Pro & Contra: Daten in die Cloud auslagern
Pro & Contra: Cloud-Storage
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Die Cloud ist ein Trendthema der IT-Welt, das mittlerweile auch den Consumer-Bereich erreicht hat:
Dank Diensten wie der Apple iCloud, Dropbox und vielen anderen
können auch Durchschnittsnutzer mit der Wolke etwas anfangen. Auf den ersten Blick
sind entsprechende Dienste praktisch, denn sie erlauben das Speichern von Daten im Internet,
die Bindung an die heimische Hardware entfällt. Doch ist die Nutzung wirklich sinnvoll?
Wir zeigen Ihnen zwei Meinungen - in unserem pro & Contra.
Pro und Contra

Thorsten Neuhetzki
Die Vorteile liegen auf der Hand: Speichere ich meine Daten - egal ob Bilder, Dokumente, Filme oder Musik - im Internet, habe ich sie in einer vernetzten Welt immer dabei. Geht mir der Zettel mit meinen Notizen für ein wichtiges Interview verloren, habe ich sie in der Cloud (namentlich Evernote). Treffe ich mich mit meinen Freunden und möchte ihnen Bilder vom letzten Urlaub zeigen, nutze ich eine Cloud-App, um ihnen die Bilder auf dem Smartphone oder Tablet zu zeigen (HiDrive). Und möchte ich Musik hören, so habe ich all meine Musik entweder auf einem der unzähligen Online-Speicher oder Musik-Online-Dienste (Google, Amazon, simfy, Spotify etc.). Ich muss mir keine Gedanken darum machen, wo ich meine MP3s gespeichert habe - sie sind einfach da.
Mit der Verlagerung der eigenen Daten in die Cloud wird der Verlust oder Defekt eines Laptops nur halb so schlimm und beschränkt sich auf den materiellen Wert und die Zeit der Neueinrichtung. Alle Daten sind schließlich sicher im Rechenzentrum. Mit Chrome OS wird dieses Modell noch weiter getrieben: Das komplette Profil des Rechners liegt im Internet. Mit dem Chrome-Browser lässt sich der Neueinrichtungs-Ärger an neuen Rechnern schon heute umgehen. Sämtliche Einstellungen und Bookmarks sind an jedem Rechner nach Eingabe der Nutzerdaten da.
Es ist mir lieber, einem seriösen deutschen Anbieter zu vertrauen, als das Risiko einzugehen, dass ein Dieb sämtliche meiner Daten hat. Der Dieb wandert schlimmstenfalls ins Gefängnis, was er mit meinen Daten gemacht hat, weiß ich nicht. Verstößt ein Anbieter gegen den Datenschutz, so ist sein Geschäftsmodell dahin und er kann seinen Dienst de facto einstellen. Eine externe Festplatte oder ein NAS zu Hause kann mir die Dienste und Features nicht ersetzen. Sie kann ebenso geklaut werden, sie kann verbrennen und eine Online-Anbindung der Daten erfolgt wenn, dann nur rudimentär, und sicher nicht so abgesichert wie bei einem Cloud-Anbieter im Rechenzentrum.
Sicher: Sensible Daten sollten nicht arglos unverschlüsselt per WLAN-Hotspot in die Dropbox geschoben werden. Doch wer auf eine verschlüsselte Verbindung achtet und darüber hinaus einen Server in Deutschland nutzt, der muss sich in meinen Augen wenig Gedanken um die Datensicherheit machen. Diensten wie Mega.co.nz oder Dropbox würde ich meine PDF-Rechnungen und PDF-Kontoauszüge jedenfalls auch nicht anvertrauen.

Ralf Trautmann
Warum also in wichtigen Fällen nicht ganz konservativ: Die kompletten Daten auf die heimische Festplatte, wichtige Daten, die im Gebrauch sind, auf ein portables Speichermedium - und völlig unbrisante Daten wie Musik, auf die man im Zweifel auch mal verzichten kann, in die Wolke. Der Transport von Daten auf USB-Sticks scheint manchem Hipster vermutlich eher oldschool, hat aber einen Vorteil: Man ist nicht auf einen Internet-Anschluss angewiesen, nicht auf eine hohe Bandbreite - und auch nicht auf eine funktionierende Infrastruktur beim Cloud-Anbieter. Das selbst große Anbieter hier nämlich ab und an ihre Probleme haben, zeigte sich in der Vergangenheit immer wieder - und schnell ist der Nutzer trotz Konto mit zig Gigabyte Speicher in der Wolke von jeglichen Daten abgeschnitten.
Klar: Auch zuhause kann die Festplatte das Zeitliche segnen - doch da ist eine sinnvolle Backup-Strategie gefragt, die im Zweifel auf die Wolke verzichtet: Fast jeder Nutzer wird private Fotos zuhause haben, die nicht in fremde Hände fallen sollen.
Die Skepsis gegenüber der Cloud hegen heutzutage noch viele Anwender - das ist keine Modernisierungs-Verweigerung, sondern das gute Zeichen, dass zumindest partiell (noch) ein Grundverständnis für den Schutz der eigenen Daten besteht. Doch die Cloud-Unternehmen haben natürlich anderes im Sinn: So treibt zum Beispiel das Google-Betriebssystem Chrome OS das Cloud-Prinzip auf die Spitze, indem Daten nach der Philosophie in der Wolke abgelegt werden sollen - auch wenn der Suchmaschinen-Riese zumindest etwas zurückrudert und jetzt auch Geräte mit lokalem Speicher verfügbar sind. Hier hat Google offenbar erkannt, dass der Markt für eine derart radikale Lösung nicht vorhanden ist. Und es ist zu hoffen, dass das auch so bleibt.
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