Großbritannien stoppt Ausstieg aus dem UKW-Radio
In Großbritannien gibt es eine üppige Auswahl an Radiostationen über DAB und DAB+
Graphik: Digital Radio UK
Norwegen hat die großen UKW-Ketten bereits abgeschaltet, die Schweiz hat den Ausstieg aus dem analogen Radio bis 2024 geplant. Auch in Großbritannien sollte über das Ende von UKW beraten werden, sobald mehr als 50 Prozent der Briten Radio digital hören. Das ist längst der Fall.
Mehr als 60 Prozent der Briten hören Radio digital
In Großbritannien gibt es eine üppige Auswahl an Radiostationen über DAB und DAB+
Graphik: Digital Radio UK
Knapp 60 Prozent der Briten hören Radio inzwischen über digitale Verbreitungswege. Auf DAB und DAB+ entfallen 40 Prozent des gesamten und 69 Prozent des digitalen Radiokonsums.
Obwohl das Digitalradio DAB/DAB+ schon mehr genutzt wird, hat Großbritannien jetzt dennoch den Ausstieg aus dem UKW-Radio gestoppt. Bis 2032 behalten Veranstalter ihre Lizenzen und auch die Mittelwelle läuft noch weiter. Eigentlich wollte die konservative Regierung die Lizenzen nur um 5 bis 8 Jahre verlängern, aufgrund der Corona-Pandemie können die Veranstalter aber nun noch 10 Jahre auf den analogen Wegen weitersenden.
Laut Ford Ennals, Vorsitzender des Verbands Digital Radio UK, lasse sich das Rad aber nicht mehr zurückdrehen. Das Hörverhalten habe sich grundlegend geändert und die digitale Verbreitung sei von einer zusätzlichen Option zum integralen Bestandteil des Geschäftsmodells der kommerziellen Radios geworden. So spielt das Digitalradio DAB/DAB+ bei der Markenstrategie vieler Hörfunkunternehmen wie Absolute Radio oder Kiss eine herausragende Rolle. Während es auf UKW oft nur ein Programm gibt, werden über DAB und DAB+ zahlreiche Beiboote verbreitet.
"Natürlicher" Ausstieg erwartet
Ennals rechnet damit, dass es möglicherweise schon vor 2032 zu einem natürlichen und nicht-staatlich gelenkten Analogausstieg komme, da die Kosten für die Verbreitung von UKW und Mittelwelle nicht mehr in Relation zu den tatsächlichen Hörerzahlen stünden.
In Deutschland forciert aktuell das Deutschlandradio den Ausstieg aus dem UKW-Radio. Ansonsten wurden auch hierzulande UKW-Frequenzen bereits von den Landesmedienanstalten bis in die 2030er-Jahre hinein verlängert.