Datenautomatik: Praktisch oder Kostenfalle?
Datenautomatik: Praktisch oder Kostenfalle?
Bild: teltarif.de
Bei der Wahl eines Smartphone-Tarifs achten viele Handynutzer vor allem auf das
verfügbare Highspeed-Volumen, also die Möglichkeit, schnell im Internet zu surfen.
Je nach Tarif steht ein bestimmtes monatliches Datenvolumen zur Verfügung. Ist dieses
aufgebraucht, wird die Internetverbindung verlangsamt und das Surfen macht keinen
Spaß mehr. Um diese Datendrossel zu umgehen,
bieten viele Anbieter in ihren Tarifen eine sogenannte Datenautomatik an.
Das Feature bewirkt, dass nach Verbrauch des im Tarif festgelegten Highspeed-Volumens
automatisch neue Datenpakete nachgebucht werden. Das klingt zunächst praktisch - doch was,
wenn dies ungefragt und für den Kunden kostenpflichtig geschieht? Je nach Anbieter können
die Konditionen für die Datenautomatik stark variieren. Näheres zu den verschiedenen
Anbietern und wie Sie die Funktion ausschalten können, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Vodafone-Kunden können per SMS Widerspruch einlegen
Vodafone SpeedGo | |
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Konditionen | Tarife |
3 x 100 MB für je 2 Euro |
Smart-Tarife SuperFlat-Internet-Tarife Vodafone Basic 100 Vodafone Basic 50 |
3 x 250 MB für je 3 Euro |
Red-Tarife Red-GB-Tarife Red-Family-Tarife SuperFlat-Internet-Tarife |
Besonderheiten | |
Dauerhafte Kündigung |
über die Vodafone-Hotline |
Einmaliger Widerspruch per SMS |
ja SMS mit "Langsam" an 70997 |
Automatische Hochstufung in einen teureren Tarif |
nein |
Stand: Februar 2018 |
Über jedes zusätzliche Datenpaket wird der Kunde per SMS-Benachrichtigung informiert. Wenn keine Nachbuchung erwünscht ist, kann man auf die SMS mit dem Wort "langsam" antworten. Dieser Widerspruch gilt allerdings nur einmalig bis zum Monatsende. Reagiert der Kunde nicht auf die SMS, wird automatisch Datenvolumen hinzugebucht. Alternativ können Kunden auf der mobilen Webseite center.vodafone.de den Button "Langsam" aktivieren. Über die Möglichkeit einer dauerhaften Kündigung der Datenautomatik informiert Vodafone nicht. Allerdings kann die Funktion über die Vodafone-Hotline gekündigt werden. teltarif.de hat dies für einen Laufzeitvertrag im Tarif Red 20 erfolgreich getestet.
Telefónica: Die Datenautomatik der o2-Tarife
Datenautomatik von o2 | |
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Konditionen | Tarife |
3 x 100 MB für je 2 Euro |
Blue Basic / Blue Smart Blue All-in S |
3 x 250 MB für je 3 Euro |
Blue All-in M Blue All-in L |
3 x 750 MB für je 5 Euro |
Blue All-in XL Blue All-in Premium |
Besonderheiten | |
Dauerhafte Kündigung |
über die o2- / BASE-Hotline (später reaktivierbar) |
Einmaliger Widerspruch per SMS |
nein |
Automatische Hochstufung in einen teureren Tarif |
nein 1) |
Stand: Februar 2018 1) Telefónica hat diese Funktion mittlerweile eingestellt - mutmaßlich als Reaktion auf eine Unterlassungsklage vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). |
Auch o2 informiert per SMS über jede einzelne Erweiterung. Anders als bei Vodafone kann der Kunde einzelnen Nachbuchungen jedoch nicht per SMS widersprechen. Dauerhaft abstellen lässt sich die Datenautomatik von o2 über die Service-Hotline unter 55 22 2 aus dem o2-Netz oder unter 089 - 78 79 79 40 0 aus dem deutschen Festnetz. Sollten Sie es sich hinterher anders überlegen, können Sie die Datenautomatik jederzeit reaktivieren.
Alternativ ist auch die Kündigung über das Internet möglich. Loggen Sie sich hierzu unter Mein o2 mit Ihren Zugangs-Daten ein und klicken Sie im Abschnitt "Datenautomatik" auf "Weitere Infos". Auf der folgenden Seite setzen Sie ein Häkchen bei "Ich möchte die Datenautomatik unwiderruflich deaktivieren" und klicken anschließend auf den Button "Datenautomatik deaktivieren". Bis die Änderung wirksam wird, können ein bis zwei Tage vergehen. War die Deaktivierung erfolgreich, erhalten Sie eine Bestätigungs-SMS.
Ganz ohne Datenautomatik kommen die neuen o2-Free-Tarife aus. Hierbei handelt es sich um Smartphone-Tarife mit (fast) echter Internet-Flatrate.
Drillisch-Marken: Einheitlicher Tarif, oft ohne Kündbarkeit
Drillisch Online | |
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Konditionen | Marken |
3 x 100 MB für je 2 Euro |
Alle Drillisch- Marken mit Datenautomatik zum Beispiel: |
Keine Datenautomatik |
Drillisch-Marken ohne Datenautomatik: |
Besonderheiten | |
Dauerhafte Kündigung |
nur bei einigen Marken |
Einmaliger Widerspruch per SMS |
nein |
Automatische Hochstufung in einen teureren Tarif |
nein |
Stand: Februar 2018 |
Bei einigen Drillisch-Tarifen ist das Feature standardmäßig integriert und kann nicht abgeschaltet werden. Wenn sie fest in den Tarif integriert wurde, ist die Datenautomatik weder vorübergehend noch dauerhaft kündbar. Auf den Webseiten der jeweiligen Drillisch-Marken wird dies durch folgenden Hinweis gekennzeichnet: "Die Datenautomatik ist fester Tarifbestandteil". Kunden sollten daher stets auf das Kleingedruckte achten.
Drillisch ist jedoch dazu übergegangen, die Datenautomaik in einigen Marken "flexibel" zu machen, das heißt, sie kann auf Wunsch online, per Telefon oder schriftlich deaktiviert werden. Vorreiter dieser Lösung sind die Anbieter smartmobil und WinSIM. Wer keine zusätzlichen Datenpakete wünscht, kann die Drillisch-Marken discoPLUS, discoSURF, discoTEL oder M2M-mobil nutzen, die auch weiterhin keine Datenautomatik beinhalten.
Keine Datenautomatik bei Telekom und BASE
BASE Daten-Snacks | |
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Konditionen | Tarife |
200 MB für 2,99 Euro einmalig |
Base Light Base Pur |
500 MB für 4,99 Euro einmalig |
Base Light Base Pur Base Plus Base Pro |
2 GB für 14,99 Euro einmalig |
Base Plus Base Pro |
Auch bei BASE muss das zusätzliche Daten-Volumen ausdrücklich angefordert werden.
Kunden können wählen zwischen einem monatlich kündbaren Surf-Upgrade oder einem zusätzlichen Daten-Snack,
für den nur einmalig gezahlt wird und der dann für den Rest des Abrechnungszyklus gilt (siehe Tabelle).
Langfristig wird Telefónica Base-Kunden vollständig zu o2 migrieren.
Datenautomatik vor Gericht: Das Urteil zur Verbraucherschutzklage
Zum Hintergrund: Die Datenautomatik in Smartphone-Tarifen der Marke o2 beinhaltete ein dreimaliges kostenpflichtiges Nachbuchen von Datenvolumen. Wurde diese Möglichkeit in drei aufeinanderfolgenden Monaten genutzt, stufte Telefónica den Kunden bis dato automatisch und ohne ausdrückliche Zustimmung in einen wesentlich teureren Tarif mit mehr Datenvolumen hoch. Das Zurücksetzen auf den alten Tarif war dann allerdings erst für den nachfolgenden Abrechnungsmonat wieder möglich.
Bereits 2014 wurde E-Plus aufgrund derselben Problematik wegen eigenmächtiger Vertragsänderung von der Verbraucherzentrale NRW abgemahnt und hatte anschließend die Option der automatischen Tarif-Erhöhung den Kunden zur Wahl gestellt. Mittlerweile ist die zur Kritik stehende Funktion nicht mehr Bestandteil der Tarife von o2 und BASE.
Ende 2016 urteilte das Landgericht München daher, dass die vom Netzbetreiber o2/Telefónica angebotene Datenautomatik rechtmäßig ist. Das Urteil wurde knapp ein Jahr später im Oktober 2017 vom Bundesgerichtshof bestätigt (Az.: III ZR 56/17). Als Begründung für ihre Entscheidung gaben beide Gerichte an, dass die Klausel der Datenautomatik in den Verträgen nun klar und eindeutig formuliert sei und Kunden somit ausreichend über ihre Rechten und Pflichten in Bezug auf die Option informiert werden würden.
Anders die Datenautomatik vom Netzbetreiber Vodafone. Sie wurde nach einer Klage des Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) im Dezember 2016 vom Landgericht Düsseldorf für rechtswidrig erklärt (Az. 12 O 311/15). Nach Auffassung des Gerichts seien die Klauseln zur Datenautomatik von Vodafone zum Teil in hochzahligen Fußnoten versteckt und enthielten zudem interpretationsbedürftige Rechtsbegriffe wie "günstiger" und "besser". Es fehle somit an Transparenz.
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