Pro & Contra: 5G als Alternative zum Festnetz?
Festnetz und Router daheim vs. Mobilfunk überall?
Fotos: AVM/teltarif.de, Montage: telatrif.de
5G ist Mobilfunk. Oder auch Festnetz? Könnte der Mobilfunk eines Tages das Festnetz ablösen?
Vielleicht auch, weil der (V)DSL-Ausbau in Deutschland zeitweise so langwierig voranging, wurde schon früh darüber nachgedacht, Mobilfunk als Festnetz-Ersatz zu verwenden. Mit GSM (2G) war datenmäßig kein Staat zu machen. Der Standard "Wimax" hat sich nicht durchgesetzt. Bei UMTS (3G) gab es mehr Geschwindigkeit und auch erste dafür nutzbare Tarife, aber das bald verschwindende 3G-Netz war nie auch nur annähernd "flächendeckend" ausgebaut.
Festnetz und Router daheim vs. Mobilfunk überall?
Fotos: AVM/teltarif.de, Montage: telatrif.de
Erst seit LTE (4G) haben wir Bandbreiten und einen Netzausbau, der regional einigermaßen mit Festnetz vergleichbar ist.
Mit 5G wird es eines Tages so sein, dass die möglichen Bandbreiten von 5G der Bandbreite von Glasfaser nahe kommen. Da stellt sich die Frage, ob dann überhaupt noch alle Straßen aufgegraben und Glasfaser bis in jedes Haus gelegt werden muss, wenn man das vielleicht auch mit 5G machen könnte? Zwei teltarif.de-Redakteure diskutieren Sinn und Unsinn dieser Idee, wägen das Pro und Contra ab.
Pro und Contra

Henning Gajek
Das bedeutet: Intensiver Netzausbau mit Glasfaser und vor allen Dingen mit Mobilfunk. Das bedeutet auch Ausbau der Funkversorgung im eigenen Haus vom Bastelkeller bis hoch zum Fitness-Raum im Speicher. Neue Frequenzen werden das völlig überlastete WLAN auf 2,4 GHz entlasten, beispielsweise bei 5 und bald auch 6 GHz. Warum nicht auch inhouse das 5G-Protokoll anstatt WLAN 802.11 verwenden?
Darüber hinaus sieht 4G/5G auch Frequenzen bei 26 GHz, 39 GHz oder 60 GHz vor. Diese können eng begrenzte Räume mit vielen Nutzern, ein Fußballstadion, eine Rock-Arena, ein Einkaufszentrum oder die berühmte letzte Meile in die Mietwohnung überbrücken.
Solange sich Mietgesellschaften über das Nebenkostenprivileg den Kopf zerbrechen, werden alte und neue Anbieter über Funk den Verteiler-Router in der Wohnung direkt am Fenster oder mit einer Außenantenne an der Hauswand oder auf dem Balkon ansteuern, um „Streß“ um Genehmigungen für Leitungswege in den Mietshäusern zu vermeiden. o2 hat in Hamburg schon bewiesen, dass 26 GHz dafür nutzbar ist.
Aber alle Anbieter müssen umdenken: Was ist, wenn der Kunde im Hinterhof doch kein Netz bekommt? Mit einer Vertragsbindung von 24 Monaten ist nichts mehr zu gewinnen. Hier kann es maximal monatliche Kündigung und großzügige Rückgabe ohne lange Diskussionen geben. Wenn solche Unterbrechungen so normal wie Frühstücken sind, werden die Kunden bei passender Gelegenheit gerne wiederkommen.

Markus Weidner
Wenn wir unter diesen Bedingungen im großen Stil 5G als Festnetz-Alternative nutzen, passiert genau das, was wir von ähnlichen Versuchen im LTE-Netz kennen: Die Netze werden überlastet und die Internet-Geschwindigkeit geht in die Knie, weil es sich nun mal um ein "shared medium" handelt, bei dem sich alle in der Funkzelle befindlichen Kunden die Bandbreite teilen.
Das sorgt unter dem Strich für Frust bei allen Kunden. Als Festnetz-Ersatz taugt der Zugang nicht, wenn es beim Netflix- oder Amazon-Prime-Video-Streaming immer wieder Aussetzer gibt. Wer das Netz tatsächlich mobil benötigt, dürfte ebenfalls enttäuscht sein, wenn die Daten nur sehr langsam fließen. Daher sollte 5G den mobilen Nutzern vorbehalten sein, während zuhause weiterhin ein kabelgebundener Internet-Zugang - sei es über DSL, Kabel oder Glasfaser - zum Einsatz kommt.
Eine Ausnahme könnte man für hybride Lösungen machen, wie sie die Telekom schon heute anbietet. DSL stellt die Grundversorgung dar und das Mobilfunknetz wird im Bedarfsfall als "Download-Booster" hinzugeschaltet. Dabei sollten die Kunden mit derartigen Hybrid-Anschlüssen stets gegenüber den mobilen Nutzern nachrangig behandelt werden. Sprich: Die Bandbreite wird nur dann über das 5G-Netz erweitert, wenn es freie Restkapazitäten gibt, die gerade nicht von Mobilfunkkunden benötigt wird.