wird also ein breites Spektrum an Konnektivität abgedeckt. Der unserer Meinung nach schwerste Teil der Montage kommt direkt zu Beginn. Das Brainboard soll mit Kontakten versehen und an die Leiterplatte gelötet werden. Anschließend folgten Display und Sound-Modul, selbstredend ebenfalls mit diverser Lötarbeit. Der junge Mann kümmerte sich indes begeistert um Schraubtätigkeiten und das Befestigen der Bedienelemente.

Andre Reinhardt Das Ringo MakerPhone wartet mit 16 Tasten plus Joystick auf. Und auch diese wollen festgelötet werden. Der mit einem Klebestreifen versehene Akku, den Lautsprecher sowie das GSM-Modul brachte wiederum der Fünftklässler an Ort und Stelle und verkabelte die Hardware. Zu guter Letzt erfolgte die Anbringung des vierteiligen Gehäuses. Dies geschah mit einer Vielzahl an Schrauben und erforderte einen gewissen Kraftaufwand. Dennoch schaffte es Lukas fast alleine, diese Aufgabe zu meistern. Insgesamt wurden etwa 4,5 Stunden für den Zusammenbau benötigt.
Testlauf und Fazit
Ein fast fertiges Handy
Andre Reinhardt
Die Freude über das eigens erschaffene Telefon war groß. Das fertige Handy hat eine durchaus spannende Optik, dank der Transparenz sieht man einen Großteil der Bauteile. Zugegebenermaßen herrschten aber, hauptsächlich aufgrund der kaum vorhandenen Handwerker-Skills des Erwachsenen, gewisse Zweifel, ob das Gerät funktioniert. Umso euphorischer war der Jubel, als sich das Ringo MakerPhone direkt nach dem Einstöpseln in die Steckdose anschalten ließ. Ein paar kleinere Probleme tauchten jedoch auf. Zwar funktioniert das Endergebnis, ein flackerndes Display und drei nicht reagierende Richtungen des Joysticks müssen allerdings noch behoben werden.
Weitere Impressionen des Ringo MakerPhone
Andre Reinhardt
Für simple Telefonate, SMS und kleine Spiele, von denen sich einige auf der mitgelieferten microSD-Karte befinden, reicht dieses Bastel-Handy vollends aus. Das RingoOS erlaubt sogar via PC das Kreieren von neuen Apps und Spielen. Wichtiger als die Funktionalität des Mobilgeräts erachten wir aber den lehrreichen Aspekt. Lukas hat nun eine deutlich bessere Vorstellung davon, wie ein Mobilgerät aufgebaut ist und welche Komponenten für den Betrieb benötigt werden. Zudem konnte er (und der Autor) seine handwerklichen Fähigkeiten verbessern. Die Zeit verstrich während der Bastelei wie im Flug, beide Parteien hatten viel Spaß.
Der Lautsprecher wird unter dem Display verstaut
Andre Reinhardt
Um die kleineren Probleme machen wir uns keine Sorgen, der Support und das hilfsbereite Forum stehen mit Rat und Tat beiseite und unterstützen die User, bis das Handy funktioniert, wie es soll. Abschließend halten wir fest, dass beim Erwachsenen Löt-Vorkenntnisse ratsam sind und dass es für manche Kinder schwierig sein dürfte, das Gerät fast im Alleingang zu montieren.
Größenvergleich: Ringo MakerPhone und Galaxy S10
Andre Reinhardt
Die Rückseite des Ringo MakerPhone
Andre Reinhardt