Nokia 8 im Test: Noch nicht ganz Oberklasse
Der einstmals unangefochtene Handy- und Symbian-Smartphone-Marktführer Nokia hat nach der Vorstellung des iPhone von Apple gleich zwei fundamentale Fehler gemacht, infolge derer sie komplett vom Markt verschwunden waren: Erst verschliefen sie die Umstellung von Tasten zu Touch-Bedienung beim hauseigenen Betriebssystem Symbian, dann setzten Sie auf die Kooperation mit Microsoft und deren Betriebssystem Windows Phone bzw. Windows Mobile, das jedoch bei den Kunden nicht ankam. In Kooperation mit dem finnischen Hersteller HMD Global wagen sie nun den Neuanfang: Die Entwicklung erfolgt in Kooperation, die Produktion in China.
Der Homescreen des Nokia 8
Zum Start der Kooperation erschienen Geräte im unteren und mittleren Preissegment wie das
Nokia 3 und das
Nokia 6. Mit dem
Nokia 8 sollen nun die "Flaggschiffe" wie das
Galaxy S8 von Samsung oder die
kommenden Geräte von Apple angegriffen werden. Doch das gelingt nur teilweise. Lesen
Sie im Test, warum das Nokia 8 noch nicht ganz mithalten kann.
Nokia 8: Konventionelles Display

Blickwinkelabhängigkeit beim Nokia 8: Aus flachem Winkel ist das Display viel dunkler als bei direkter Draufsicht.

Das CIE-Diagramm zeigt die ordentliche Farbdarstellung beim Nokia 8
Geschützt wird das Display des Nokia 8 von Corning Gorilla Glass 5. Das ist wohl das bisher bruchfesteste Glas aus dem Hause Corning. Leider ist das Gorilla Glass 5 nach der bisherigen Erfahrung der teltarif.de-Redaktion aber wieder anfälliger für Kratzer als die Vorgänger. Und je mehr Kratzer das Frontglas sammelt, desto höher steigt die Gefahr, dass es bei einem Sturz doch bricht. Eine Displayschutzfolie oder ein zusätzliches Displayschutzglas ist daher für das Nokia 8 sicher eine sinnvolle Investition.
Verschwindende Tasten, guter Fingerabdruck-Sensor

Die Unterkante des Nokia 8: Fingerabdrucksensor, Back-Button, App-Listen-Button und USB-C-Connector
Der Fingerabdrucksensor im Home-Button reagiert schnell und zuverlässig, und zwar auch dann, wenn man den Finger aus einer anderen Richtung auflegt als beim Training des Sensors. Mit einmal Fingerauflegen kann man das Gerät gleichzeitig einschalten und entsperren. Dem Autoren gefallen zwar Fingerabdrucksensoren auf der Rückseite mittig, also da, wo beispielsweise Huawei sie anbringt, etwas besser als auf der Vorderseite. Denn mit dem rückseitigen Sensor kann man das Gerät sofort beim in-die-Hand-nehmen entsperren, ohne eine zusätzliche Bewegung machen zu müssen. Dafür ist der Sensor auf der Vorderseite praktischer, wenn das Gerät auf dem Schreibtisch liegt und man es entsperren will, ohne es gleich in die Hand nehmen zu müssen. Nachdem unterschiedliche Anwender unterschiedliche Vorlieben bezüglich der Position des Fingerabdrucksensors haben, stellt sich die Frage, warum in Top-Geräte wie dem Nokia 8 nicht gleich zwei eingebaut werden: Einer vorne und einer hinten.
Über andere moderne Biometrie-Sensoren verfügt das Nokia 8 nicht. Insbesondere gibt es keinen Iris-Scanner.
Am rechten Rand befinden sich noch die Lautstärkewippe und der Ein-/Ausschalter in der üblichen Anordnung. Diese Tasten funktionieren gut. Dankenswerterweise verzichtet Nokia auf zusätzliche Tasten, um herstellerspezifische Dienste wie Bixby zu starten. Natürlich kann der Google-Sprachassistent "ok google" auch auf dem Nokia 8 verwendet werden, sogar als Entsperrmethode, die freilich noch unsicherer ist als der Fingerabdruck-Scanner.
Solides Gehäuse, aber nicht wasserdicht

Die Rückseite des Nokia 8
Wenn man sie ausreichend putzt, glänzt die Rückseite richtig. Aber sie sammelt auch schnell Schmutz und - schlimmer - kleine Kratzer. Daher empfiehlt es sich, das Nokia 8 von Anfang an mit einer Handy-Hülle zu schützen. Angesichts der sehr dünnen Bauform des Nokia 8 wird das Gerät auch mit Hülle und Schutzfolie nicht zu dick. Zusätzlich schützt eine solche Hülle auch die Kamera, die zwar nur wenig aus der Rückseite hervorragt, aber genug, um beim Ablegen auf dem Tisch immer die exponierte Stelle zu sein und damit sonst die meisten Kratzer abzukriegen.
Anders als die Konkurrenz von Apple und Samsung, die ihre aktuellen Top-Smartphones nach Schutzklasse IP67 bzw. IP68 als staub- und wasserdicht ausweisen, ist das Nokia 8 nur nach IP54 zertifiziert. Damit ist es zwar gegen allseitiges Spritzwasser geschützt, bietet aber keine Sicherheit gegen Eindringen von Wasser bei vorübergehendem oder gar dauerhaftem Eintauchen. Wir verzichten daher auf den Unterwasser-Test beim Nokia 8 und empfehlen Nokia, auch hier bis zum nächsten Release auf die Konkurrenz aufzuschließen.
Bei Wasserdichtigkeit, Biometrie-Sensoren und Display kann das Nokia 8 nur teilweise mit der Konkurrenz mithalten. Doch wie sieht es mit den inneren Werten aus? Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie gut das Nokia 8 mit Prozessor, Betriebssystem und Speicher ausgestattet ist.