Experten halten erneute Umtauschaktion für möglich
Von Johannes Kneussel
Ein Schrecken ohne Ende für Samsung? Sollte das Galaxy Note 7, welches in einem Flugzeug in Brand geriet, tatsächlich ein ausgetauschtes Phablet mit "funktionierendem" Akku sein, dann könnte Samsung neben dem gigantischen Image-Verlust auch eine zweite Rückrufaktion bevorstehen. US-Behörden und Samsung untersuchen den Vorfall aktuell. Von Samsung gibt es lediglich die Aussage, dass man nicht bestätigen könne, dass es sich um die neue Revision handle, da man das Gerät noch nicht untersuchen habe können.
Galaxy Note 7 explodieren nicht
Auch wenn Medien immer wieder von Explosionen sprechen, die Geräte explodieren natürlich nicht, sondern gehen "lediglich" in Flammen auf. Auch wenn dies allein gefährlich genug ist, wollen wir an dieser Stelle noch einmal auf den bedeutenden Unterschied hinweisen und für eine sachlichere Berichterstattung plädieren.
Zweiter Rückruf wahrscheinlich?
Eine ehemalige führende Mitarbeiterin der US-Verbraucherschutzbehöre wird mit den Worten zitiert:
"Wenn es ein repariertes Smartphone ist und in seiner Tasche zu rauchen begann, dann schätze ich, wird es einen zweiten Rückruf geben."
Auch aus China gibt es Berichte über ein zerstörtes Note 7. Samsung macht derweil übrigens weiter ordentlich Gewinn, die Steigerung war allerdings geringer als in den vorherigen Quartalen. Eine zweite Rückrufaktion wäre in der Tat extrem ungewöhnlich. Sollte sich aber herausstellen, dass das im Flugzeug in Brand geratene Gerät schon zur neuen Revision gehörte, dann könnte es tatsächlich dazu kommen. Fraglich ist dann aber auch, ob Samsung versucht, eine dritte Iteration auf den Markt zu bringen oder das Note 7 einfach ganz einstellt.
Ob an der Geschichte tatsächlich etwas dran ist, lässt sich aktuell einfach nicht objektiv beurteilen. Bis dahin müssen wir abwarten. Für Besitzer eines Austauschgerätes ist die Situation damit natürlich alles andere als befriedigend, können sie ihr Note 7 doch immer noch nicht sorglos verwenden. Selbst Besitzer anderer Samsung-Geräte könnten auf den Gedanken kommen, dass ihr Gerät vielleicht nicht sicher ist.
Kein Ende
Galaxy Note 7: Austauschgerät fängt im Flugzeug Feuer (Update)
Nachdem es bereits Meldungen zu Akku-Problemen bei Austauschgeräten des Note 7 gegeben hatte, entzündete sich nun der Akku eines Samsung-Handys im Flugzeug.
Die Gefahr scheint auch mit den Austauschgeräten nicht gebannt Bild: dpa
Rauch kommt aus einem Galaxy Note 7, ein Flugzeug wird in den
USA geräumt - spitzt sich das Problem von Samsung mit dem
zurückgerufenen Modell jetzt noch zu? Denn nach noch unbestätigten
Angaben des Besitzers war es bereits ein Austauschgerät.
Die Gefahr scheint auch mit den Austauschgeräten nicht gebannt Bild: dpa
Ein Samsung-Smartphone des Modells Galaxy Note 7
ist über einen Monat nach dem weltweiten Rückruf in einem Flugzeug in
den USA kurz vor dem Start in Flammen aufgegangen. Die noch am Gate
stehende Maschine wurde in Louisville (Bundesstaat Kentucky) geräumt
und der Flug nach Baltimore gestrichen. Niemand wurde verletzt. Das
Brisante für Samsung: Das Smartphone war dem Besitzer zufolge bereits
ein Austauschgerät, das er im Zuge des Rückrufs erhalten habe. Das
Unternehmen wollte sich erst nach einer Untersuchung des Geräts dazu
äußern. Samsung hatte das Note 7 wegen Brandgefahr zurückgerufen.
Auch die US-Verbraucherschutzbehörde CPSC nahm sich des Falls an. Man
habe unter anderem die Luftaufsicht FAA und Samsung um Informationen
gebeten, erklärte CPSC-Chef Elliot F. Kaye dem Tech-Blog The Verge.
Die Behörde hatte Mitte September einen offiziellen Rückruf in den
USA eingeleitet. Dabei wurde auch bekannt, dass allein in den USA bis
dahin 92 Fälle von Überhitzung gemeldet wurden.
Samsung: Keine Angaben zur Panne & Nutzungsverbot in Flugzeugen
Eine Samsung-Sprecherin erklärte auf Nachfrage, zu dem Vorfall im
Flugzeug noch keine Angaben machen zu können. Man arbeite mit der
Airline und den Behörden zusammen, um das Smartphone untersuchen zu
können. Anfang September hatte Samsung nach zahlreichen
Zwischenfällen die Gefährdung infolge von Akku-Problemen bei dem
Phablet eingeräumt und eine weltweite Austausch-Aktion angekündigt. Erst vor
wenigen Tagen brachte der Konzern das Modell in Südkorea wieder auf
den Markt. In Europa soll es vom 28. Oktober an wieder regulär
verkauft werden.
Zwischenfälle an Bord von Flugzeugen sind besonders heikel. Die
US-Flugaufsicht FAA hatte bereits am 8. September den Betrieb von
Note-7-Geräten an Bord untersagt. Die europäische Luftfahrtbehörde
EASA zog einen Tag später mit einer ähnlichen Anweisung nach. Danach
dürfen Passagiere und Crew-Mitglieder ihre Note-7-Geräte an Bord
weder anmachen noch laden. Sie dürfen auch nicht in aufgegebenem
Gepäck verstaut werden.
Seither wird an Bord eigens auf das Nutzungsverbot für das
Samsung-Gerät hingewiesen - keine Werbung für den Konzern. Feuer
gehört zu bedrohlichsten Zwischenfällen, die es an Bord von
Flugzeugen geben kann. Gerade Akkus an Bord sind je nach Technik
umstritten und gelten mitunter als Sicherheitsrisiko.
Smartphone soll sich durch Teppich gebrannt haben
Der nun betroffene Passagier des evakuierten Fliegers erzählte dem
Lokalsender Wave 3, die Besatzung habe alle Fluggäste mit einem Note
7 darum gebeten, die Geräte auszuschalten. Er habe das getan und das
Handy in seine Hosentasche gesteckt. Wenige Sekunden später habe er
einen Knall gehört und Rauch bemerkt. "Es war elektronischer Rauch -
ein braunes, grün-graues, echt hässliches Zeug - und er kam ziemlich
dicht aus dem Gerät heraus", sagte der Mann. Er habe das Smartphone
auf den Boden geworfen, und es habe sich durch den Teppich gebrannt.
Das Handy habe er erst zwei Wochen zuvor abgeholt, nachdem er sein
Anfang September gekauftes Exemplar wegen des weltweiten Rückrufs
eingetauscht hatte, erzählte der Mann weiter. Auf der Verpackung sei
angegeben gewesen, dass es sich um ein einwandfreies Gerät handelte.
Nach Einschätzung von Marktforschern wird das Note-7-Debakel das
Geschäft von Samsung auf Monate massiv beeinträchtigen. "Wir rechnen
mit einem spürbaren Rückschlag für das Geschäft im dritten
Vierteljahr - und möglicherweise auch noch im Weihnachtsquartal",
sagte Analystin Roberta Cozza vom IT-Marktforscher Gartner heute.
Problem könnte viel größer sein als bisher angenommen
Cozza hob besonders den Zwischenfall im Flugzeug hervor. Wenn es sich
tatsächlich um ein Austauschgerät handelte, "könnte das Problem viel
größer sein als wir bisher annehmen", betonte sie. Zugleich geht die
Gartner-Analystin davon aus, dass die weitaus meisten betroffenen
Käufer des Note 7 dem Modell treu bleiben werden, statt zu wechseln.
Das sind Premium-Nutzer, die sich bewusst für das Note-7-Erlebnis
entschieden haben".
Einen ersten Hinweis auf das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens für
Samsung könnte es am Freitag geben, wenn der südkoreanische Konzern
erste vorläufige Angaben zum Geschäft im dritten Quartal nennt.