Kein Tokio-Feeling, nirgends
Wenn man diesen Indikator als Maßstab nimmt, dann war die CeBIT 2009 nur schwach frequentiert. Bereits die Ankündigungen im Vorfeld der Messe verhießen nichts Gutes. 1.500 Aussteller weniger als im vergangenen Jahr. Das merkte man besonders im Bereich Navigation: Branchenprimus TomTom zeigte Hannover die kalte Schulter. Mit Route66 und Falk fehlten noch zwei weitere Big Player. Das badisch-schwäbische Traditionsunternehmen Becker, im vergangenen Jahr noch mit einem riesigen, doppelgeschossigen Stand vertreten, war der Messe ebenso ferngeblieben wie die Kartenhersteller TeleAtlas oder Navteq.
Navigation auf der CeBIT 2007, 2008 und 2009
Dabei sollte der Bereich Navigation nach dem Abwandern etlicher Telekommunikationsriesen zum Mobile World Congress in Barcelona ein Thema mit Zugkraft werden. Ein guter Anfang gelang der Messe 2007, als erstmalig die Anbieter zum Thema Navigation in einer Halle untergebracht wurden. Damit entfielen die weiten Wege auf dem Messegelände, die geballte Kompetenz war auf wenigen Quadratmetern angeordnet. Die damalige Halle war zur Hälfte belegt, Raumteiler grenzten die leeren Bereiche ab. 2008 erfolgte dann der Galaauftritt. Weg vom Mauerblümchendasein präsentierte die Navigationselite ihre PNDs und Navigationslösungen in der stark frequentierten Halle 15. Das Interesse der Hersteller war enorm, beinahe stündlich wurden Neuvorstellungen präsentiert, Raumteiler waren nicht mehr von Nöten.
Ganz anders das Bild bei der CeBIT 2009. Anstatt aus der Not eine Tugend zu machen und die Stände konzentriert auf engem Raum in wenigen Hallen unterzubringen, um somit weite Wege zu vermeiden, entschied sich die Messeleitung dazu, Raumteiler anzubringen, die komplette Hallen in besetzte und Freiflächen untergliederte. Wer beispielsweise als Besucher den falschen Eingang in die kombinierte Halle 14/15 wählte, stand unvermittelt vor einer Wand, die jeglichen Durchgang versperrte. Ein Blick durch die Fugen zeigte das gesamte Ausmaß der Krise: Zwei Drittel der Halle standen leer. Einzig Navigon und Garmin trotzten der Entwicklung und waren mit feudalen Ständen vertreten.
Branchengrößen aus dem Navigationsbereich waren nicht vertreten
Selbstverständlich trug die Wirtschaftskrise einen Teil zu diesem Aderlass bei. Ihn aber allein daran festzumachen, hieße, die Tatsachen bewusst zu leugnen. Vielmehr muss sich die Messeleitung an die eigene Nase fassen. Zu Boomzeiten Ende der 90er Jahre wurde es versäumt, die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen. Blinder Glaube an ein stetiges, ununterbrochenes Wachstum der Telekommunikationsbranche, des Neuen Marktes und somit auch des CeBIT-Umsatzes sorgen jetzt, gerade einmal eine Dekade später, für böses Erwachen.
Man kann es nicht leugnen: 2009 steckt die CeBIT in der tiefen Krise. Sie ist in die Irre geraten, aus der selbst das beste Navigationsgerät keinen schnellen Ausweg mehr findet. Wenn nicht bald erfolgreich gegengesteuert wird, dann droht ihr in naher Zukunft dasselbe Schicksal wie der Systems. Voll gestopfte S-Bahnen, die Tausende Besucher zur Messe bringen, gehören dann endgültig der Vergangenheit an und sind nur noch Erinnerungen an längst vergangene, bessere Zeiten.
Das heißt aber nicht, dass es auf der diesjährigen CeBIT keine Produkt-Highlights zu sehen gab. Einen Überblick über die interessantesten Geräte und Tarife von der CeBIT hat teltarif.de unter folgender Meldung zusammengestellt.