Retro-Test Nokia 6630: Das birnenförmige UMTS-Handy
Das mobile Internet auf dem Handy konnte sich in Deutschland in den ersten Jahren nur langsam durchsetzen. Dafür gab es unterschiedliche Gründe: Erstens waren internetfähige Handys noch Mangelware und die mobilen Datentarife wurden entweder Minuten- oder MB-basiert abgerechnet, was schnell zu hohen Rechnungen führen konnte.
Das Nokia 7110 war das erste WAP-fähige Handy weltweit, das aber enorme Startschwierigkeiten hatte und kaum verfügbar war. Vor dem UMTS-Zeitalter war der Aufruf mobiler WAP-Seiten ohnehin langsam. Erst mit UMTS wurde die Datenverbindung schneller. Und eines der ersten UMTS-Handys von Nokia, das - trotz seines ungewöhnlichen Designs - auf breiter Basis ein Erfolg wurde, war das Nokia 6630.
Vorgestellt wurde das Nokia 6630 im Juni 2004 auf der jährlichen "Connection"-Konferenz von Nokia in Helsinki und in Singapur. Wir erhielten es als Vertragsverlängerung im Frühjahr 2005 von Vodafone. Damals ersetzte es bei uns das Nokia 6210, das wir ebenfalls in einem Retro-Test erneut betrachtet haben und das wir vor dem Nokia 6630 vier Jahre lang im Einsatz hatten.

Nokia 6630 mit Verpackung, Zubehör und Handbüchern
Technische Besonderheiten und Ausstattung des Nokia 6630
Das Nokia 6630 war in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit. Hervorstechend war das birnenförmige Design, das manche Nutzer abschreckte, andere aber überzeugte, weil dadurch das Handy gut in der Hand lag. Ein deutlich sichtbares Merkmal war auch die große Kameralinse der 1,23-Megapixel-Kamera auf der Rückseite. Denn damals wurde Handys nach und nach multimedial - das Nokia 6630 verfügte auch über einen Mediaplayer für Musik- und Videodateien. Frontkameras waren aber noch selten.

Proprietärer Anschluss-Standard für USB-Kabel und Headset
Das Nokia 6630 wurde also nach wie vor über die Tastatur bedient. Zusätzlich zur typischen Zehnertastatur verfügt das Handy über zwei Menütasten unter dem Bildschirm, eine Wipptaste für die Menü-Navigation, rote und grüne Hörertaste, eine Taste zum Aufrufen des Hauptmenüs sowie zwei Tasten für die erleichterte SMS-Eingabe: Die C-Taste löschte das jeweils letzte getippte Zeichen und die Stift-Taste schaltet zwischen regulärer Texteingabe und T9-Eingabehilfe um.

Nokia 6630 im Retro-Test
Für die Kommunikation des Nokia 6630 mit dem Computer gab es noch zwei weitere Möglichkeiten: Das Handy unterstützt Bluetooth, darüber konnten natürlich auch Daten an andere Mobiltelefone in der Nähe gesandt werden. Nokia legte dem Handy darüber hinaus ein USB-Datenkabel sowie die Software "Nokia PC Suite" bei. Damit konnte der Nutzer nicht nur Fotos, Videos und MP3-Dateien zwischen PC und Handy hin- und herkopieren. Auch der SMS-Versand vom Computer über das Handy war möglich und das Mobiltelefon konnte für den Computer als Fax- und Datenmodem dienen. Außerdem konnten einfache Office-Dokumente auf das Handy geladen und dort geöffnet werden.

Kameralinse auf der Rückseite
Erste Erfahrungen mit Schäden und erneute Inbetriebnahme
Als wir das Handy 2005 erhielten, machten wir schon nach wenigen Wochen die Erfahrung, das das Glas des 2,1-Zoll-Displays nicht besonders stabil war. Wir erlebten nämlich mit dem Nokia 6630 als unserem mittlerweile vierten Handy nach insgesamt acht Jahren Handy-Nutzung erstmals einen Display-Schaden: Nach einer Garten-Party klappten wir die Biergarnituren zusammen und trugen dabei das Handy in einer Gürteltasche. Als eine Bierbank versehentlich gegen das Display streifte, splitterte dieses sofort. Als das Handy später versehentlich in eine Pfütze fiel, zogen wir es sofort nach wenigen Sekunden wieder heraus - doch trotz Ledertasche war sofort Wasser ins Gehäuse eingedrungen. Nun wurde also nach wenigen Wochen die erste Reparatur fällig und wir behandelten das Nokia 6630, das verglichen mit bisherigen Nokia-Handys hardwaretechnisch eine Mimose war, ab diesem Zeitpunkt etwas vorsichtiger.
Trotzdem hat sich das Handy als Dauerläufer erwiesen und ist seit der damaligen Reparatur bis heute noch voll funktionsfähig. Lediglich der Akku hatte den Geist nach 11 Jahren aufgegeben. Als wir das Handy für diesen Retro-Test wieder aus der Verpackung holten, war der Original-Akku so aufgebläht, dass wir in schleunigst außer Haus entsorgten. Kompatible Ersatzakkus gibt es bei Amazon und anderen Händlern für wenige Euro.

Blick ins Innere und nachgekaufter wechselbarer Akku
Das Vodafone-Branding auf dem Handy vermasselte unseren ersten Versuch, für den Retro-Test eine congstar-Karte im Telekom-Netz zu nutzen. Obwohl wir die Daten des APN manuell eingaben, verband sich das Handy nicht mit dem Telekom-Netz. Mit einer Vodafone-SIM klappte allerdings alles reibungslos.
Auf der folgenden Seite schauen wir uns nun an, welche Funktionen das Nokia 6630 beherrscht, wie es für heutige Ohren bei der Telefonie klingt, wie lange der Akku durchhält und ganz besonders wie das mobile Internet per WAP nutzbar ist.