Wer Bewegungsdaten verkauft und wie man dem widerspricht
Anhand der Bewegungsdaten kann zum Beispiel das Verkehrsaufkommen gemessen werden
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Schon einmal hatte Telefónica angekündigt die Bewegungsdaten seiner Kunden verkaufen zu wollen. Nach vehementer Kritik von Datenschützern machte Telefónica damals einen Rückzieher. Nun startet Telefónica einen zweiten Anlauf und hat laut eigener Aussage vor allem in puncto Sicherheit nachgebessert: Die Bewegungsdaten der Kunden sollen nun so verschlüsselt werden, dass sich keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Personen ziehen lassen sollen.
Verkauft werden die Bewegungsdaten aber dennoch und Kunden die mitmachen, sollen dafür sogar entlohnt werden. Etwa durch Rabatte, wie der Vorstandsvorsitzende von Telefónica Deutschland, Thorsten Dirks, in der Wirtschafts Woche bekannt gab.
So funktioniert die Analyse der Bewegungsdaten
Anhand der Bewegungsdaten kann zum Beispiel das Verkehrsaufkommen gemessen werden
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Nicht nur Telefónica, sondern alle drei Netzbetreiber sammeln die sogenannten Bewegungsdaten ihrer Kunden. Dabei wird erfasst, welche SIM-Karten sich zu welchem Zeitpunkt in die Funkzellen der Netzbetreiber einbuchen. Anhand der IMSI (Internationale Mobilfunk-Teilnehmerkennung) lassen sich dann Rückschlüsse auf den Besitzer der SIM-Karte ziehen und die Bewegungsdaten werden mit dem Alter und Geschlecht des Karteninhabers zusammen erfasst. Aus der Kombination dieser Daten lässt sich anschließend relativ genau darstellen, wo Männer beziehungsweise Frauen welcher Altersgruppe zu welcher Zeit sich besonders häufig aufhalten. Für die Werbebranche sind das äußerst wertvolle Daten, denn so kann zum Beispiel Plakatwerbung sehr zielgruppengerecht platziert werden. Zwar werden die Daten eines einzelnen Kunden, wie Alter, Aufenthaltsort und Geschlecht, zusammen erfasst, die Übermittlung erfolgt bei allen Netzbetreibern allerdings anonymisiert.
So werden die Bewegungsdaten verwendet
Alle Netzbetreiber sammeln und analysieren die Bewegungs-, Verkehrs oder GEO-Daten genannten Informationen über die Bewegung der eigenen Kunden. Anhand dessen können Sie sehen, welche Orte zu welcher Zeit besonders stark frequentiert sind. Dadurch ist es den Netzbetreibern möglich das Netz entsprechend anzupassen, um Überlastungen und Störungen zu vermeiden.
Verkauf der Bewegungsdaten: Telefónica und Telekom tun es, Vodafone nicht
Der Verkauf von Bewegungsdaten ist an sich nichts Neues. Vodafone Deutschland ist bereits 2008 eine Kooperation mit dem Hersteller von Navigationssystemen TomTom eingegangen, um anhand der Bewegungsdaten von Vodafone-Deutschland-Kunden Verkehrsströme messen zu können und daraus aktuelle Staumeldungen generieren zu können. Seit 2013 ist diese Kooperation allerdings vorbei und dadurch ist Vodafone Deutschland momentan der einzige Netzbetreiber, der keine Bewegungsdaten verkauft.
Bei Telefónica sieht es bekanntlich anders aus: Erst kürzlich hat der Verkauf von Bewegungsdaten bei Telefónica begonnen. Doch damit ist Telefónica nicht allein, auch die Telekom verkauft die Bewegungsdaten ihrer Kunden. Besser gesagt die 2012 gegründete Tochterfirma der Telekom, die Motionlogic GmbH. Die Firma selbst nennt die Vermarktung der Bewegungsdaten übrigens Geomarketing-Insights.
Telefónica – schnell und einfach online widersprechen
o2 beziehungsweise Telefónica hat für den Widerspruch zur Sammlung der Bewegungsdaten eigens eine Seite names Selbst entscheiden eingerichtet. Den Service können sowohl E-Plus und o2-Kunden als auch Kunden aller anderen Marken im Telefónica-Netz, wie etwa Blau, Base, Fonic oder Simyo, nutzen.
Als Erstes wird der Kunde dazu aufgefordert die Telefonnummer einzugeben, die von der Bewegungsdaten-Analyse ausgeschlossen werden soll. Anschließend wird an diese Nummer ein Einmalpasswort per SMS verschickt. Dieses Passwort muss zur Verifizierung dann wieder auf der Telefónica-Seite eingeben werden.
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Wenn alles geklappt hat, erscheint eine Meldung mit dem aktuellen Status. Dieser lautet standardmäßig "Teilnahme aktiviert" – was bedeutet, dass man an der Bewegungsdaten-Analyse teilnimmt.
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Wer das nicht möchte, findet am Ende der Meldung den Button "Einstellungen ändern". Ein Klick darauf genügt und man nimmt nicht mehr an der Bewegungsdaten-Analyse teil. Es erscheint eine weitere Meldung, die darauf hinweist, dass der Vorgang bis 24 Stunden dauern kann.
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Telekom – Widerspruch ebenfalls per Online-Formular
Bei der Telekom heißt das Aufzeichnen der Bewegungsdaten Opt-Out Service. Die aufgezeichneten Bewegungsdaten werden dem Telekom-Tochter-Unternehmen Motionlogic GmbH zur Analyse weitergeben. Auf der Seite zum Opt-Out Service wird erklärt, dass die Daten beispielsweise für Hochrechnungen der Verkehrsflüsse genutzt werden.
Etwas weiter unten auf der Seite können Telekom-Kunden der Anonymisierung und anschließenden Übermittlung an die Motionlogic GmbH widersprechen. Hierfür benötigt es lediglich den Vor- und Nachnamen des Vertragsinhabers sowie die dazugehörige Handynummer, die vom Opt-Out Service abgemeldet werden soll. Anschließend erhält man einen vierstelligen Code per SMS zugeschickt und muss diesen auf der Seite zur Verifizierung eingeben.
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Wenn alles geklappt hat, erscheint noch eine kurze Meldung, die bestätigt, dass der Widerspruch entgegen genommen wurde.
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Vodafone – Widerspruch nicht nötig
Auch Vodafone Deutschland sammelt die Bewegungsdaten beziehungsweise Verkehrsdaten seiner Kunden. Allerdings werden diese lediglich intern verwendet und nicht wie bei der Telekom oder Telefónica extern vermarktet. Demnach ist bei Vodafone Deutschland kein Widerspruch erforderlich. Seitens Vodafone Deutschland heißt es dazu:
Auf einer weiteren Seite haben wir für Sie alle Meldungen zum Thema Datenschutz zusammengefasst.Vodafone Deutschland verwendet Verkehrsdaten zum Erkennen und Beseitigen von Störungen im Netz und richtet die dafür bestehenden Prozesse nach den datenschutzrechtlichen Bestimmungen des § 100 Abs. 1 TKG sowie den Vorgaben der Bundesbeauftragten für den Datenschutz aus.
Vodafone Deutschland unterhält beziehungsweise betreibt keine Datenanalyse und/oder –vermarktung wie beispielsweise mit TomTom. Die Kooperation mit TomTom haben wir bereits in 2013 beendet.