5G Broadcast: Rundfunk ohne Datenverbrauch
5G-Broadcast: Möglicherweise die Zukunft
Bild: teltarif.de / Markus Weidner
5G Broadcast ist einer von mehreren Arbeitstiteln für einen neuen Rundfunkmodus. Eine offizielle Bezeichnung wie DVB-T2 HD gibt es noch nicht. Das Verfahren dahinter nennt sich FeMBMS (Further evolved Multimedia Broadcast Multicast Service) und basiert auf den Mobilfunkstandards LTE und 5G. Die Standardisierung des Verfahrens ist 2017 abgeschlossen worden. Das Release 16 des 3GPP-Standards kam dann im Juni 2020, seitdem konzentrieren sich die Arbeiten auf Release 17 und 18.
5G Broadcast sorgt für neue Möglichkeiten der Rundfunkverbreitung an mobile Endgeräte. Erstmals werden hierbei High-Power High-Tower (HPHT)-Anwendungen im Downlink-only-Modus möglich, beispielsweise über das bestehende Rundfunksendernetz. In schlecht erreichbaren Regionen und Großstädten können Mobilfunk-Basistationen das Netz ergänzen.
Auf Smartphones und Tablets konnten sich aus diversen Gründen die bestehenden digitalen Rundfunktechnologien DAB+ und DVB-T2 HD nicht etablieren. Ein Broadcast-Modus hat den entscheidenden Vorteil, dass Daten nicht wie bisher an nur einen (Point-to-Point), sondern an tausende Teilnehmer gleichzeitig und nur einmal (Point-to-Multipoint) gesendet werden müssen. Schon oft haben wir darüber berichtet, dass es beispielsweise bei der Übertragung eines Fußballspiels zu einem völligen Zusammenbruch beim Streaming gekommen ist. Diese Probleme gehören mit 5G Broadcast der Vergangenheit an.
5G-Broadcast: Möglicherweise die Zukunft
Bild: teltarif.de / Markus Weidner
Zugang noch nicht geregelt
Im Standard ist zumindest theoretisch festgelegt, dass es möglich sein muss, die ausgestrahlten Inhalte auch ohne Verschlüsselung und ohne SIM-Karte zu empfangen. Dagegen wehren sich aber bisher die Mobilfunkbetreiber. Sie investieren erheblich in den Netzaufbau und refinanzieren diese Investitionen durch Highspeed-Datenvolumina oder immer mehr Flatrates.
Da die Übertragung der Medieninhalte über 5G Broadcasting nicht internetbasiert erfolgt, müssen Contentanbieter die Verbreitungskosten zusätzlich übernehmen, ähnlich wie es heute beim terrestrischen Digitalradio DAB+ oder dem Fernsehpendant DVB-T2 HD der Fall ist. Wichtig für die Contentbetreiber dürfte sein, wie viele Personen gleichzeitig auf einen Stream zugreifen. Ab einer noch nicht näher definierten Teilnehmerzahl wäre eine Verbreitung über Broadcast kostengünstiger als das klassische Point-to-Point-Streaming. Endgeräte würden in diesem Fall von sich aus regeln, ob sie den Stream klassisch oder im Broadcast-Modus zugänglich machen.
Pilotprojekt in Oberbayern wird verlängert
Bislang wird der Empfang der Signale noch in Labors erprobt. Eines der größten Forschungsprojekte auf dem Gebiet war 5G Today. Daran waren das Institut für Rundfunktechnik (IRT), der Antennenhersteller Kathrein, der Senderhersteller Rohde & Schwarz, der Bayerische Rundfunk (BR) und der Mobilfunkanbieter Telefónica beteiligt. Die Partner untersuchten die großflächige TV-Übertragung im Rundfunkmodus über zwei Rundfunksender (Wendelstein und Ismaning) in Oberbayern. Eigentlich sollte das Projekt bereits 2019 beendet sein, aufgrund des erst jungen Status von FeMBMS sind allerdings auch weiterhin detaillierte Untersuchungen zum Synchronisationsverhalten und der daraus resultierenden Versorgungsqualität nötig. Unter den Projektpartnern besteht daher Einigkeit, die mit 5G Today begonnenen Arbeiten fortzusetzen und das Testfeld noch über die geplante Projektdauer weiterzubetreiben. Das Projekt wurde unter diesem Namen dann 2020 eingestellt, seitdem unter dem neuen Namen "5G Media2Go" jedoch weiterverfolgt. Im Vergleich zum Vorgänger geht es noch ein Stück weiter und bezieht mobile Empfangsgeräte, z. B. im Auto, mit ein. Weitere Informationen zu diesem Projekt sind beispielsweise einer Presse-Erklärung von Rohde & Schwarz zu entnehmen.
Geplant ist, die über 5G Broadcast ausgestrahlten Medieninhalte auch abseits von Smartphones und Tablets empfangbar zu machen. Ein wichtiger Bestandteil soll der Bereich Car-Entertainment werden, aber auch eine Integration auf klassischen Kofferradios, HiFi-Anlagen, Set-Top-Boxen oder Fernsehern wird angestrebt. Hierfür müssen aber zunächst tragfähige Geschäftsmodelle entwickelt werden. Vor 2030 rechnen Experten nicht mit einem entsprechenden Roll-out.
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