Bericht: Neubaugebiet bekommt keinen Festnetzanschluss
Telekom bläst geplanten Glasfaser-Ausbau wieder ab
Bild: Telekom
In der zu Northeim in Niedersachsen gehörenden Gemeinde Stöckheim gibt es ein Neubaugebiet. Dieses umfasst 15 Grundstücke. Strom, Wasser etc. sind verfügbar und auch eine Straße führt zu den Häusern der Familien, die dort gebaut haben. Einen Festnetzanschluss gibt es einem Bericht der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) zufolge aber nicht - und daran wird sich offenbar so schnell nichts ändern.
Den Angaben zufolge hat das Göttinger Bauunternehmen Vesting einen Erschließungsvertrag für die neue Siedlung mit der Stadt Northeim abgeschlossen. Dieser sehe vor, dass "Kommunikationsleitungen nach Vorgaben der Telekom beziehungsweise des hierfür zuständigen Versorgers erfolgen". Doch genau hier hapert es. Die Telekom habe erklärt, an der Erschließung der neuen Siedlung nicht interessiert zu sein, so die Erschließungsfirma.
Auch Telekom-Mitbewerber sagen ab
Telekom bläst geplanten Glasfaser-Ausbau wieder ab
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Aktuell gebe es keinen Netzbetreiber, da neben der Telekom auch Anbieter wie Götel, EWE, Deutsche Glasfaser und Vodafone abgesagt hätten. Die Bundesnetzagentur habe auf Anfragen zu diesem Dilemma nicht reagiert, die Stadt Northeim habe die betroffenen Familien mehrfach nur vertröstet. "Wir melden uns wieder", so die Aussage. Passiert ist aber bislang nichts.
"Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir hier nicht gebaut", zitiert die HNA ein betroffenes Ehepaar. Dabei scheint es gar nicht so kompliziert zu sein, die neue Siedlung an die "Außenwelt" anzuschließen. Die Erschließungsfirma habe bereits Leerrohre verlegt. Es wären demnach nicht einmal Tiefbauarbeiten erforderlich, um die Festnetztelefonie- und - noch wichtiger - Internetanschlüsse zu realisieren.
Die Anwohner sind sich einig, dass Telefonate in Zeiten des Mobilfunks zu günstigen Preisen das kleinere Problem sind. Die Leute benötigen aber Breitband-Internet - nicht nur in der Freizeit, zumal einige Betroffene auch von zu Hause aus arbeiten. Man behelfe sich auch hier mit LTE und/oder 5G. Vor allem bei Videokonferenzen sei das Netz aber nicht immer ausreichend stabil.
Stadt Northeim: "Erschließungsfirma muss für Ausbau sorgen"
Die HNA hat bei der Stadtverwaltung Northeim nachgefragt, wie den Betroffenen nun geholfen werden. Die Stadt beharrt darauf, dass die Erschließungsfirma vertraglich verpflichtet sei, die Telekommunikations-Infrastruktur zu schaffen. Auf das Unternehmen werde die Stadtverwaltung nun zugehen. Das haben betroffene Anwohner bereits getan - bislang ohne Erfolg.
Noch im Februar 2022 sahen die Pläne der Telekom vor, ganz Northeim und zur Stadt gehörende Orte bis Ende 2025 mit Glasfaser zu versorgen. Später wurden die zunächst großspurig angekündigten Pläne wieder zurückgenommen. Hintergrund seien die massiven Preissteigerungen für Material und Ressourcen. Daher seien die ursprünglichen Planungen und Kalkulationen, die vor dem Ukraine-Krieg getroffen wurden, nicht zu halten, so die Telekom gegenüber der HNA.
Bundesweit sind für den Glasfaser-Netzausbau derzeit mehr als 700 Unternehmen aktiv.
