Dritter Gigabitgipfel: Breitband in NRW kommt in Fahrt
Nordrhein-Westfalens Digitalminister Andreas Pinkwart (FDP) hatte zum virtuellen Gigabit-Gipfel eingeladen.
Foto: Picture Alliance / dpa
Der Wirtschafts- und Digitalminister des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen Prof. Dr. Andreas Pinkwart hatte Telekommunikationsunternehmen sowie Spitzenverbände zum dritten Gigabitgipfel eingeladen. Wegen der Corona-Pandemie fand das Spitzentreffen virtuell im Netz statt.
Ausbau macht Fortschritte
Nordrhein-Westfalens Digitalminister Andreas Pinkwart (FDP) hatte zum virtuellen Gigabit-Gipfel eingeladen.
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Der Ausbau schneller Internetleitungen in Nordrhein-Westfalen mache Fortschritte. Inzwischen könnten zwei Drittel der Haushalte im Bundesland auf gigabitfähige Netze zugreifen, freute sich Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) heute in Düsseldorf nach einem Treffen mit Vertretern der Internetbranche. "In der Coronakrise zeigt sich, wie wichtig modernste Breitbandnetze für Wirtschaft und Gesellschaft sind."
51 Prozent der Schulen am Netz
Gut die Hälfte der Schulen (51 Prozent) seien bereits an das schnelle Netz angeschlossen, für fast alle restlichen Bildungseinrichtungen (45 Prozent) liefen entsprechende Arbeiten. Seit 2018 hat die Privatwirtschaft in NRW den Angaben zufolge 3,2 Milliarden Euro in das digitale Festnetz investiert, von Bund und Land kamen 1,1 Milliarden Euro an Fördergeldern.
Vodafone hat - wie berichtet - nach eigenen Angaben inzwischen 4,8 Millionen Anschlüsse gigabitfähig gemacht, das ist ein Plus von 0,3 Millionen seit Mitte September. Gigabitfähig heißt, dass diese Haushalte einen Vertrag für ein Downloadtempo von bis zu 1000 Megabit (1 Gigabit) pro Sekunde abschließen könnten. Wie viele Haushalte in dem Bundesland dies tatsächlich tun, ist nicht bekannt.
Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter möchte sein Netz weiter verbessern und das Downloadtempo schrittweise von derzeit maximal einem Gigabit auf maximal 10 Gigabit anzuheben.
Telekom will 1240 Schulen ans Glas bringen
Der neue Deutschlandchef der Telekom, Srini Gopalan, will "über 1240 Schulen in NRW mit einem Glasfaseranschluss versorgen. Das ist ein Drittel mehr, als wir in Aussicht gestellt hatten." Rund 18 000 Unternehmen in rund 90 Gewerbegebieten könnten bereits Gigabit-Anschlüsse der Telekom buchen. In den kommenden beiden Jahren wolle die Telekom 1,3 Milliarde Euro in den Netzausbau in NRW investieren.
95 Prozent der Bevölkerung NRWs surfen im Telekom-Netz mit über 50 MBit/s, teilte Gopalan mit.
Telekom Mobilfunk 99,4 Prozent LTE in NRW
Zwar liegt der Fokus des Gigabitgipfels beim Ausbau des schnellen (ortsfesten) Internets, aber Gopalan ging auch auf die Fortschritte im Mobilfunk ein: „Dank unserer Anstrengungen ist Nordrhein-Westfalen auch im Mobilfunk im Bundesvergleich ganz vorn. Wir versorgen heute 99,4 Prozent der Bevölkerung NRWs mit LTE. Auch bei 5G machen wir große Fortschritte, jeden Tag. Bis Jahresende funken Zweidrittel unserer 6300 Mobilfunkstandorte im neuen Standard 5G“, sagte Gopalan.
Für den Netzausbau nehme die Telekom auch in NRW mehr Geld in die Hand als jeder andere Wettbewerber. In den nächsten zwei Jahren will die Telekom rund 1,3 Milliarden Euro investieren, damit Menschen und Unternehmen in Nordrhein-Westfalen #dabei sind. Srini Gopalan: „Die Telekom gibt alles, um Highspeed nach NRW zu bringen. Egal ob im Festnetz oder im Mobilfunk. Ob FTTH oder 5G.“
Regionale Anbieter mit im Boot
Auch regionale Anbieter sind mit beim Thema schnelles Internet mit im Boot, so haben zum Beispiel NetCologne und NetAachen von 2018 bis 2020 ihr Netz um 54 000 auf 593 000 Glasfaseranschlüsse erweitert. Zudem ist die Deutsche Glasfaser (DGF) mit von der Partie. Die Firma baut in ländlichen Gebieten schnelle Netze, hierbei spielen staatliche Fördergelder eine Rolle.
BREKO mit 40 Unternehmen beteiligt
Der Breitbandverband BREKO findet, dass der Ausbau von schnellem Internet in NRW Fahrt aufnehme und stellt die vierzig dort aktiven BREKO-Unternehmen, darunter lokale und regionale Netzbetreiber sowie überregional agierende Telekommunikationsanbieter in den Mittelpunkt. Ein wesentlicher Teil werde ohne den Einsatz von Steuergeldern umgesetzt. Im Mittel hätten die BREKO-Unternehmen rund 500 Millionen Euro pro Jahr, 2021 könnten es 550 Millionen werden.
Beim Ausbau des schnellen Netzes fehle es nicht am Geld. Die hohe Nachfrage der Verbraucher und Unternehmen ergaben aktuell eine Take-Up-Rate von 42 Prozent – Tendenz steigend. Das spiegelt ein hohes Interesse an Glasfaseranschlüssen wider. Die Menschen in NRW haben erkannt, dass ein Glasfaseranschluss wichtig ist – für ihre Unternehmen, für ein funktionsfähiges Home-Office und für ihre Kinder in den Schulen. Unsere Unternehmen stehen bereit, diese Nachfrage zu befriedigen.”
Eigenwirtschaftlich bringt Tempo
Eigenwirtschaftlich finanzierte Projekte bringen Tempo in den Glasfaserausbau. Das liegt daran, dass mit öffentlichen Mitteln geförderte Projekte langwieriger und aufwändiger für die Städte und Kommunen sind. Um möglichst schnell, möglichst viele Bürger und Unternehmen ans schnelle Internet anzuschließen, müssen Fördermaßnahmen auch zukünftig auf die Gebiete beschränkt werden, wo mittelfristig kein Ausbau durch die Unternehmen möglich ist. “Wir begrüßen es sehr, dass in NRW der eigenwirtschaftliche Ausbau Vorfahrt hat."
In diesem Punkt waren sich die Gipfelteilnehmer einig: Es brauche Kooperationen, um die Ausbauziele zu erreichen. Ebenso sollten Hindernisse für Investitionen sowie Bürokratie abgebaut werden, um deutlich schneller ausbauen zu können.
In Duisburg (Nordrhein-Westfalen) lehrt Prof. Gerpott. Er hat sich in seinem Gastbeitrag mit dem Wettbewerb der Plattformbetreiber und einer Gesetzesnovelle befasst.