Main Tower: Besseres Handy-Netz durch passive Combiner
Der Frankfurter Main-Tower (Rechts außen) wurde jetzt mit 4G und 5G Indoorversorgung ausgerüstet.
Bild: Spinner Group München
Das Hochhaus Main Tower gehört nicht nur zu den höchsten Wolkenkratzern in Frankfurt am Main.
Mit seiner 40 Meter hohen weiß-rot-geringelten Antenne ist er schon aus der Ferne gut zu erkennen. Regelmäßig sendete (bis vor etwa 5 Jahren) von ganz oben der Hessische Rundfunk HR seine abendliche regionale TV-Sendung und der HR-Wetterfrosch kletterte dann aufs Dach, um von dort unter freiem Himmel seine Vorhersage zu machen. (Inzwischen kommt die aus dem HR-Funkhaus am Dornbusch.)
Auch Besucher können (normalerweise) den Maintower besuchen, der Besuch der obersten Aussichtsterrasse kostet moderat Eintritt. Aktuell ist aus bekannten Gründen die Plattform geschlossen.
55 Stockwerke Büros und überall Netz
Der Frankfurter Main-Tower (Rechts außen) wurde jetzt mit 4G und 5G Indoorversorgung ausgerüstet.
Bild: Spinner Group München
Der Maintower liegt mitten in der Frankfurter Innenstadt und verfügt über 55 Stockwerke mit modernen Büros, für Geschäftsleute eine absolute Top-Adresse. Namhafte Banken, internationale Anwaltskanzleien und Beratungsunternehmen haben Flächen im Turm gebucht. Eine lückenlose Mobilfunkabdeckung im gesamten Gebäude ist daher Pflicht.
Der "Hausherr", die Gesellschaft für Gebäude-Management (GGM) verlangte nach einem Mobilfunknetz "auf dem aktuellsten Stand der Technik, aber kostengünstig und gerüstet für zukünftige Mobil-Anwendungen.“ Zusätzliche laufende Kosten für die Mieter wollte der Hausherr genauso vermeiden, wie etwa laute Lüftergeräusche von Netzkomponenten oben auf dem Dach.
Der Auftrag wurde an das Frankfurter Kommunikations-Unternehmen B.Schmitt mobile vergeben: Die bestehende Netzinfrastruktur so zu erweitern, dass sie auch für hohe Verkehrsaufkommen und moderne Datendienste wie LTE und 5G gerüstet ist.
Gleichzeitig wollte die Verwaltung bei den Themen Geräuschbelästigung durch zusätzliche Lüfter oder weitere Wärmelast durch aktive Netzkomponenten keinerlei Risiko eingehen.
Die Lösung: Passives Antennensystem
Als Lösung blieb ein passives Antennensystem, wobei die unzähligen Antennen über spezielle Frequenzweichen ("Combiner") miteinander verschaltet werden. Das kennt man vielleicht noch daheim vom Kabelfernsehen, wenn das Signal beispielsweise mit dem Satellitenempfang gemischt werden soll, oder aus der Steinzeit des analogen Antennenfernsehens, wenn verschiedene Bänder und Antennen (UHF/VHF) kombiniert wurden. Hier kommen und kamen fertige Standardkomponenten zum Einsatz.
Bei Mobilfunk geht das nicht. Da ist Maßanfertigung angesagt.
Passiv ist einfacher und günstiger
Spezialist für solche "Antennen-Weichen" (korrekt "Combiner") ist das Unternehmen Spinner aus München, noch am ehesten bekannt durch Hochfrequenzkabel und Steckverbinder und Komponenten für den Mobilfunk.
Die Argumente der Planer überzeugten: Ein passives Netz ist bei der Anschaffung etwa halb so teuer wie ein aktives und verursacht keinerlei laufende Kosten, weder für Strom noch für Wartung.
Über 60 000 Quadratmeter Bürofläche, aber kaum Platz für Technik
Selbst in einem 200 Meter hohen Büroturm ist nicht überall ausreichend Platz für die nötige Technik, weil das ja keine Mieteinnahmen bringt. Für das "Combining System" (das die Antennen verbinden soll) stand lediglich ein Teil eines Racks zur Verfügung. Dafür war eine Maßanfertigung notwendig: 32 Eingänge für verschiedene Mobilfunkbänder und Betreiber, die auf 12 Ausgängen enden sollten.
Markus Jung, Projektmanager von B.Schmitt mobile erklärt die Feinheiten: Hohe Isolation und die minimale passive Intermodulation (PIM) damit für die Netzbetreiber tatsächlich die maximale Bandbreite zur Verfügung steht und der höchstmögliche Datendurchsatz erreicht werden kann.“ PIM ist in der Branche gefürchtet. Wenn Stecker nicht genau gearbeitet oder montiert sind oder Kontaktübergänge Diodenwirkung entfalten, entstehen aus den transportierten Frequenzen neue Mischprodukte, die "Geistersignale" erzeugen und dann die gewünschten Signale verfälschen oder überlagern können.
Nach einigen Abstimmungsrunden mit Gebäudebetreiber und Netzanbietern konnte das Team von B.Schmitt an die Montageplanung gehen, was bei genutzten Immobilien in Spitzenlagen immer eine sehr heikle Angelegenheit ist. An eine Montage zu normalen Bürozeiten war nicht zu denken. Die einzelnen Gewerke konnten erst nach Büroschluss anfangen und rechtzeitig vor Bürostart am nächsten Morgen mussten alle Spuren beseitigt sein.
Stockwerk für Stockwerk wurde aus- und umgebaut und sofort nachgemessen. „Ein auf Kante genähter Zeitplan“, resümierte Jung. „Hätten wir beim Messen einen Fehler entdeckt, hätten wir das Problem lokalisieren und die fehlerhafte Komponente tauschen müssen. Auf diese Weise entstehen hohe, unkalkulierbare Kosten, die das Projektbudget und den zeitlichen Rahmen schnell ausreizen können."
Hausbesitzer lässt bauen
Interessant daran ist, dass hier nicht alleine die Mobilfunknetzbetreiber (z.B. Telekom, Vodafone, o2) für lückenlose Netzabdeckung sorgen, sondern der Hauseigentümer/Verwalter. Das geht natürlich nur nach Rücksprache mit allen Beteiligten. Und das erfordert viel Know-how und Fingerspitzengefühl.
Die Betroffenen nehmen diese spezielle Netzversorgung gerne als "selbstverständlich" hin. Erst wenn es nicht funktioniert, gibt es Kritik.
Wenn die Telekom Gas gibt, kann ein Antennenmast in 10 Wochen genehmigt sein.