Gigabit für Berlin: Die Hauptstadt drückt aufs Tempo
Die Breitbandverfügbarkeit in der Hauptstadt sieht auf den ersten Blick nicht schlecht aus. Laut Breitbandatlas können 94 Prozent der Haushalte mit 1 GBit/s im Internet surfen. Das liegt vor allem an den dortigen Kabelnetzbetreibern. Reine Glasfasernetze sind hingegen Mangelware. Beim FTTB/H-Ausbau rangiert Berlin im Ranking der Bundesländer mit 9,3 Prozent auf dem viertletzten Platz. Für eine Stadt, die im Vergleich zu Flächenländern weniger Probleme mit langen Verbindungsstrecken hat, ist das eher blamabel.
Bremen kommt zwar auch nur auf 12,5 Prozent, aber in Hamburg haben bereits vier von fünf Haushalten (81,7 Prozent) einen Glasfaseranschluss. Der Bundesdurchschnitt liegt laut Breitbandatlas beim 15,8 Prozent. Auch hier hinkt die Hauptstadt hinterher.
Berlins Staatssekretär Tino Schopf und Stefan Holighaus, Mitglied der DNS:NET-Geschäftsleitung, unterzeichnen die Ausbauvereinbarung für die Außenbezirke
Foto: DNS:NET/T. Ecke
Doch jetzt soll aufgeholt werden. Tele Columbus will bis Ende 2023 die Campusnetze der Gewobag Wohnungsbau-Aktiengesellschaft mit Glasfaser bis in die Gebäude erschließen (FTTB). Im gleichen Zeitrahmen soll auch der weitere Streubestand in Berlin via FTTB an das Glasfasernetz von Tele Columbus angeschlossen werden. Das schließt auch die Neustrukturierung und technische Aufrüstung der Hausverteilnetze mit ein, um später die Glasfaser bis in jede Wohnung (FTTH) legen zu können. Betroffen sind rund 48.000 Berliner Haushalte. Auch Neubauten sollen per FTTH angeschlossen werden. Mittelfristig will die Gewobag den Bestand durch Neubau und Ankauf um 13.000 weitere Wohnungen erhöhen.
DNS:NET baut in Berliner Außenbezirken aus
Einen etwas größeren Umfang hat die Vereinbarung mit der DNS:NET. Die gemeinsam mit Staatssekretär Tino Schopf von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unterzeichnete Absichtserklärung sieht vor, bis spätestens 2030 mehrere hunderttausend Anschlusspunkte wie Haushalte, Unternehmen oder sozioökonomische Einrichtungen in den Außenbezirken eigenwirtschaftlich mit Glasfaser zu versorgen. „Hier will das Unternehmen möglichst in Kooperation mit den jeweiligen Bezirksämtern investieren“, sagt Staatssekretär Schopf.
Des Weiteren kündigte die Telekom an, in der Hauptstadt bis 2030 zwei Millionen FTTH-Anschlüsse zu bauen. Damit wird ihr Ausbauziel für Berlin erhöht. Ursprünglich wollten sie bis 2027 eine Million Glasfaseranschlüsse errichten. Die sollen nun ein Jahr früher, nämlich 2026, fertig sein. Bis Ende des vergangenen Jahres baute die Telekom 50.000 FTTH-Anschlüsse in Berlin, bis 2024 soll die Zahl auf 250.000 Anschlüsse steigen. „Diese Zusage der Telekom wird Berlin im Gigabitzeitalter voranbringen“, ist sich die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey sicher.
Gemeinsam für Gigabit: Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und Telekom Deutschland-Vorstand Srini Gopalan
Foto: Deutsche Telekom/Marc-Steffen Unger
Neben Berlin schreitet der Glasfaserausbau der Telekom auch in anderen Städten wie Hungen, Rimpar, Schongau oder Birkenfeld voran. Dadurch entstehen in diesen Orten knapp 10.000 neue Glasfaseranschlüsse. Allerdings ist für die Telekom der Vectoring-Ausbau noch nicht beendet. In den vergangenen Wochen rüstete der ehemalige Staatskonzern seine DSL-Netze zum Beispiel in Bad Oeynhausen, Wesel, Stralsund oder Landshut auf Maximalgeschwindigkeiten im Download von bis zu 250 MBit/s auf. Insgesamt profitieren davon rund 124.000 Haushalte. „Wir haben den Datenturbo gezündet", sagt hierzu Telekom-Unternehmenssprecher George-Stephen McKinney.
Vodafone erhöht Kapazitäten im Kabelnetz
Mehr ist aus den kupferdrahtbasierten DSL-Netzen nicht herauszuholen. Auch in den Kabelnetzen ist viel Kupfer verbaut, weshalb Vodafone den sukzessive durch Glasfaser ersetzt, um den Kunden Gigabit-Speed bieten zu können. In Bremen werden die Bandbreitenkapazitäten für 95.000 Haushalte erhöht. Dafür werden neue Glasfaserstrecken verlegt und in insgesamt zehn Bremer Stadtteilen rund 300 neue Glasfaserknoten errichtet. Die Arbeiten sollen in einem Jahr beendet sein.
Im Bremer Kabelnetz erhöht Vodafone den Glasfaseranteil, um 95.000 Haushalten genügend Bandbreitenkapazität zur Verfügung stellen zu können
Foto: Vodafone/Valery Kloubert
Darüber hinaus baut Vodafone auch neue Glasfasernetze. In der Verbandsgemeinde Montabaur wird bereits gearbeitet. Die ersten 8000 Adressen werden im Sommer 2022 angeschlossen. Inzwischen wurde die Vorvermarktung in allen Ausbaugebieten erfolgreich abgeschlossen, sodass die Arbeiten für weitere
20.000 Adressen im Frühjahr 2022 beginnen können. Und in Gronau will Vodafone bis Ende 2025 gemeinsam mit den hiesigen Stadtwerken ein neues Glasfasernetz für fast 22.000 Haushalte errichten. In den ersten von insgesamt 15 Ausbaugebieten sind die Bagger bereits angerollt. Schließlich wollen nicht nur Berliner mit Highspeed im Internet surfen.
Das vierte Mobilfunknetz soll noch in diesem Jahr starten. Mehr dazu lesen Sie in einer weiteren News.