Musik-Apps

Smartphone und Tablet als Instrument mit Musik-Apps

Mit Apps können Hobby­mu­siker an Smart­phone und Tablet kreativ werden. Ange­bote gibt es viele. Doch welche sind empfeh­lens­wert? Und was sind die wich­tigen Features?

Mit der richtigen Musik-App wird das iPad Pro (4. Generation) zum "Instrument" Mit der richtigen Musik-App wird das iPad Pro (4. Generation) zum "Instrument"
Bild: Apple
Wer mit dem Smart­phone Musik machen möchte, wird in den App Stores für iOS und Android schnell fündig. "Die Band­breite an Apps für Musik ist sehr umfang­reich", sagt Benjamin Lucks von Netzwelt.de.

Grob könne man zwischen drei Arten von Anwen­dungen unter­scheiden, so der Experte: Apps, die beim Musi­zieren unter­stützen. Dann Apps, die musi­ka­lisch weiter­bilden. Und schließ­lich Apps, mit denen das Smart­phone oder Tablet selbst zum Instru­ment wird.

Smart­phone als Stimm­gerät

Mit der richtigen Musik-App wird das iPad Pro (4. Generation) zum "Instrument" Mit der richtigen Musik-App wird das iPad Pro (4. Generation) zum "Instrument"
Bild: Apple
In die erste Kate­gorie gehören Stimm­gerät und Metronom. "Für Laien und Profis sind die Apps in den meisten Anwen­dungs­be­rei­chen voll­kommen ausrei­chend", sagt der Musik­päd­agoge Florian Werner von der Univer­sität Erlangen-Nürn­berg.

Einige Metronom-Apps wie etwa die kosten­pflich­tige Anwen­dung "Tonal Energy" sind beson­ders viel­seitig einsetzbar und verfügen über prak­ti­sche Funk­tionen wie auto­ma­ti­sche Tempo­stei­ge­rung, Sprach­aus­gabe für Zähl­zeiten oder Feed­back­funk­tionen.

Für die musi­ka­li­sche Weiter­bil­dung gibt es zum Beispiel die kosten­lose iOS-App "Tonic", mit der man dank Augmented Reality die Griffe für verschie­dene Akkorde am Klavier lernen kann. "Hierfür hält man das Smart­phone über das Klavier und dann zeigt die App Akkorde an", erklärt Werner.

Spie­le­risch mit der Kadenz-Harmonik beschäf­tigen können sich Lern­wil­lige mit der kosten­losen iPad-App "Tin Pan Rythm". Musik-Lern-Apps wie "SimplyPiano" und "Yousi­cian" hören beim Spielen zu und geben Feed­back.

App klingt anders als echtes Instru­ment

Mit Apps lässt sich aber auch richtig musi­zieren. Werner leitet an seiner Univer­sität ein iPad-Ensemble: Statt auf Klavier, Geige oder Schlag­zeug spielen die Mitglieder des Ensem­bles auf Tablets.

"Das muss man sich vorstellen wie eine normale Band", erklärt er. Jedes Mitglied hat eine Musik-App auf dem Tablet instal­liert, zusammen musi­ziert die Gruppe live. "Das Schöne an den Musik-Apps ist, dass sie sehr nied­rig­schwellig sind", meint er.

Einstei­gern empfiehlt Werner zum Beispiel die kosten­lose iOS-App "Play­ground". "Hier wischt man und kann nicht falsch spielen." Auch die eben­falls kosten­lose iOS-App "Keezy", bei der man auf acht Feldern spielt, sei für Anfänger gut geeignet. Werner arbeitet vor allem mit iOS-Apps. Ein Grund dafür ist die Latenz­zeit: "Bei Android-Apps ist die Zeit zwischen dem Drücken und dem Ton zu groß." Für das Spielen in einer Gruppe seien solche Anwen­dungen deshalb unge­eignet.

Musik-Apps als eigen­stän­diges Instru­men­ta­rium

Musik-Apps sind aber kein Ersatz für herkömm­liche Instru­mente, sondern als eigen­stän­diges Instru­men­ta­rium zu verstehen, sagt Matthias Krebs von der Forschungs­stelle Appmusik der Univer­sität der Künste Berlin.

"Wichtig ist, zu verstehen, dass Musik-Apps eben kein Klavier, Geige, Drumset sein können." Der Unter­schied zwischen einem Klavier und einer Klavier-App sei mindes­tens genauso groß wie zwischen einem Klavier und einer Geige.

"Häufig sind Leute von ihren Erwar­tungen an eine App ganz einge­schränkt und dann über­sehen sie die Poten­ziale der digi­talen Instru­mente", sagt Krebs. In Bezug auf die Klang­viel­falt vergleicht er das Angebot an Apps mit dem Besuch eines Musik­la­dens: "Überall hängen verrückte Instru­mente - nur auf dem Smart­phone oder Tablet hat man diese Musik­welt immer bei sich."

Übung macht auch hier den Meister

Will man etwas Wirkungs­volles errei­chen, fordern Musik-Apps wie herkömm­liche Instru­mente Übungs­dis­zi­plin. Aller­dings empfinden viele App-Nutzer den Einstieg als sehr leicht.

"Dadurch gewinnt man dann schnell neue Ideen, was man eigent­lich selbst machen will", sagt Krebs. Mit der App "Jambl", die es kostenlos für Android und iOS gibt, komme man etwa sehr schnell ins Impro­vi­sieren.

Auch die Möglich­keit, Apps zu kombi­nieren, findet Krebs inter­es­sant. "Dadurch eröffnet sich Nutzenden die Möglich­keit, selbst zum Instru­men­ten­bauer zu werden." Beispiele sind die kosten­pflich­tigen iOS-Anwen­dungen "AUM" und "Audiobus" in Kombi­na­tion mit verschie­denen Audio-Unit-Apps.

Mitt­ler­weile veröf­fent­li­chen einige große Unter­nehmen wie Korg oder Yamaha auch ihre Synthe­sizer als Apps. Diese stünden den teuren Hard­ware-Geräten in ihrer Klang­qua­lität in nichts mehr nach, so Krebs.

Tablets spielen in der App-Musik eine größere Rolle als Smart­phones

Die Anwen­dungs­be­reiche von Appmusik sind viel­fältig. Krebs ist an verschie­denen Projekten betei­ligt, unter anderem mit großen Kultur- und Bildungs­in­sti­tu­tionen wie der Hamburger Elbphil­har­monie oder dem Staats­theater München. Beim Gestalten von Klängen und musi­ka­li­schen Struk­turen soll in den Work­shops auch ein Dialog zwischen den Teil­neh­menden zustande kommen. "Häufig steht im Fokus, dass Bands gegründet werden und die Teil­neh­menden erfahren, wie es sich anfühlt, sich musi­ka­lisch-körper­lich mitzu­teilen."

Tablets spielen in der App-Musik eine größere Rolle als die kleinen Smart­phones. Anfänger müssen in die Apps nicht unbe­dingt Geld inves­tieren. Einige Anwen­dungen sind in der Voll­ver­sion gratis, andere verfügen über eine kosten­lose Probe­ver­sion.

Das Einblenden von Werbe­an­zeigen ist aller­dings während des Musi­zie­rens störend. "Wer das Smart­phone als festen Bestand­teil in sein musi­ka­li­sches Schaffen einar­beiten will, sollte ein biss­chen Geld inves­tieren", rät Lucks von Netzwelt.de.

Mehr zum Thema Musik