Galileo-Fehlstart: Treibstoff-Leitung war eingefroren
Orbits der Galileo-Satelliten
Bild: ESA
Für den fehlerhaften Start von zwei Galileo-Satelliten am 22. August waren eingefrorene Treibstoff-Leitungen verantwortlich. Diese lagen neben sehr kalten Helium-Leitungen, was bei der Konstruktion nicht ausreichend berücksichtigt worden sein soll. Zu diesem Ergebnis [Link entfernt]
kommt ein gemeinsamer Untersuchungsausschuss, der vom Satellitenstart-Anbieter Arianespace, der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und der Europäischen Kommission gebildet wurde.
Galileo-Satelliten in falscher Umlaufbahn
Orbits der Galileo-Satelliten
Bild: ESA
Arianespace hatte den Start der Galileo-Satelliten Doresa und Milena an Bord einer russischen Sojus-Rakete zunächst als erfolgreich vermeldet. Das französische Unternehmen musste diese Einschätzung jedoch schon am Starttag zurückziehen. Schon nach wenigen Stunden wurde klar, dass die Satelliten eine elliptische Umlaufbahn anstatt der geplanten Kreisbahn eingenommen hatten.
Der Untersuchungsausschuss bestätigte die Vermutung, dass die Fehlerquelle in der vierten Stufe der Trägerrakete lag, der sogenannten Fregat-Oberstufe. Die drei Stufen der Sojus-Trägerrakete und die Galileo-Satelliten selbst wurden hingegen als Fehlerursache ausgeschlossen.
Konstruktionsfehler in Fregat-Oberstufe gefunden
Start der Sojus-Trägerrakete mit Galileo-Satelliten
Bild: © 2014 ESA-CNES-Arianespace/Photo Optique Video CSG
In der Fregat-Oberstufe seien Treibstoffleitungen eingefroren, weswegen zwei Zusatztriebwerke zeitweise ausfielen. Dadurch befand sich die Raketenstufe in einer falschen Position, für die das inertiale Navigationssystem nicht ausgelegt war. Das führte schließlich zu einem Fehler bei der Berechnung der Schubrichtung für die anschließende zweite Zündung des Haupttriebwerks der Fregat-Oberstufe, weswegen die Satelliten in einer zu niedrigen, elliptischen Umlaufbahn landeten.
Laut dem Bericht des Untersuchungsausschusses froren die Treibstoffleitungen ein, da sie neben Leitungen für sehr kaltes Helium verlaufen und auf den gleichen Trägern liegen. Die Wärmeleitung über diese Träger sei bei der Konstruktion der Fregat-Oberstufe vom russischen Hersteller NPO Lawotschkin nicht ausreichend berücksichtigt worden.
Dem Untersuchungsausschuss zufolge soll sich der Fehler jedoch selbst in bereits gefertigten Fregat-Oberstufen einfach beheben lassen. Daher plant Arianespace nach eigenen Angaben bereits ab Dezember wieder Sojus-Trägerraketen mit Fregat-Oberstufe einzusetzen.
Satelliten unter Kontrolle, Einsatzzweck offen
Die ESA hatte Mitte September bekannt gegeben, dass sich die beiden Galileo-Satelliten in einer stabilen, wenn auch fehlerhaften, Umlaufbahn und unter Kontrolle des Europäischen Raumflugkontrollzentrums (ESOC) in Darmstadt befinden. Laut ESOC prüfen der Satelliten-Hersteller OHB und die ESA, wie sie die Satelliten trotz ihres fehlerhaften Orbits in Zukunft sinnvoll einsetzen können.