Satellitentelefon: Alle Satellitennetze im Vergleich
Satellitentelefonie: Alle Netze im Vergleich
Fotos: Iridium, Montage: teltarif.de
Bevor man sich für einen Satelliten-Telefonie-Anbieter entscheidet, ist es wichtig zu verstehen, wie die zugrundeliegenden Systeme funktionieren.
Lediglich Ausstattung und technische Spezifikationen verschiedener Geräte zu vergleichen, ist nicht ausreichend.
Denn ein Satelliten-Telefon ist immer nur so gut, wie das System, das es verwendet - und im Gegensatz zu üblichen Dualband- oder Quadband-Handys
in den GSM-Netzen funktionieren die Geräte eines Anbieters nicht in Kombination
mit den Satelliten eines anderen Netzes. Die Entscheidung für eines der Satellitennetze ist in Bezug auf die Hardware also endgültig.
Im Folgenden vergleichen wir daher die Netzabdeckung der einzelnen Anbieter und gehen auf die Vor- und Nachteile geostationärer Satelliten (GEO) und erdnaher Satellitensysteme (LEO) ein.
Mieten oder kaufen? Das kostet Satelliten-Telefonie
Satellitentelefonie: Alle Netze im Vergleich
Fotos: Iridium, Montage: teltarif.de
Satelliten-Telefonie ist kein günstiges Vergnügen. Die Preise für ein Neugerät reichen von mehreren hundert bis über tausend Euro.
Obwohl Satelliten-Telefone in letzter Zeit begonnen haben, im Smartphone-Zeitalter anzukommen, hinken sie dennoch den durchschnittlichen marktüblichen Smartphones noch mehrere Jahre hinterher, zumindest was Aussehen, verfügbare Funktionen und Bedienkomfort angeht.
Auch die Tarife sind deutlich teurer. Ausgehende Gespräche von einem Satelliten-Telefon kosten üblicherweise zwischen 70 Cent und 2 Euro pro Minute. Dafür benötigt der Nutzer entweder einen Vertrag mit dem jeweiligen Anbieter oder eine entsprechende Prepaid-Karte. Für letztere ist häufig eine Mindestaufladung von 50 oder 100 Euro erforderlich. Beachten Sie, dass das Guthaben zumeist nur eine begrenzte Gültigkeit von einem oder zwei Jahren besitzt, bevor es verfällt.
Für eine kurzzeitige oder unregelmäßige Nutzung eines Satelliten-Telefons bietet sich daher ein Miet-Handy in Verbindung mit einer Prepaid-Karte an, um den kostspieligen Kauf zu vermeiden. Sollten Sie aufgrund häufigen Bedarfs den Erwerb eines Handys dennoch in Betracht ziehen, haben Sie mit den Mietangeboten zugleich auch die Möglichkeit, im Vorfeld verschiedene Netze zu testen und sich danach für ein System zu entscheiden. Unter Umständen kann sich auch der Kauf einer regional begrenzten SIM-Karte lohnen. Diese können dann zum Beispiel nur in Amerika oder nur in Afrika eingesetzt werden, sind dafür aber bisweilen wesentlich günstiger.
Netzabdeckung der Anbieter beachten
Netzabdeckung bei Globalstar: Im Gegensatz zu Iridium nicht weltweit
Bild: Globalstar
Unter den Anbietern für mobile Satelliten-Telefonie besitzt nur Iridium eine weltweite Netzabdeckung. Auch Inmarsat ist fast überall verfügbar, nur mit Ausnahme von Teilen der Nord- und Südpolarregionen. Der Netzbetreiber Globalstar bietet seine Dienste weltweit in 120 Ländern an, allerdings nicht in weiten Teilen Afrikas, in Indien, China und Südostasien, an den Polen und teilweise auf dem offenen Meer. Thuraya versorgt die Kontinente Asien (außer den nördlichen Teil von Russland), Europa, Australien sowie das nördliche und mittlere Afrika, ist aber insbesondere in Amerika und in den Polarregionen nicht vertreten.
Die folgende Tabelle stellt Ihnen einige allgemeine Informationen über die verschiedenen Satellitennetze zur Verfügung. Diese Daten ermöglichen eine grobe Einschätzung der verschiedenen Anbieter und sollen Ihnen die Entscheidung für eines der Satellitennetze erleichtern. Nutzen Sie zur Kosteneinschätzung für Telefonate aus dem Telekom-Festnetz zu einem Satelliten-Handy auch unseren Call-by-Call-Tarifvergleich.
Die Satellitennetze im Vergleich
Netz | Inmarsat | Globalstar | Iridium | Thuraya |
Gründung | 1979 | 1991 | 1998 | 1997 |
In Betrieb seit | 1982 | 1999 | 1998 | 2000 |
Firmensitz | Großbritannien | USA | USA | Vereinigte Arabische Emirate |
Typ Orbit 1) | GEO | LEO | LEO | GSO |
Höhe (km) | 35786 | 1414 | 780 | 36000 |
Netzabdeckung | weltweit, außer Pole |
wo Bodenstation vorhanden | weltweit | Europa, Afrika, Asien, Ozeanien |
Umlaufzeit ca. | 24 Std. | 120 Min. | 100 Min. | 24 Std. |
Stand: März 2023
1) Unterschieden wird je nach der Positionierung des Satelliten im All unter anderem in: GEO (Geostationary Orbit), LEO (Low Earth Orbit) und GSO (Geosynchronous Orbit). |
GEO vs. LEO: Geostationäre und erdnahe Satelliten
Soldaten an abgelegenen Einsatzorten sind auf Satellitentelefonie angewiesen
Foto: dpa
Es gibt im Wesentlichen zwei Arten von Satelliten, die zur Telefonie genutzt werden: geostationäre (Geostationary Earth Orbit, GEO)
und erdnahe Satelliten (Low Earth Orbit, LEO). Der Unterschied besteht im Abstand der jeweiligen Umlaufbahn zur Erde.
Die Kreisbahn eines GEO-Satelliten verläuft in 35 786 km Höhe über dem Erdäquator.
LEO-Satelliten befinden sich in deutlich geringeren Höhen von nur etwa 800 bis 1 400 km.
Zur Veranschaulichung: Wenn man sich die Erde als Basketball vorstellt, wären LEO-Satelliten etwa 4 bis 8 cm entfernt,
GEO-Satelliten dagegen ganze 2 m. Dies hat Auswirkungen auf die Telefonie.
Vor- und Nachteile geostationärer Satelliten (GEO)
Die Anbieter Inmarsat und Thuraya arbeiten mit geostationären beziehungsweise annähernd geostationären Satelliten, die circa 36 000 km vom Telefon entfernt sind. Das erhöht zwar die Reichweite des einzelnen Satelliten, allerdings sind die Verbindungen durch die große Entfernung auch störungsanfälliger. Diese Problematik verschärft sich, je weiter man sich vom Äquator entfernt. Denn dann erscheint der Satellit tiefer am Himmel und kann leichter von Hindernissen wie Bergen, Wäldern oder Gebäuden blockiert werden.
Der Anbieter Globalstar hat zudem den Nachteil, dass seine Satelliten nicht direkt miteinander kommunizieren können. Gespräche werden stets über Bodenstationen vermittelt. In Gegenden ohne Globalstar-Bodenstationen ist dementsprechend keine Verbindung möglich. Dies betrifft weite Teile Afrikas sowie Indien, Teile Ozeaniens und die Polarregionen.
Auch erdnahe LEO-Satelliten haben Nachteile
Sieht aus wie ein 15 Jahre altes Nokia und kostet über 1 000 Euro: Das Iridium 9555
Foto: Iridium
Etwa fünfzig LEO-Satelliten werden benötigt, um eine weltweite Rund-um-die-Uhr-Abdeckung zu gewährleisten. Zum Vergleich:
Nur drei GEO-Satelliten würden für die gleiche Abdeckung ausreichen. LEO-Satelliten werden in verschiedenen Umlaufbahnen in bis zu 1 400 m Höhe platziert und brauchen nur etwa
100 Minuten für eine Erdumrundung (bei GEO-Satelliten sind es circa 24 Stunden). Aufgrund der geringeren Entfernung benötigen die erdnahen
Satelliten ein weniger starkes Funksignal und auch ihre Lebenserwartung ist durch atmosphärische Einflüsse und Strahlung deutlich geringer als die ihrer
geostationären Pendants. Nach circa zehn Jahren müssen sie ausgetauscht werden. LEO-Satelliten werden von den Anbietern Iridium und Globalstar eingesetzt. Auch der Dienst
Google Earth nutzt erdnahe Satelliten.
Da die einzelnen LEO-Satelliten jeweils nur für kurze Zeit am Himmel zu sehen sind, kommt es zu häufigen Verbindungsübergaben. Um die Verbindung über mehrere Minuten aufrechtzuerhalten, benötigt man daher einen möglichst unbehinderten Blick auf den Himmel. Sind einzelne Satelliten defekt oder fehlen, so ist die Abdeckung lückenhaft und Gespräche brechen ab oder die Verbindung kann gar nicht erst hergestellt werden.
Nachteile von geostationären und erdnahen Satelliten
Sowohl GEO- als auch LEO-Satelliten-Systeme bergen also Nachteile für die Telefonie. Sie sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
Nachteile von GEO-Satelliten (Inmarsat, Thuraya) |
Nachteile von LEO-Satelliten (Globalstar, Iridium) |
---|---|
Nicht an den Polen: Je weiter nördlich oder südlich vom Äquator man sich aufhält, desto niedriger erscheint der GEO-Satellit am Horizont. Über dem siebzigsten Breitengrad (Antarktis) ist er praktisch nicht mehr nutzbar. |
Häufige Verbindungsübergabe: Da LEO-Satelliten jeweils nur für kurze Zeit sichtbar sind, ist eine häufige Verbindungsübergabe erforderlich. Dies erfordert unbehinderte Sicht auf den Himmel über einen längeren Zeitraum. |
Zu weit weg: Die große Distanz von knapp 36 000 km zwischen Telefon und Satellit kann die Verbindung beeinträchtigen. |
Kurze Lebensdauer: LEO-Satelliten sind den Einflüssen der Erdatmosphäre und verschiedener Strahlung ausgesetzt. Sie müssen daher häufig ausgetauscht werden. |
Hohe Sendeleistung erforderlich: Da GEO-Satelliten über sehr viel größere Distanzen funken, muss auch die Sendeleistung der verwendeten Hardware entsprechend hoch sein. Die Technik ist also teurer. |
Hohe Satellitenzahl erforderlich: Um eine weltweite Abdeckung der Erde zu gewährleisten sind circa 50 LEO-Satelliten nötig. Bei GEO-Satelliten reichen schon drei. |
Detaillierte Informationen zu den einzelnen Anbietern für mobile Satelliten-Telefonie finden Sie in den folgenden Ratgebern von teltarif.de:

- Satelliten-Netze: Inmarsat, Iridium, Globalstar, Thuraya
- Satellitentelefon: Globalstar - mit Regionalprovidern
- Satellitentelefon: Iridium - wirklich weltweit
- Satellitentelefon: Inmarsat - der Pionier
- Satellitentelefon: Thuraya - nicht in Amerika
- Satellitentelefon: Alle Satellitennetze im Vergleich
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