Hintergrund

So funktioniert das Telefonieren mit dem Handy

Lesen Sie, was passiert, wenn Sie mit Ihrem Handy telefonieren, wie Hand-Over funktionieren und wie komplex die Funktionen im Handynetz sind.
Von Thorsten Neuhetzki /

Es ist alltäglich: Der Griff geht zum Handy, die gewünschte Nummer wird gewählt, die grüne Taste gedrückt und einige Sekunden später steht das Gespräch. Doch während des Gesprächsaufbaus passieren im Hintergrund zahlreiche Dinge, die der Kunde gar nicht bemerkt. Diese Abläufe wollen wir Ihnen im Detail anhand des Netzes von o2 vorstellen. In den anderen Mobilfunk­netzen sind die Abläufe jedoch weitestgehend identisch.

Details zum technischen Aufbau eines Mobilfunk­netzes, der sogenannten Netzarchitektur, haben wir Ihnen bereits vorgestellt. Dieser Artikel geht daher nicht weiter auf den Aufbau des Netzes an sich ein.

Der Rufaufbau: Darf das Handy überhaupt machen, was es will?

Wenn Sie zu Ihrem Handy greifen und ein Telefonat zu einem anderen Kunden des gleichen Netzanbieters führen, wird Ihr Gespräch über die Sendemasten und die entsprechenden Controller zu der für Sie aufgrund Ihres Aufenthaltsortes zuständigen Vermittlungs­stelle (MSC) geleitet.

Hier wird als erstes geprüft, ob Ihre SIM-Karte echt ist und ob Sie somit berechtigt sind, dieses Telefonat zu führen. Dazu liefert das Authentication Center (AUC) Zahlen­kolonnen (sogenannte Triples), mit deren Hilfe die Vermittlungs­stelle den Teilnehmer authentifiziert. Es handelt sich lediglich um eine technische Überprüfung.

Die Vermittlungs­stelle erkennt aufgrund der gewählten Nummer, dass die Zielrufnummer innerhalb des eigenen Netzes bleibt. Anschließend wird beim Home Location Register (HLR) angefragt, wo sich der Kunde befindet. Das HLR ist so etwas wie die zentrale Kundendatei eines jeden Netzanbieters. Es verknüpft die Rufnummer des Kunden mit der SIM-Karte und kennt die Berechtigungen des Kunden und eventuell programmierte Rufumleitungen.

Telefoniert also ein Kunde, der sich in München befindet, zu einem Kunden, der sich gerade in Berlin aufhält, so weiß das HLR, dass der gesuchte Kunde sich im Bereich der für Berlin zuständigen Vermittlungs­stelle aufhält und nimmt mit dieser Kontakt auf. Die Berliner Vermittlungs­stelle fragt in der Folge beim für diese MSC zuständigen Visitor Location Register (VLR) Daten des Angerufenen ab. Das VLR weiß, in welcher Region in Berlin sich der Angerufene aufhält, welche Dienste unterstützt werden und wie sich das angerufene Handy im Netz identifizieren muss.

Das Netz muss das Zielhandy erst suchen

Über Richfunkschüsseln und Sendemasten kommt das Telefon-Signal zum Endkunden. Über Richtfunkschüsseln und Sendemasten kommt das Telefon-Signal zum Endkunden.
Foto: teltarif.de
In der Folge startet die zuständige Berliner Vermittlungs­stelle so etwas wie einen Ausruf in der Region, in der sich der Angerufene aufhält. Diese Bereiche nennen sich LAC. Sinngemäß gibt es über alle Sende­masten ein Signal, dass für ein bestimmtes Handy ein Anruf vorliegt, das Handy möge sich bitte melden. Eine direkte Ansprache eines einzelnen Sende­mastes oder direkt des Handys erfolgt also nicht. Das angerufene Handy empfängt den Ausruf und meldet sich bei der Vermittlungs­stelle. Diese weiß nun, auf welchem Sender das Handy gerade eingebucht ist. Es wird geprüft, ob die SIM-Karte wirklich die ist, die erwartet wird. Erst dann stellt die Berliner Vermittlungsstelle den Anruf zum Angerufenen durch. Diese ganzen Prozesse laufen sehr schnell ab, dennoch merkt jeder, der von Handy zu Handy telefoniert, dass ein Rufaufbau mitunter einige Sekunden dauern kann. Das liegt vor allem an dem Ausruf des angerufenen Handys aber auch an den diversen Datenbankabfragen.

Was passiert, wenn der gewünschte Teilnehmer nicht erreichbar ist und warum es manchmal mehrere Sekunden dauert, bis die Abwesenheits-Ansage zu hören ist, lesen Sie auf der nächsten Seite.

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