UK will Huawei komplett bis 2027 verbannen
Der britische Premier Boris Johnson hat für ein vorteilhaftes Freihandelsabkommen mit den USA Huawei aus dem britischen Netz verbannt.
Foto: Picture Alliance/dpa
In britischen Telekommunikationsnetzen darf ab Herbst 2021 keine neue Technik des chinesischen Telekommunikationskonzerns Huawei verbaut werden.
Bis Ende 2027 muss alles raus
Der britische Premier Boris Johnson hat für ein vorteilhaftes Freihandelsabkommen mit den USA Huawei aus dem britischen Netz verbannt.
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Das kündigte der Minister für Kultur und Medien, Oliver Dowden, heute in London an. Ab September 2021 dürften keine neuen Bauteile von Huawei mehr zum Einsatz kommen - die alte Technik des politisch umstrittenen Konzerns soll demnach bis zum Jahr 2027 aus den Netzen entfernt werden müssen.
Erst Hü dann Hott
Eigentlich hatte die Regierung von Premierminister Boris Johnson noch im Januar beschlossen, dass Huawei sich unter Einschränkungen am Ausbau der superschnellen 5G-Mobilfunknetze in Großbritannien beteiligen darf.
Im Sommer beschloss die Regierung in London dann, dass Huawei in Großbritannien doch nicht am Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes beteiligt werden soll.
Folge der US-Sanktionen
Grund für den Schritt waren nach Angaben der Regierung neben Sicherheitsbedenken auch die Folgen der US-Sanktionen gegen Huawei.
Die US-Regierung hatte versucht, Druck auf ihre Partner auszuüben, Huawei vom Ausbau seiner 5G-Netze auszuschließen, um "eigene" oder politisch genehmere Hersteller zu bevorzugen. Die Regierung von Großbritannien hoffte auf ein lukratives Handelsabkommen mit den USA nach dem Ende der Brexit-Übergangsphase zum Jahreswechsel; offenbar hatte niemand damit gerechnet, dass es in Washington zum Machtwechsel kommen könnte.
Rückschlag um Jahre
Sollte der Beschluss der britischen Regierung wirklich umgesetzt werden, wird das den Ausbau des 5G-Netzes in Großbritannien durch die Kehrtwende um Jahre zurückwerfen.
Denn der erneute Kurswechsel der britischen Regierung kommt die Mobilfunk-Provider des Landes teuer zu stehen. Da die vierte Mobilfunkgeneration 4G (LTE) und 5G (NSA) technisch aufeinander aufbauen, hätte bereits vorhandene LTE-Technik von Huawei vergleichsweise einfach mit neuer 5G-Sender-Technik von Huawei auf 5G aufgerüstet werden können.
Wenn man im 5G-Netz Huawei jedoch als Anbieter ausschließt, müssen im Augenblick auch die 4G-Anlagen der Chinesen im Rahmen der 5G-Aufrüstung entfernt werden, obwohl sie eigentlich voll funktionsfähig sind. Aus diesem guten Grund wehren sich auch die Betreiber in Deutschland dagegen, Huawei-Technik aus den Netzen zu verbannen.
Open RAN ist noch nicht so weit
Eine Lösung wäre die Open-RAN-Initiative, wo die Schnittstellen der Baugruppen offengelegt und genormt werden, dann könnte man zu einer LTE-Station Huawei eines Tages auch Sendeeinheiten von anderen, möglicherweise sogar "neuen" Herstellern einbauen, wie Samsung, Fujitsu oder Mavenir und anderen.
Die englischen Netze sind außerhalb der Ballungsgebiete grauenhaft schlecht ausgebaut, weil die Netzbetreiber den Ausbau als "nicht lohnend" empfanden. Man darf gespannt sein, ob die britischen Wähler je den Grund des weiterhin schlechten Netzausbaus erfahren werden.
Politische Veränderungen in UK denkbar?
Gerüchteweise solle der britische Präsident Johnson seinen Rücktritt in Erwägung gezogen haben, da der neugewählte US-Präsident seinen britischen Amtskollegen Johnson wohl nicht zu seinen bevorzugten Gesprächspartnern zählen soll.
Vier Anbieter in Großbritannien
Der britische Mobilfunkmarkt wird von Everything Everywhere (EE), Vodafone, o2 und Three beliefert. EE war aus der Fusion von T-Mobile UK und Orange UK entstanden und gehört heute zur ehemaligen staatlichen British Telecom. Dadurch ist die Deutsche Telekom mit etwa 12 Prozent an der British Telecom beteiligt. Vodafone UK ist der "Mutterkonzern" von Vodafone PLC, wozu auch Vodafone Deutschland gehört, und Three ist ein Ableger von Hutchison Telecom Hong Kong des Multi-Milliardärs Lee Ka Shing, der unter anderem auch in Österreich ("Drei") aktiv ist und den Einstieg auf den deutschen Markt wenige Sekunden vor dem Ende der desaströsen UMTS-Auktion in weiser Voraussicht absagte. Diskutiert wird seit einiger Zeit eine Konsolidierung von o2 mit Three in UK, die zunächst von der EU-Kommission abgelehnt wurde. Der Europäische Gerichtshof pfiff aber die Brüsseler Bürokraten zurück.