DECT: Die digitale Schnurlos-Telefonie
DECT-Telefon Siemens Gigaset A580
Bild: Siemens
Die meisten schnurlosen Festnetztelefone verwenden heute den sogenannten DECT-Standard ("Digital Enhanced
Cordless Telecommunication"). Dieser ist in erster Linie darauf ausgelegt,
Telefonen einen kabellosen Zugang zum Telefonnetz zu ermöglichen. Doch auch andere Datenübertragungsdienste sind mit DECT möglich. So könnte DECT auch zur Herstellung eines kabellosen Internetzugangs in einem begrenzten Umkreis - etwa einer Wohnung oder
einem Büro - eingesetzt werden. Hier hat sich jedoch der in dieser Hinsicht
überlegene WLAN-Standard durchgesetzt, für den DECT keine
ernsthafte Konkurrenz ist. Allerdings wurde DECT durch CAT-iq erweitert -
mit dem Standard können auch Internet-Anwendungen eingebunden werden, in der Praxis wird CAT-iq sowohl für Telefonie- als
auch weitere Dienste verwendet, zum Beispiel Internetradio.
DECT wegen Dauerstrahlung in der Kritik
DECT-Telefon Siemens Gigaset A580
Bild: Siemens
Dem Markterfolg der DECT-Telefone zum Trotz haftet ihnen aufgrund ihrer Strahlung mitunter ein negativer Ruf an. In ihrer Ursprungsform sind die Basisstationen von DECT-Telefonen Dauersender. Sie funken auch dann, wenn nicht telefoniert wird und zwar ungeregelt mit voller Leistung.
Über das DECT-Dauerstrahlen hatte sich das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) schon vor vielen Jahren kritisch geäußert. Die Hersteller haben daher einige Auflagen bekommen, welche die Strahlung der DECT-Telefone verringern sollen. So sollen sich Basisstationen im Standby-Betrieb automatisch abschalten und DECT-Mobilteile sollen mit einer bedarfsgerechten Regelung der Sendeleistung ausgestattet werden. Geräte, bei denen diese Vorgaben umgesetzt wurden, bewerben die Hersteller mit Labels wie Eco-Modus, Eco+, Blue Eco, Full Eco oder Eco Zero. Da diese Bezeichnungen nicht geschützt sind, kann sich dahinter aber alles Mögliche verbergen.
Im Folgenden finden Sie unsere Ratgeber zu den Techniken, mit denen die Hersteller die Strahlung von DECT-Telefonen reduzieren wollen.
- Das steckt hinter der Bezeichnung "DECT Eco"
- Infos zu Full Eco, Eco+ und Zero Eco bei DECT-Telefonen
Die Technik von DECT
Technisch betrachtet ist DECT ein Mobilfunksystem, dessen fester Teil (FP = Fixed Part) aus einer oder mehreren Basisstationen (RFP = Radio Fixed Part) besteht. Das passende Gegenüber ist das Mobilteil (PP = Portable Part). An einer Basisstation können mehrere Mobilteile verwendet werden, also z. B. mehrere Schnurlostelefone innerhalb einer Wohnung oder innerhalb eines Büros. Außerdem können auch mehrere Basisstationen zusammengeschaltet werden, so dass eine größere, zusammenhängende Fläche, etwa ein Gebäudekomplex, mit DECT-Funk versorgt werden kann. Die Basisstationen werden dann durch einen FPC (Fixed Part Controller) gesteuert. Bewegt sich ein Teilnehmer mit seinem Mobilteil von der einen Funkzelle in die andere, während eine Telefonverbindung besteht, kann diese von Zelle zu Zelle übergeben werden ("Handover"), ohne dass das Gespräch unterbrochen wird, wie man es auch von der Mobiltelefonie in GSM-Netzen kennt.
In Europa wurde für DECT der Frequenzbereich 1880-1900 MHz festgelegt. Dieser reservierte Frequenzbereich hat den Vorteil, dass in ihm keine anderen störenden Funkaktivitäten stattfinden. Ein Nachteil ist aber, dass dieser Bereich von den Frequenzbändern abweicht, die in anderen Ländern für DECT genutzt werden, so dass europäische Geräte zum Beispiel in den USA nicht funktionieren. Umgekehrt gilt dies ebenso.
Im besagten Frequenzband um 1,9 GHz werden zehn Trägerfrequenzen im Kanalabstand von 1728 kHz verwendet. Auf diesen zehn Trägerfrequenzen stehen 24 Zeitschlitze für die Datenübertragung zur Verfügung. Jeweils zwölf dieser Zeitschlitze werden für die Downlink-Übertragung von der Basisstation zum Mobilteil und für die Uplink-Verbindung vom Mobilteil zur Basisstation genutzt. Insgesamt stehen somit 120 Kanäle zur Verfügung, die innerhalb einer Funkzelle störungsfrei und parallel betrieben werden können.
Die Bandbreite eines Kanals beträgt dabei 32 kBit/s, insgesamt steht eine theoretische Bandbreite von 522 kBit/s (Kanalbündelung) zur Verfügung. DECT definiert die Nominal Transmit Power (NTP) zu 250 mW (24 dBm). Da die Mobilstation im Allgemeinen nur in einem der 24 möglichen Zeitschlitze sendet, beträgt die gemittelte Sendeleistung etwa 10 mW. Mit dieser Sendeleistung erreichen DECT-Geräte bei der Datenübertragung eine Reichweite von ca. 50 Meter in Gebäuden und 300 Meter im Freien. Die Sendeleistung kann bei Bedarf mittels Richtantennen erhöht werden.
Rückblick: Die ersten DECT-Telefone kamen 1992
Die ersten Gigasets 951 und 952 kamen 1993
Bild: Siemens
Im Jahr 1988 begann das gerade gegründete European Telecommunications Standards
Institute (ETSI), einen europäischen Standard für digitale Schnurlos-Telefone und -Telefonanlagen zu definieren. Es gab bereits zwei Anwärter, die mit ihren Techniken
den Markt erobern wollten, das britische CT2 und das schwedische CT3. ETSI entschied
sich jedoch, einen komplett neuen Standard zu definieren - die Geburtsstunde von
DECT, damals noch als Abkürzung für "Digital European Cordless Telephony"
verstanden.
Im Juni 1991 gingen die wichtigsten Teile des Standards in die Phase der öffentlichen Kommentierung und bereits 1992, nachdem durch das ETSI der DECT-Standard ETS 300 175 festgelegt worden war, gab es die ersten DECT-Geräte im Handel. Die Gigaset-Serie, seinerzeit noch von Siemens, wurde bald zum Verkaufsschlager. Einen weiteren Schub bekam DECT 1994 durch die Definition des Generic Access Protocol (GAP), das es ermöglichte, Geräte verschiedener Hersteller miteinander zu kombinieren. Heute müssen alle erhältlichen DECT-Geräte GAP-kompatibel sein.
Meldungen zu DECT-Telefonen
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13.12.20InterviewGigaset: "Smartphone-Segment entwickelt sich sehr positiv"Gigaset setzt bei seinen Produkten auf "Made in Germany". Ursprünglich war das Unternehmen als Abspaltung von Siemens vor allem für seine DECT-Telefone bekannt. Wo liegen künftige Schwerpunkte? Darüber sprechen wir mit CEO Klaus Weßing. zur Meldung
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24.09.20UpdateAVM veröffentlicht FRITZ!OS 7.20 für das FRITZ!FonFRITZ!Fon-Besitzer haben ab sofort die Möglichkeit, ihr DECT-Handy auf FRITZ!OS 7.20 zu aktualisieren. Dazu muss auch auf der FRITZ!Box das aktuelle Betriebssystem installiert sein. zur Meldung
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31.08.20AusprobiertGigaset E720H Test: Leicht zu bedienen, aber mit SchwächenDas Angebot an schnurlosen Telefonen ist fast unüberschaubar. Der bekannteste Hersteller dürfte Gigaset sein (einst aus dem Siemens-Konzern ausgegliedert). Wir haben uns das E720A angeschaut. zur Meldung
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16.07.20Smart HomeNeue FRITZ!Produkte von AVM jetzt im HandelDie LED-Lampe FRITZ!DECT 500 und der Vierfach-Taster FRITZ!DECT 440 von AVM sind ab sofort im Handel erhältlich. Wir haben uns die Eigenschaften der Smart-Home-Geräte einmal angesehen. zur Meldung