Medien: Internetprovider helfen der NSA
Der Austauschknoten DE-CIX. Möglicherweise liefen über diese Leitungen auch Daten an die Geheimdienste.
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Der NDR [Link entfernt]
und die
Süddeutsche Zeitung sorgen heute für Aufregung
in der Telekommunikationsbranche, den NSA-Skandal betreffend. Ihnen liegen
nach eigenen Angaben Dokumente vor, aus denen hervorgeht, welche
privaten Telekommunikationsanbieter der NSA und anderen Geheimdiensten
geholfen haben. Darunter sind dem Bericht nach Namen wie
Level 3, Vodafone, British Telecom und
Verizon - allesamt namhafte große
Carrier, an denen im Internet kaum ein Weg vorbei führt.
Großer Teil der Internetdaten fließt über die Leitungen der Anbieter
Der Austauschknoten DE-CIX. Möglicherweise liefen über diese Leitungen auch Daten an die Geheimdienste.
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Diese Carrier sind zum Teil zwar auch im Endkundengeschäft tätig, das aber ist
nicht der Grund, weswegen sie für Geheimdienste interessant sind.
Viel wichtiger ist, dass die Carrier, zu denen auch noch Interoute und Viatel gehören sollen, zahlreiche
Backbone-Verbindungen aufgebaut haben. Über
ihre Glasfaser-Überland- und -Untersee-Kabel schicken andere Anbieter,
die keine eigenen Glasfaserkabel haben, ihre Daten.
Oft werden einer oder mehrere dieser Anbieter von Betreibern von Rechenzentren ausgewählt, um diese ans Internet anzubinden. In aller Regel werden diese Rechenzentren von zahlreichen Anbietern erschlossen, um zum einen Redundanz zu bieten, zum anderen aber auch möglichst vielen Internetnutzern einen möglichst "kurzen" Weg zu den Servern zu bieten.
Die Süddeutsche Zeitung berichtet, auf ihre Anfrage hätte lediglich Viatel bestritten, dem britischen Government Communications Headquarters (GCHQ), um das es in diesem Fall geht, "Zugang zu unserer Infrastruktur oder zu Kundendaten" verschafft zu haben. Interoute hingegen verweist in seiner Antwort auf die europäischen und nationalen Rechte "einschließlich solcher zu Datenschutz und Vorratsdatenspeicherung", die man erfüllen müsse. "Von Zeit zu Zeit erhalten wir Anfragen von Behörden, die durch unsere Rechts- und Sicherheitsabteilungen geprüft und wenn sie rechtlich einwandfrei sind, entsprechend bearbeitet werden."
Level 3 dementiert Bericht von Frontal21
Level 3 ist nach eigenen Angaben in mehr als 55 Ländern in Nordamerika, Europa, dem Nahen Osten, Asien und Lateinamerika vertreten. Frontal21 vom ZDF hatte berichtet, dass deutsche Telekommunikationseinrichtungen von Level 3 von nicht-deutschen Behörden zur Überwachung deutscher Bürger und Unternehmen genutzt wurden.
Update 16. April 2014: Das ZDF hat diesen Beitrag inzwischen zurückgezogen, weil sich entsprechende Äußerungen eines Informanten als nicht glaubwürdig erwiesen. Auch die Aussage, dass "ein großer Teil der Daten" des Internetknotes in Frankfurt über das Rechenzentrum von Level 3 laufen würde, änderte das ZDF später in "ein Teil der Daten" ab, weil nur etwa 25 Prozent des Traffics über Level 3 abgewickelt werden. Ende Update
In einer Stellungnahme wehrt sich das Unternehmen bereits vor der Rücknahme des Beitrags durch das ZDF: "Der Bericht ist falsch. Level 3 gestattet keiner, und hat in der Vergangenheit keiner fremden Regierung den Zugang zu ihrem Telekommunikationsnetz oder ihren Einrichtungen in Deutschland gestattet, um Überwachungen jeglicher Art durchzuführen." Spekuliert wird im Internet unterdessen über die Formulierung "fremde Regierung".
Viele der Carrier am DE-CIX angeschlossen
Level 3 wäre, wie auch andere der genannten Anbieter, nicht nur ein relevanter Partner für die Abhördienste, weil sie Rechenzentren anbinden und Unterseekabel betreiben. Sie sind auch an den DE-CIX, einem der wichtigsten Internetknoten der Welt, angeschlossen. Hier fließen nicht nur Daten deutscher Nutzer durch, sondern auch internationaler Traffic, der den Knoten in Frankfurt als Transit nutzt.