Germany's Gold: Kartellamt sieht Plattform von ARD & ZDF kritisch
Kartellamt hat Bedenken wegen Germany's Gold
Bild: Bundeskartellamt
Die geplante Online-Plattform von ARD und ZDF zusammen mit elf
weiteren Produktions- und Rechtehandelsunternehmen mit
Filmen, Serien und Dokumentationen stößt auf Bedenken des
Bundeskartellamtes.
Das digitale Angebot "Germany's Gold" hätte in
der bisherigen Planung zur Folge, dass die Preise und Auswahl der
Videos miteinander koordiniert würden, teilte das Bundeskartellamt
heute
in Bonn [Link entfernt]
mit. Vielmehr müssten die ARD und ZDF ihre Produkte aber
unabhängig voneinander vermarkten, da sie wie andere Unternehmen als
Unternehmer und Wettbewerber auf dem Markt für Video-On-Demand
auftreten.
Kartellamt hat Bedenken wegen Germany's Gold
Bild: Bundeskartellamt
Zudem seien die Mediathek und die Produktion der Inhalte
gebührenfinanziert und verursachten bereits deshalb eine erhebliche
Verfälschung des Wettbewerbs auf dem Video-On-Demand-Markt,
argumentierte die Behörde weiter. Auch sei zu befürchten, dass
alternative Plattformen keinen oder nur begrenzten Zugang zu den
Videos erhielten. Noch weitergehende Beschränkungen des Wettbewerbs
durch kommerzielle Töchter der Rundfunkanstalten könnten nicht
hingenommen werden. "Die generelle Frage nach der Rechtfertigung
eines Entgeltes für die Nutzung von Inhalten, die über Gebühren
bereits finanziert wurden, ist keine kartellrechtliche Frage", so
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes.
Beim Betrieb einer technischen Plattform dagegen sieht das Bundeskartellamt keine wettbewerblichen Probleme. Das würde bedeuten, dass etwa ARD und ZDF den Nutzern ihre Produkte ohne Absprache von Inhalt und Preis anböten. Dann wäre natürlich auch ein Angebot anderer Anbieter über die Plattform denkbar.
Videoportal zeigt TV-Produktionen aus 60 Jahren
Die Gründung von "Germany's Gold" war im April 2012 bekanntgegeben worden. Dieser hatte das Bundeskartellamt in einem Fusionskontrollverfahren zugestimmt. Nach Darstellung der Öffentlich-Rechtlichen Sender ist es Ziel des Videoangebots, im Archiv 60 Jahre deutsche Fernsehgeschichte und nationale wie internationale Kinoerfolge verfügbar zu machen. Dazu gehören Fernsehproduktionen wie Dokumentationen, Ratgebersendungen, TV-Movies, Serien, Kinder- und Jugendprogramme, Unterhaltungsshows sowie Spielfilme. Die Plattform soll sich sowohl durch Abrufentgelte als auch durch Werbung finanzieren.
Ein ähnliches, werbefinanziertes Gemeinschaftsvorhaben von ProSiebenSat.1 und RTL wurde von der Behörde mit dem Hinweis zurückgewiesen, dass die beiden TV-Konzerne bereits jetzt den Löwenanteil des Werbeumsatzes in Deutschland generierten.