Wahlbeteilung

Politik: Internetwahlen sind umstritten - noch

Sorgen über niedrige Wahl­be­teiligung kommen immer wieder hoch - eine Stimm­abgabe im Internet könnte aus Sicht der meisten Bürger helfen. Eingeübt ist politische Teilnahme online bei Millionen Bundes­bürgern bereits auf andere Weise.
Von dpa / Jennifer Buchholz

Die Hälfte der Bürger sind bereit, ihre Wahlstimme online abzugeben Die Hälfte der Bürger sind bereit, ihre Wahlstimme online abzugeben
Bild: dpa
Jeder zweite Bundes­bürger hat schon einmal versucht, via Internet politisch Einfluss zu nehmen - etwa mit Bitten oder Beschwerden an Behörden. Das geht aus einer neuen Forsa-Umfrage hervor, die der Nachrichten­agentur dpa in Berlin vorliegt. Die meisten Menschen meinen auch, dass sich mehr Menschen an Wahlen beteiligen würden, wenn man seine Stimme online abgeben könnte.

Internetwahl wegen Datensicherheit nicht umsetzbar

57 Prozent sind dieser Ansicht. 38 Prozent meinen, die Möglich­keit zur Internet­wahl hätte keinen nennens­werten Einfluss. Allerdings meint eine Mehrheit von 54 Prozent, für sie käme es nicht infrage, bei einer Bundestags-, Landtags- oder Kommunalwahl die Stimme elektronisch oder über das Internet abzugeben. 45 Prozent können sich das demnach vorstellen.

Die Hälfte der Bürger sind bereit, ihre Wahlstimme online abzugeben Die Hälfte der Bürger sind bereit, ihre Wahlstimme online abzugeben
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38 Prozent meinen, es werde in Deutschland auf absehbare Zeit zur Möglichkeit kommen, die Stimme elektronisch oder online abzugeben. 56 Prozent sind der Ansicht, dies werde nicht geschehen. Unter anderem aus Gründen der Daten­sicher­heit gibt es solche Internet­wahlen in Deutschland derzeit nicht.

Bei dem Versuch politischer Ein­fluss­nahme über das Internet spielen mit 24 Prozent E-Petitionen auf Bundes- oder Landesebene die größte Rolle, gefolgt von An­regungen oder Beschwerden bei Stadt- oder Gemeindeverwaltungen etwa über fehlende Kita-Plätze (17 Prozent).

Jeweils 14 Prozent haben sich schon einmal im Internet an politischen Diskussionen oder Ab­stimmungen über über­regionale Themen beteiligt oder Ärger­nisse im öffent­lichen Straßen­bild wie wilde Müll­kippen oder Schlag­löcher benannt. Zwischen acht und vier Prozent nahmen schon einmal Kontakt mit einem Politiker über soziale Netzwerke auf, machten Vorschläge zur Verwendung von Steuer­geldern auf lokaler Ebene oder beteiligten sich an EU-Konsultationen.

Eine Mehrheit der Bürger meint auch, dass das Vertrauen zur Politik durch Live-Talks oder Chats von Politikern im Internet steigen würde. Das Bundes­forschungs­ministerium hatte die Umfrage im Rahmen des Wissenschaftsjahrs 2014 "Digitale Gesellschaft" in Auftrag gegeben.

Bei der Forsa-Umfrage wurden insgesamt 1 010 Personen befragt.

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