Fernseh-Aus für Jugendkanal von ARD und ZDF: Projekt nur noch im Internet
Fernseh-Aus für Jugendkanal von ARD und ZDF
Bild @ goldencow images - Fotolia.com
Der von ARD und ZDF geplante Jugendkanal wird anders
als zuvor angedacht nur im Internet an den Start gehen. Ein eigenes Angebot
in Radio und Fernsehen soll es nicht geben. Das haben die
Ministerpräsidenten der Länder heute bei ihrer Konferenz in
Potsdam nach monatelangem Streit beschlossen. Die
öffentlich-rechtlichen Sender hatten ursprünglich einen
Multimedia-Auftritt für 14- bis 29-Jährige in Fernsehen, Radio und im
Netz geplant. Doch dagegen hatte es in einigen Bundesländern
Widerstand gegeben. Für das neue Online-Angebot werden der
ARD-Digitalkanal EinsPlus und ZDF-Kultur eingestellt.
Fernseh-Aus für Jugendkanal von ARD und ZDF
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"Wir wählen den Ansatz, durch die Online-Brille zu sehen und nicht
durch die Fernseh-Brille", erklärte die rheinland-pfälzische
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) in Potsdam. Dabei sei man vom
Nutzungsverhalten der jungen Leute ausgegangen. "Das ist ein guter
Kompromiss", sagte die Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder.
Für ARD und ZDF sei das die große Chance zu zeigen: "Wir sind auch
jung und machen es mal ganz anders", sagte Dreyer.
Schwierige Ausgangslage und Ablehnung gegen das Projekt
Vor allem die Unions-geführten Länder Sachsen, Bayern und Hessen hatten gegen das ursprüngliche Konzept Front gemacht. So war die Entscheidung auf der Ministerpräsidentenkonferenz im März vertagt worden. Dreyer erklärte, es habe Protagonisten unter den Regierungschefs gegeben, die das Projekt gar nicht wollten. Andere wollten ein zeitgemäßes Angebot, das vom Internet ausgehe. Angesichts dieser schwierigen Ausgangslage sei die Entscheidung ein Durchbruch, sagte Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU).
Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor und ZDF-Intendant Thomas Bellut trugen es mit Fassung. Marmor erklärte, es erschwere den Start des Kanals, wenn es kein eigenes Programm im Fernsehen gebe. Bellut nannte das Votum der Regierungschefs einen Ansporn, noch mehr Angebote für junge Zuschauer zu machen. Dagegen machte der bei dem Projekt federführende SWR-Intendant Peter Boudgoust aus seinem Ärger keinen Hehl: Die geplante, konsequente Verschmelzung von Hörfunk, Online und Fernsehen sei ein "innovativer, multimedialer, durchdachter Ansatz" gewesen. Es werde "nun schwerer, das Jugendangebot zum Fliegen zu bringen", warnte Boudgoust.
Das Projekt solle auch in dieser Form 45 Millionen Euro pro Jahr kosten, erläuterte Dreyer. Die ARD soll 30 Millionen Euro übernehmen, das ZDF 15 Millionen Euro. Die Finanzierung sei bis 2020 gesichert und werde bis dahin auch keine weiteren Kosten bei den Gebührenzahlern verursachen, versicherte Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD). Das neue Angebot soll auf Smartphone, Tablet und PC abrufbar sein. Dreyer sagte, der Online-Auftritt solle mit den bestehenden jungen Hörfunkwellen und Angeboten im Fernsehen vernetzt werden.