WAP: Das war der Anfang des mobilen Internets
"Mobil ins Internet" - mit aktuellen Smartphones ist dies heute Alltag. Die Displays von vielen Geräten sind heute so groß, dass sich auch normale Webseiten bequem betrachten lassen. In puncto schneller Datenübertragung erreichen heutige Geräte dank LTE und 5G Geschwindigkeiten im Bereich von mehreren hundert MBit/s bis 1 GBit/s - auch das ist also kein Hindernis mehr für das Surfen unterwegs.
Dank günstiger Datentarife ist die Nutzung zudem erschwinglich, es gibt auch unlimitierte mobile Daten-Flatrates.
WAP: Das Wireless Application Protokoll
Foto: NASA, Montage: teltarif.de
Doch das war nicht immer so: Noch vor zwei Jahrzehnten waren die Handy-Displays in aller Regel
kleiner und zum Teil sogar monochrom. Die Daten flossen im Bereich weniger kBit/s, und vor
allem war die mobile Daten-Nutzung in der Regel sehr teuer. In dieser Zeit musste also eine spezielle Lösung für mobile Endgeräte her, und
eine solche war WAP - das Wireless Application Protocol. WAP ermöglichte es, für Handys mit kleineren Displays optimierte Web-Seiten zu gestalten. Initiator von WAP war das WAP Forum, das schon vor geraumer Zeit in der Open Mobile Alliance SpecWorks aufgegangen ist.
Dabei war WAP nicht gleich WAP: Als WAP-fähig wurden Handys bezeichnet, die mit WAP in der Version 1.2 klarkamen. Als Nachfolger gab es WAP 2.0. Wir zeigen Ihnen die damaligen Unterschiede zwischen den Versionen und was WAP damals bot.
Google im WAP-Browser eines Nokia 6630
Bild: teltarif.de, Alexander Kuch
Die Anfänge: WAP 1.x
Das klassische World Wide Web gab es mit WAP 1.x nicht zu sehen, sondern lediglich spezielle, für WAP optimierte Seiten. Die Design-Möglichkeiten waren dabei allerdings mehr als begrenzt. Entsprechend prägte die monochrome Darstellung bei vielen Nutzern die Erinnerung an WAP.
Doch das Ganze hatte seinerzeit natürlich einen guten Grund: Ziel von WAP war es, eine möglichst geringe Datenmenge zu übertragen. Gelöst wurde dies neben den reduzierten Darstellungsmöglichkeiten über eine Komprimierung durch ein WAP-Gateway, von dem aus die Daten dann an das mobile Endgerät gesendet wurden.
WML als eigene Auszeichnungssprache
wap.teltarif.de in WML 1.1
Bild: teltarif.de
WAP-Seiten wurden in einer Auszeichnungssprache erstellt, die WML (Wireless Markup Language) hieß.
Diese hatte allerdings mit der Auszeichnungssprache HTML, die für das WWW verwendet wird, wenig gemein und war damit inkompatibel.
WAP-1.x-Seiten ließen sich in aller Regel nicht mit klassischen Desktop-Browsern aufrufen - eine Ausnahme unter den bekannten Browsern im Markt
war der Opera, der WAP-1.x-Inhalte darstellen konnte - allerdings nur in den alten Versionen bis Opera 12.17. Der letzte WAP-1.x-Standard hatte die Versionsnummer 1.2 und erschien um die Jahrtausend-Wende - im TK-Segment also vor einer wahren Ewigkeit.
Für die Nutzung von WAP waren einige Einstellungen im Handy nötig - die Zugangsdaten für das jeweilige Netz haben wir weiter unten archiviert. Die meisten Anbieter berechneten irgendwann für die WAP-Nutzung dieselben Kosten wie für den klassischen Internet-Zugang.
Zum WAP-Komplex gehörte zudem die WAP-Push-Technik, die ihrem Namen entsprechend Inhalte auf das Handy brachte. Dies geschah beispielsweise bei der Bestellung von Klingeltönen und ähnlichem Content: Der Nutzer empfing per SMS einen Link auf eine Seite, die sich direkt aus der SMS heraus öffnen ließ. WAP Push wurde auch für den Versand von Spam verwendet: Je nach Konfiguration des Handys öffnete sich unter Umständen durch Öffnen einer SMS direkt die entsprechende WAP-Seite. Findige Anbieter verknüpften damit direkt ein Abo - und eine Drittanbietersperre wurde notwendig.
Das war WAP 2.0
Mit WAP 2.0 wagten die WAP-Initiatoren einen Bruch, um den sich steigernden Ansprüchen an die Internet-Darstellung auf dem Handy gerecht zu werden: So war WAP 2.0 nicht abwärtskompatibel zu WAP 1.x (wenngleich die meisten WAP-2.0-fähigen Handys auch WAP 1.x unterstützen) - und auch die technische Umsetzung unterschied sich. Als Auszeichnungssprache kam hier eine reduzierte XHTML-Version zum Einsatz, genannt XHTML MP (Mobile Profile). CSS konnte in einer speziellen WAP-CSS-Variante verwendet werden.
Bei der Datenübertragung konnte (musste aber nicht) auf ein Gateway verzichtet werden. WAP 2.0 unterstützte im Gegensatz zu WAP 1.x für die komplette Verbindung zwischen Web-Server und Endgerät das Hypertext Transfer Protocol, kurz HTTP.
Schwindende Bedeutung nach Erfolg mobiler HTML-Browser
Das teltarif.de-Logo im WAP-Style
Bild: teltarif.de
Spätere Feature-Handys unterstützten sowohl WAP 1.x als auch WAP 2.0 (wenn nicht über den eigenen Browser, dann über eine Alternative wie zum Beispiel Opera Mini oder Opera Mobile). Smartphones verfügten dann auch über einen HTML-Browser, der das ganze World Wide Web (WWW) darstellen kann.
In Zeiten sinkender Entgelte für die Datenübertragung und immer größerer Geschwindigkeiten bei der Mobilfunk-Übertragung reduzierte sich irgendwann die Bedeutung von WAP - allerdings konnte WAP nie wirklich große Erfolge feiern. Eine Zeitlang gab es aber noch die WAP-Portale bei einigen Anbietern und Medien - einige Jahre auch noch bei teltarif.de.
Am 16. Juli 2015 schalteten wir unser WAP-Angebot unter wap.teltarif.de dann allerdings ab.
So musste das WAP-Handy konfiguriert werden
Falls der Nutzer sein Handy direkt beim Mobilfunkanbieter erworben hatte, musste er sich um die Konfiguration des WAP-Browsers häufig nicht kümmern. Die Provider konfigurierten die Geräte in der Regel für die Nutzung von SMS/MMS, WAP und mobilem Internet vor. Wer gerade den Mobilfunkanbieter gewechselt hatte, erhielt zumeist nach dem ersten Einbuchen ins Netz eine SMS, welche automatisch die richtigen Konfigurationsdaten eintrug. Auch im Nachhinein konnte sich der Nutzer diese SMS noch zuschicken lassen. Entweder er veranlasste die Zusendung der Konfigurations-SMS über die Webseite oder per SMS.
So wurden die Konfigurationsdaten per SMS angefordert
- Telekom:
- Kurzmitteilung mit dem Inhalt "handytyp.modell#wap" (z.B."Nokia.6600#wap" für das Nokia 6600) an die Kurzwahl 2330
- Vodafone:
- Kurzmitteilung mit dem Inhalt "Handytyp WAP" (z.B. "7650 WAP" oder "T300 MM WAP") an die Kurzwahl 2255
So wurden die Konfigurationsdaten via Web angefordert
- Telekom:
- Im Telekom-Konfigurationscenter mussten Handytyp und das Modell des Mobiltelefons angegeben und die Anfrage abgeschickt werden. Anschließend erhielten Kunden die Konfigurationsdaten per SMS. Durch Drücken der OK-Taste wurde die Konfiguration bestätigt und das Handy konfigurierte sich automatisch.
- Vodafone:
- Auf der Vodafone-Webseite im Bereich Hilfe & Support fanden Kunden den so genannten Vodafone-HandyKonfigurator. Hier meldeten sie sich mit Rufnummer und Internet-Kennwort an. Anschließend musste der Handytyp angeben und die WAP-Konfiguration als Daten-SMS anfordert werden.
- o2:
- Im Bereich unter "Hilfe & Support" bei "E-Mail & Messaging" musste die eigene Rufnummer eingegeben werden. Anschließend bekam man die WAP-Konfiguration als Daten-SMS zugesandt.
- E-Plus
- Im Hilfebereich zu Handy-Einstellungen musste die Handy-Rufnummer mit Vorwahl eingegeben werden. Anschließend erhielten Kunden per SMS ein Einmal-Passwort, das sie auf der Webseite eingeben mussten. Danach konnten sie die Konfiguration für WAP, MMS und Internet als Daten-SMS anfordern.
Früher zeitbezogene WAP-Abrechnung, später volumenbasiert
Die WAP-Dienste wurden früher bei allen deutschen Netzbetreibern zeitabhängig abgerechnet (per CSD oder HSCSD). Der Gebührenzähler ruhte erst wieder, wenn der Nutzer die Verbindung komplett beendet hatte. Heute rechnen die Mobilfunkanbieter in allen Tarifen nach Datenmenge und nicht nach Online-Zeit ab, wenn die Verbindung über GPRS/EDGE, LTE und 5G erfolgt.
Da WAP-Seiten meist sehr klein waren, war die spätere volumenbasierte Form der Abrechnung deutlich preiswerter als die zeitbasierte. Wer nur per WAP surfte, benötigte nicht unbedingt eine Internet-Flatrate, da das monatlich anfallende Datenvolumen normalerweise sehr gering war.
Damalige Einstellungen: WAP über GPRS und EDGE
In der folgenden Tabelle sehen Sie die damaligen Konfigurationsdaten für WAP über GPRS/EDGE und UMTS/HSPA. Der Zugang über diese paketvermittelten Techniken wurde irgendwann der Standard bei Handys und Tarifen. Die Abrechnung erfolgt in der Regel unabhängig von der genutzten Technik als "mobile Datenverbindung". Bei der Nutzung der paketvermittelten Dienste ist der Nutzer auch weiterhin auf dem Telefon für eingehende Anrufe erreichbar. Die Startseite für die WAP-Einwahl konnte der Nutzer beliebig ändern und beispielsweise die damalige teltarif.de-WAP-Seite wap.teltarif.de eintragen.
So gut wie alle Handys, die seit 2007 auf den Markt gekommen waren, beherrschten WAP 2.0. Ein Vorteil dieser Version war die Kompatibilität mit HTML. Damit ließen sich über den WAP-Zugang auch einfache Seiten aus dem "normalen" Internet nutzen. Hier konnten mobile Surfer beispielsweise auf PDA-optimierte Inhalte zurückgreifen, die oft ausführlichere Informationen boten als reine WAP-Seiten. Die damals für WAP 2.0 benötigten Daten sehen Sie in der folgenden Tabelle.
Frühere Konfiguration für WAP 2.0
Telekom | Vodafone | E-Plus | o2 Germany | |
Startseite | http://www.t-zones.de | http://wap.vodafone.de | http://wap.eplus.de | http://wap.o2active.de |
APN | wap.t-d1.de | wap.vodafone.de | wap.eplus.de | Vertragskunden: internet LOOP-Kunden: pinternet.interkom.de |
Primärer Proxy | deaktivieren | 139.7.29.1 | 212.023.097.009 | Vertragskunden: 82.113.100.5 LOOP-Kunden: 82.113.100.6 |
Port | - | 80 | 8080 | 8080 |
Sekundärer Proxy | deaktivieren | - | - | - |
Port | - | - | - | - |
Benutzername | tmobile | vodafone | eplus | - |
Passwort | t-d1 | vodafone | wap | - |
Abweichende Konfiguration für WAP 1.0
Ältere Handymodelle benötigten eventuell eine abweichende Konfiguration für die WAP-Einwahl, falls diese kein WAP 2.0 unterstützten. Das traf in erster Linie auf einfache Handys aus den Jahren vor 2007 zu, die in der Regel im Barren-, Slider- oder Klapp-Design daher kamen.
Telekom | Vodafone | E-Plus | o2 Germany | |
Startseite | http://www.t-zones.de | http://wap.vodafone.de | http://wap.eplus.de | http://wap.o2active.de |
APN | wap.t-d1.de | wap.vodafone.de | wap.eplus.de | Vertragskunden: internet LOOP-Kunden: pinternet.interkom.de |
Primäre IP-Adresse | 193.254.160.002 | 139.7.29.1 | 212.023.097.009 | Vertragskunden: 82.113.100.5 LOOP-Kunden: 82.113.100.6 |
Primärer IP-Port | 9201 | |||
Sekundäre IP-Adresse | - | 139.7.29.1 | 212.023.097.009 | - |
Sekundärer IP-Port | - | 9203 | - | |
Benutzername | t-d1 | d2 | eplus | - |
Passwort | wap | - |

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