Die GPS-Alternativen Galileo, GLONASS und Beidou
GPS-Alternativen: Galileo, GLONASS und Beidou
Bild: teltarif.de
Globale Navigationssatellitensysteme (GNSS) waren bis vor einiger Zeit synonym mit dem Namen
GPS, dem US-amerikanischen System für eine weltweite
Positionsbestimmung. Doch verschiedene Konkurrenten - aus der EU, Russland und China - bauen
vergleichbare Satelliten-Netzwerke auf. Nach einigen Rückschlägen geht es nun in großen Schritten
voran. Wir zeigen Ihnen, wie es um die alternativen
Satellitensysteme bestellt ist.
Galileo: EU-Projekt auf gutem Weg nach schwieriger Geburt
Umlaufbahnen der Galileo-Satelliten
Grafik: ESA - P. Carril
Das Satellitensystem Galileo war von Anfang an umstritten.
Auf der einen Seite verteidigen die Befürworter das europäische Großprojekt als ein für die
Wirtschaft und Forschung der EU notwendiges Vorhaben, welches das amerikanische
GPS ergänzen und verbessern könne. Andererseits kritisieren die Gegner, Galileo sei ein
reines "Prestigeprojekt" der Politik, das Milliardensummen
verschlinge und zudem überflüssig sei, da mit GPS ein funktionierendes und
kostenloses System existiere.
Das Jahr 2007 markierte die schwerste Krise für Galileo. Nach langjährigen Kompetenz-Streitigkeiten waren Verhandlungen zwischen der EU und der Industrie gescheitert und das Aus des ambitionierten Projektes stand kurz bevor. Die EU beschloss daraufhin, Galileo mit Steuer-Milliarden zu retten und den Aufbau des Systems unter öffentlicher Regie voranzutreiben. Schwerwiegende, technische Komplikationen bei den Satellitenstarts allen voran im Jahr 2014 führten zusätzlich zu erheblichen Verzögerungen. Seit Juli 2018 befinden sich nunmehr 26 Galileo-Satelliten im All (24 Hauptsatelliten plus 2 Ersatzsatelliten), von denen 22 schon im Regelbetrieb sind. Galileo wurde Ende 2016 offiziell in Betrieb genommen. Die damals noch vorhandenen Abdeckungslücken wurden inzwischen durch weitere Satellitenstarts geschlossen. Das System ist somit mittlerweile nahezu voll funktionsfähig.
Trennung der Galileo-Satelliten 5 und 6 von der Endstufe einer Sojus-Rakete
(c) dpa
Der Endausbau von Galileo soll im Jahr 2020 erreicht werden - dann sollen 24 Satelliten den Betrieb gewährleisten,
ergänzt durch sechs Reservesatelliten im Orbit. Im Gegensatz zu allen anderen Alternativsystemen
ist Galileo das einzige GNSS unter ziviler Kontrolle, auch wenn eine militärische Nutzung im Rahmen
der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) seit 2008 vorgesehen ist.
Verschiedenen Medienberichten zufolge wird das Satelliten-Navigationssystem in Zukunft eine
präzisere Positionsbestimmung als GPS für die zivile Nutzung ermöglichen und weniger
störungsanfällig sein. Zudem ist Galileo künftig mit GPS und Glonass kompatibel, was eine hohe
Präzision und weltweite Verfügbarkeit entsprechender Dienste gewährleisten soll - es werden daher
keine neuen Empfangsgeräte benötigt, eventuell ist allerdings ein Firmware-Update erforderlich.
Mittlerweile sind die meisten modernen Smartphones auf dem Markt Galileo-kompatible, zum Beispiel
das Samsung Galaxy S9, das
Apple iPhone XS und das
OnePlus 6.
Weitere Galileo-fähige Smartphones, finden Sie in unserer Handy-Datenbank-Suche.
Smartphones mit Galileo-Unterstützung
GLONASS seit 2011 für zivile Nutzung geöffnet
Glonass-K Satellit
Foto: teltarif.de
GLONASS war für einige Jahre die einzige funktionierende Alternative
zu GPS. Zunächst ausschließlich für den militärischen Einsatz vorgesehen, ist das russische
Satelliten-Netzwerk seit Dezember 2011 ebenso für die zivile Nutzung geöffnet.
Geleitet vom russischen Verteidigungsministerium und durchgeführt von der Weltraumorganisation Roskosmos
kam es jedoch zwischenzeitlich auch bei GLONASS zu folgenreichen technischen Zwischenfällen,
wodurch die Funktionsfähigkeit des Ortungssystems beeinträchtigt wurde. So sind sowohl 2010 als auch
2013 mehrere Satelliten unmittelbar nach dem Start in Rauch aufgegangen.
Gegenüber GPS bietet das russische Pendant durch die Ausrichtung der Satelliten vor allem in nördlichen Breitengraden eine bessere Positionsbestimmung, da das Satelliten-Netzwerk in erster Linie für die russischen Landgebiete konzipiert wurde. Mit aktuell 24 aktiven Satelliten ist das System jedoch trotzdem weltweit einsetzbar und bietet vor allem in Kombination mit GPS eine Aufwertung für Smartphones und Navigations-Geräte.
Montage eines Glonass-Satelliten auf eine Proton-M-Trägerrakete (2010)
(c) dpa
Seit dem iPhone 4S und dem
Motorola Droid RAZR gehört ein GLONASS-fähiger Chip zur
Ausstattung hochklassiger Smartphones. Doch auch aktuelle Mittelklasse-Handys sind oft in der Lage
auf beide Navigationssysteme zurückzugreifen. Sofern das Empfangsgerät sowohl die GLONASS- als auch die
GPS-Signale auswerten kann, ergänzen sich beide Systeme in der Ortung, wodurch eine höhere Präzision
erreicht wird. Aktuelle Smartphones mit GLONASS-Empfang finden Sie auch mit unserer
Handy-Datenbank-Suche.
Smartphones mit GLONASS-Unterstützung
Beidou: Auch China baut eigenes Satellitensystem aus
China arbeitet seit 2007 an einem eigenen globalen Satellitensystem für Navigation, Ortung und Zeitmessung namens Beidou. Das in der Projektentwicklungsphase bis 2012 auch Compass genannte System soll China vom US-amerikanischen GPS unabhängig machen. Im Gegensatz zu GPS, GLONASS und Galileo werden für Beidou auch geostationäre Satelliten eingesetzt. Beidou ist zunächst für die zivile Nutzung nur im asiatisch-pazifischen Raum freigeschaltet und soll ab 2020 weltweit verfügbar sein. Ende 2018 hatten die Asiaten bereits 24 der insgesamt 35 geplanten Satelliten in den Orbit gebracht.
Schon 2013 setzte Qualcomm mit seiner Software-Entwicklung Qualcomm IZat Location Solutions auch auf das Satellitensystem Beidou und kooperierte dabei mit dem Smartphone-Hersteller Samsung. Inzwischen gibt es viele weitere Smartphones mit Beidou-fähigem Chip, bei der Auswahl hilft Ihnen unsere Handy-Datenbank-Suche.
Smartphones mit BEIDOU-Unterstützung
Laut Presseberichten will Indien - ebenfalls im Wettlauf mit China - sein bisher nur regional operierendes, aus 7 Satelliten bestehendes, System IRNSS (Indian Regional Navigation Satellite System) zunächst den Nachbarstaaten öffnen, in Zukunft aber unter dem Namen GINS (Global Indian Navigation Satellite) ein eigenes unabhängiges globales Navigationssystem aufbauen.
Starke Konkurrenz für GPS in den kommenden Jahren
GPS-Alternativen: Galileo, GLONASS und Beidou
Mit Galileo, GLONASS und Beidou sind in den nächsten Jahren somit höchstwahrscheinlich bis zu drei
Konkurrenzsysteme für das amerikanische GPS verfügbar.
Es bleibt also spannend, wie lange das amerikanische GPS seine Stellung als das weltweit
vorherrschende Satellitensystem für Positionsbestimmung und Navigation halten kann.

- GPS: Satelliten-Navigation & Positionsbestimmung
- Entwicklung des Global Positioning Systems (GPS)
- GPS-Alternativen: Galileo, GLONASS & Beidou
- Galileo: Europäisches Satellitennavigationssystem
- GLONASS: Die GPS-Alternative aus Russland