Gigaset GS4: Das neue Handy "Made in Germany" im Test
„Oh, hast du dir doch mal ein Apple geleistet?“ Diese Frage wurde mir während meines Tests des GS290 im letzten Jahr öfter gestellt. Schuld daran war wohl die Ähnlichkeit der Kameralinsen mit dem Apple iPhone X und auch sonst Größe und Form. Designtechnisch muss sich Gigaset vor der Konkurrenz also wahrlich nicht fürchten. Auch wenn es preislich eher in der unteren Mittelklasse angesiedelt war, glänzte es mit allerlei Features, die man sonst nur von höherpreisigen Modellen kannte.
Erstklassige Ausstattung fürs Geld
Das GS4 kommt in einer plastikfreien Verpackung. Netzadapter und USB-Kabel gehören zum Lieferumfang. Was fehlt, ist ein Displayschutz oder Silikoncover ab Werk
Foto: Dennis Knake
Das Gigaset GS4 gilt zwar als direkter Nachfolger des GS195. Aber auch die Nähe zur Business-Variante GS290 vom letzten Jahr ist unverkennbar: Auch diesmal verwöhnt Gigaset den Käufer wieder mit allem Zipp und Zapp: Fingerabdrucksensor, kabelloses Laden mit bis zu 15 Watt via Qi-Standard, NFC-Chip für kontaktlose Datenübertragung, ein großer 4300-mAh-Akku, Bluetooth 5.0 und im Herzen verbaut ein MTK Helio P70 Achtkern-Prozessor mit 2,1 GHz Taktfrequenz.
Das Gigaset GS4 funkt auf allen mobilen Frequenzbändern bis 4G LTE und unterstützt zudem Voice over LTE (VoLTE) und Voice over WiFI (VoWiFi). Zu Hause kann es im WLAN im 2,4- oder 5-GHz-Band betrieben werden. Eine dezente LED auf der Vorderseite weist zudem auf neue Nachrichten hin.
Fast schon eine Rarität ist der 3,5-mm-Klinkenstecker für alle, die noch auf verkabelte Headsets schwören. Die Kopfhörer dienen zudem auch als Antenne, wenn man das eingebaute UKW-Radio verwenden möchte, falls man doch mal irgendwo völlig ohne Internet und Streaming Dienste dasteht.
Die Blickwinkelstabilität des Displays
Bild: teltarif.de
Auch in Sachen Nachhaltigkeit zeigt Gigaset wo der Hammer hängt: Bei dem GS4 ist der Akku ohne Spezialwerkzeug und mit wenigen Handgriffen austauschbar. Das sollte eigentlich bei jedem Smartphone selbstverständlich sein. Last but not least, ist das Gigaset GS4 in den Farben Schwarz und Weiß, in Marketingsprache „Deep Black“ und „Pure White“ erhältlich.
Gigaset GS4 im Unboxing
Ich mache mich also freudig ans Auspacken des Gigaset GS4: Positiv fällt in Sachen Nachhaltigkeit auch wieder die plastikfreie Kartonverpackung des Smartphones auf. Beigelegt ist dem Gigaset GS4 zudem ein USB-Netzteil sowie das passende USB-C Ladekabel. Vermisst habe ich diesmal jedoch eine bereits ab Werk aufgebrachte Display-Schutzfolie sowie ein schützendes Silikoncover für die Rückseite.
Beim GS290 war das alles zum gleichen Preis noch dabei, beim GS4 muss man sich dieses Zubehör leider extra besorgen. Das ist schade, ist die Rückseite des neuen Gigaset Flaggschiffs doch edel verglast und damit bei einem Sturz besonders gefährdet. Nachfolgend können Sie sich Eindrücke zum Gigaset GS4 im Video anschauen.
Videos zu weiteren Smartphone-Modellen finden Sie auch auf dem YouTube-Kanal von teltarif.de.Der SD-Kartenslot fasst zwei SIM-Karten und kann zudem noch eine SD-Karte für zusätzlichen Speicher bis zu 512 GB schlucken. Ausgestattet ist das Gerät mit 4 GB RAM und 64 GB internem Speicherplatz. Das 6,3-Zoll-Display ist zwar kein OLED, liefert aber mit 2340 mal 1080 Pixeln ordentliche Full-HD+-Auflösung mit 410 ppi.
Den SAR-Wert, die „spezifische Absorptionsrate“, gibt das Unternehmen mit 0,64 W/kg am Kopf, 1,17 W/kg am Körper und, 3,01 W/kg an den Gliedmaßen an. Je kleiner der SAR-Wert ist, desto geringer wird das Gewebe durch die Strahlung erwärmt. Gemessen wird aus 0,5 cm Entfernung über jeweils 10g Körpergewebe. Der Wert für den Kopf und Körper ist dabei am wichtigsten. Hier sollte der Wert 2 W/kg nicht überschreiten. Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt für den Kopf einen SAR-Wert unterhalb von 0,8 W/kg, was das Gigaset GS4 hiermit voll erfüllt.
Der Slot bietet Platz für zwei Nano-SIM-Karten und eine Micro-SD-Karte
Bild: teltarif.de
Was leistet die Kamera des Gigaset GS4?
Für viele ein entscheidendes Kaufkriterium bei einem Smartphone ist die Leistungsfähigkeit der Kamera. Da waren die Vorgänger etwas schwach: Manchmal etwas träge bei der Auslösung und vor allem bei Dunkelheit viel zu verrauscht.
Umso neugieriger bin ich also, als ich das neue Gigaset GS4 in den Händen halte. Hat Gigaset nachgebessert? Preislich liegt das neue Modell mit 230 Euro genau dort, wo auch das GS290 angesiedelt ist. Ein Blick auf die Verpackung verrät: Diesmal sind auf der Rückseite drei statt nur zwei Linsen verbaut.
Alle sind randlos hinter der Glasrückwand verborgen: Ein Triple-Kamerasystem mit einer 16-Megapixel-Hauptkamera, einem 5 Megapixel-Weitwinkel-Objektiv und einem 2-Megapixel-Sensor für Makroaufnahmen. Von fern bis nah ist also alles dabei. Die Selfie-Kamera auf der Displayseite leistet 13 Megapixel, das sind 3 Megapixel weniger als beim GS290, aber dennoch völlig ausreichend.
Blick auf die Triple-Kamera und den Fingerabdrucksensor
Bild: teltarif.de
Ein erster Test bei Dunkelheit lässt mich auch aufatmen: Das starke Dunkelrauschen, das mir noch beim Vorgänger die Laune verdorben hat, ist beim GS4 offenbar geringer geworden. Allerdings mangelt es mir bei den Aufnahmen in schwachem Licht noch immer an Schärfe und Dynamik. Auch kann ich bei der HDR-Funktion der Kamera immer noch keinen wirklichen Unterschied zur Standardeinstellung ausmachen. Und die Einstellung für Nachtaufnahme sorgt nur wenig für Verbesserung. Etwas, das mich schon beim Vorgängermodell gestört hat. Andere Smartphones leisten hier schon deutlich mehr.
Dennoch, bei guten Lichtverhältnissen macht das GS4 tolle Bilder. Auch die Selfie-Kamera kann überzeugen. Die ist zudem wieder unauffällig als V-Notch, also als kleine Einkerbung am oberen Bildschirmrand im Display, integriert, sodass das Smartphone die Bildschirmgröße optimal ausnutzt.
Die Kamera des Gigaset GS4 wurde auch im Testlabor von teltarif.de ausprobiert. Die Hauptkamera macht bei ausreichendem Licht gute Bilder. Die Farben sind natürlich,
die Detailgenauigkeit ist auf einem guten Niveau. Bei schlechtem Licht ist jedoch aufgrund der fehlenden Helligkeit kaum noch etwas zu erkennen. Nur mit Mühe und Not können
die helleren Farben bestimmt werden. Das Ergebnis ist insgesamt nicht brauchbar. Der Nachtmodus kann die Aufnahme optimieren und für das nötige Maß an Helligkeit sorgen.
Allerdings ist das Bild stark verrauscht und die Detaildarstellung ist weiterhin mangelhaft (s. insbesondere die Blüte der Test-Rose).
Selfiekamera im "Wassertropfen"-Notch-Design
Bild: teltarif.de
Das Ergebnis der Selfiekamera bei gutem Licht unter Laborbedingungen geht in Ordnung. Der Teint des Testobjekts wird natürlich wiedergegeben, und auch die bunten Farben des Halstuchs sind intensiv genug.
Bei schlechtem Licht verblassen die Farben allerdings sichtbar und das Objekt verschmilzt mit dem zu dunkel reproduzierten Hintergrund.
Die Aufnahmen, die wir mit der Haupt- und der Selfiekamera des Gigaset GS4 unter Laborbedingungen gemacht haben, können Sie sich nachfolgend anschauen.
Gigaset GS4: Labor-Aufnahmen mit Haupt- und Selfiekamera
- Hauptkamera: Gute Lichtverhältnisse mit Blitz
- Hauptkamera: Schlechte Lichtverhältnisse ohne Blitz
- Hauptkamera: Schlechte Lichtverhältnisse im Nachtmodus
- Selfiekamera: Gute Lichtverhältnisse ohne Blitz
- Selfiekamera: Schlechte Lichtverhältnisse mit Blitz
Soundqualitäten und natives Android 10
Wie schon beim Vorgängermodell ist auch das Gigaset GS4 nur mit einem kleinen Lautsprecher und daher Mono-Sound ausgestattet. Für den Hausgebrauch ist das völlig ausreichend. Wer Musik in ordentlicher Stereoqualität hören will, sollte also lieber einen Kopfhörer benutzen oder das Smartphone per Kabel oder Bluetooth mit einem externen Lautsprecher verbinden.
Auch diesmal ist wieder ein natives Android 10 aufgespielt - also ein reines Google-Betriebssystem ohne Hersteller-spezifischen Schnickschnack. Das hat vor allem den Vorteil, dass man in der Regel schneller mit einem Update versorgt wird, sobald diese verfügbar sind. Gleich nach Inbetriebnahme ging es dann auch schon mit dem ersten Update los.
Verfügbares Zubehör
Das Display des Gigaset GS4 ist 6,3 Zoll groß
Bild: teltarif.de
Zum verfügbaren Zubehör gehören eine Standard-Schutzhülle, eine Schutzhülle mit Klappdeckel sowie Glasschutzfolien für die Vorder- und Rückseite.
Über den Gigaset Shop bietet das Unternehmen zur weiteren Individualisierung zudem Gravuren auf der Rückseite für viele Smartphone-Modelle an. Beim GS4 soll es möglich sein, die komplette Rückseite mit einer individuellen Gravur versehen zu lassen. Aktuell erscheint auf der Webseite jedoch der Hinweis, dass Gravuren zur Zeit nicht möglich sind.
Service und Garantie
Als einziger Hersteller baut Gigaset seine Smartphones auch, aber nicht ausschließlich, in seinem Bocholter Werk. So ist etwa das rund 60 Euro günstigere GS3 noch in Asien gefertigt. Noch, da Gigaset in seinem Blog die teilweise Asienfertigung mit begrenzten Kapazitäten in Bocholt begründet, perspektivisch aber dazu übergehen will, nur noch in Deutschland zu produzieren.
Lobenswert ist neben der zweijährigen Herstellergarantie noch die dreimonatige Absicherung von Bruch- und Feuchtigkeitsschäden. Wer sein Smartphone also nach dem Kauf in den ersten drei Monaten fallen lässt, bekommt in der Regel ein vollständig repariertes Gerät zurück. Wer möchte, kann das Gerät sogar direkt vor Ort in Bocholt zur Reparatur geben und muss es nicht erst einschicken.
Fazit
Mit dem Gigaset GS4 legt Gigaset die eigene Messlatte noch ein wenig höher und liefert für 230 Euro wieder ein Smartphone, das in Sachen Ausstattung keine Wünsche offen lässt. Bei der Kamera hat das Unternehmen nachgelegt und die Qualität gegenüber der Vorgänger bereits verbessert. Dennoch ist bei der Kamera noch Luft nach oben.

Gesamtwertung von teltarif.de
Gigaset GS4
- Akku austauschbar
- Großer Funktionsumfang
- Gut verarbeitet
- Kein Displayschutz ab Werk
- Mittelmäßige Kamera
Datenblatt
Erklärung Testverfahren
Testsiegel downloaden
Einzelwertung Gigaset GS4
-
Gehäuse / Verarbeitung
8/10
- Material 8/10
- Haptik 8/10
- Verarbeitung Gehäuse 8/10
-
Display
6/10
- Touchscreen 7/10
- Helligkeit 6/10
- Pixeldichte 5/10
- Blickwinkelstabilität 6/10
- Farbechtheit (DeltaE) 7/10
- Kontrast 8/10
-
Leistung
4/10
- Benchmark Geekbench Single 0/10
- Benchmark Geekbench Multi 3/10
- Benchmark Browsertest 10/10
- Benchmark Antutu 3/10
-
Software
10/10
- Aktualität 10/10
- Vorinstallierte Apps 10/10
-
Internet
7/10
- WLAN 10/10
- LTE 0/10
- LTE Geschwindigkeit 8/10
- 3G 7/10
- 5G -
- Empfangsqualität 8/10
- Dual-SIM 8/10
-
Telefonie
8/10
- Sprachqualität 8/10
- Lautstärke 8/10
- Lautsprecher (Freisprechen) 7/10
-
Schnittstellen / Sensoren
8/10
- USB-Standard 9/10
- NFC 10/10
- Navigation 8/10
- Bluetooth 10/10
- Kopfhörerbuchse 10/10
- Video-Out 10/10
- Fingerabdruckscanner 5/10
- Gesichtserkennung 6/10
-
Speicher
8/10
- Größe 7/10
- SD-Slot vorhanden 10/10
-
Akku
10/10
- Laufzeit (Benchmark) 10/10
- Induktion 10/10
- Schnellladen 10/10
-
Kamera
4/10
- Hauptkamera
- Bildqualität hell 7/10
- Bildqualität dunkel 2/10
- Bildstabilisator 0/10
- Frontkamera
- Bildqualität hell 6/10
- Bildqualität dunkel 3/10
- Kameraanzahl 10/10
- Video 5/10
- Handling 7/10