Benutzer flok schrieb:
Benutzer rumgucker schrieb:
Es gibt keine Gefahren durch elektromagnetische Strahlen, also sind auch Mobilfunksender und
Mobiltelefone vollkommen ungefährlich.
Mal kurz der Reihe nach:
Der menschliche Körper hat keine Rezeptoren für elektromagnetische Wellen (diesen Satz habe ich wohl schon um die 1000 mal geschrieben). Ergo nimmt der Körper diese Wellen gar nicht zur Kenntnis, kann also auch nichts passieren.
Allerdings binden Rezeptoren nur Moleküle und keine Strahlung. Für die denkbar mögliche Reaktion mehrerer oder vieler der Milliarden Körperzellen auf nichtionisierende Hochfrequenzstrahlung kommt es genausowenig wie bei ionisierender Strahlung auf Rezeptoren an.
Deshalb sind die gigantischen Leistungen, mit denen TV-, UKW- und vor allem Mittelwellensender in Deutschland seit Jahrzehnten arbeiten völlig ungefährlich. Für Mobilfunksender gilt das im Prinzip genau so, aber da kommen dann natürlich wieder eine Menge Leute, die das sehr enttäuschend fänden, wenn all diese Bürgerinitiativen mit den vielen Kreaturen,die sonst vielleicht genötigt wären, etwas zum Bruttosozialprodukt beizutragen, überflüssig wären, nur weil die Physik halt etwas anderes sagt als z. B. die Sensationsseite buergerwelle.de. Die argumentieren dann gerne mit der thermischen Belastung, die ja auch von teltarif.de erwähnt wird.
Das Mobilfunk zu einem thermischen Effekt führen kann ist aber allgemein anerkannt. Hochfrequente Strahlen werden vom Körper absorbiert und erzeugen ab einem bestimmten Schwellenwert so viel Wärme, dass es zu vielfältigen, oft sehr schädlichen Auswirkungen kommt. Von der Leistungsflussdichte an, bei der subtile Verhaltensauffälligkeiten auftraten, wurde durch die 'International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection' (ICNIRP) über einen Sicherheitsfaktor von 50 ein Grenzwert abgeleitet. Wird er durch einen Sicherheitsabstand von ein paar Metern eingehalten, so sind alle nachgewiesenen Effekte ausgeschlossen (ICNIRP; SSK 2001).
Umstritten ist aber, ob neben dem nachgewiesenen thermischen Effekt auch noch Auswirkungen von Hochfrequenzstrahlung ausgehen, die nicht mit einer Temperaturerhöhung verbunden sind. So wird der Einfluss schwacher elektromagnetischer Felder auf den menschlichen Körper seit einiger Zeit kontrovers diskutiert (vgl. Spektrum Lexikon der Biologie, Bd. 5, Heidelberg 2000, S.
15).
Es gibt Verdachtsmomente für biologische Effekte, die das Zentrale Nervensystem, das Immun-, und das Hormonsystem betreffen (Schütz/Wiedemann/Thalmann: Risikobewertung im wissenschaftlichen Dialog, Jülich 2002, S. 10f.) Neue Studien stellen beispielsweise eine starke Beeinflussung des Neurotransmitters Acetylcholin (Testylier/Tonduli/Malabiau/Debouzy: Effects of Exposure to Low Level Radiofrequency Fields on Acetylcholine Release in Hippocampus of Freely Moving Rats, Bioelectromagnetics 23 [2002], S. 249-255) oder Veränderungen an Chromosomen fest (Mashevich/Folkman/Kesar, et. al.: Exposure of Human Peripheral Blood Lymphocytes to Electromagnetic Fields Associated With Cellular Phones Leads to Chromosomal Instability, Bioelectromagnetics, 24 [2003], S. 82 – 90).
Viele andere Experimente zeigen aber bislang keine Auswirkungen oder können Studien, die Effekte zeigen, nicht reproduzieren. Übereinstimmung herrscht deshalb darin, dass es keinen wissenschaftlichen Nachweis für ein gesundheitliches Risiko gibt (www.who.int/peh-emf/about/WhatisEMF/en/index4.html).
ICNIRP hat athermische Wirkungen nicht in die Aufstellung der Grenzwerte einbezogen, da die Literatur hierzu so komplex, die aufgezeigten Wirkungen so wenig gesichert und die Relevanz für die Gesundheit des Menschen so unsicher seien, dass es unmöglich sei auf dieser Grundlage Grenzwerte für die Exposition des Menschen festzusetzen (ICNIRP: Richtlinien für die Begrenzung der Exposition durch zeitlich veränderliche elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder, Berichte der Strahlenschutzkommission, Heft 23, Bonn 1999, S.
74).
Bei Einhaltung der Grenzwerte werden also momentan von WHO, ICNIRP und der Strahlenschutzkommission der Bundesregierung Schädigungen ausgeschlossen.
Zu denken wären allerdings an Vorsorgemassnahmen in Form einer Grenzwertabsenkung ('Precautionary Principle'). So stammen die oben geschilderten Studien von ernstzunehmenden Forschern der Bioelectromagnetics Society, die nichts mit Esoterikern zu tun haben. Ein Wandel in der hergebrachten wissenschaftlichen Auffassung ist deshalb nicht extrem unwahrscheinlich; es gäbe damit durchaus Anlass für eine stärkere Anwendung des Vorsorgeprinzips.
Solange die wissenschaftlichen Verdachtsmomente nicht hinreichend verifziert werden, besteht allerdings aus verfassungsrechtlicher Sicht nach dem BVerfG keine Notwendigkeit zu einer derartigen Veränderung (1 BvR 1676/01, B vom 28.02.2002: 'Dementsprechend verlangt die Schutzpflicht aus Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG nicht von den Gerichten, den Verordnungsgeber deshalb auf einer wissenschaftlich ungeklärten Tatsachengrundlage zur Herabsetzung der Grenzwerte zu verpflichten, weil nachteilige Auswirkungen von Immissionen auf die menschliche Gesundheit nicht ausgeschlossen werden können'). Vielmehr sei dies in einem gewissen Rahmen eine risiko-gestaltende Entscheidung im Ermessen der Abgeordneten des Bundestags.
Dabei würde eine deutliche Absenkung der Grenzwerte die Nutzung von vielen hochfrequenzbasierten Technologien praktisch unterbinden. Auch eine nur leichte Verschärfung der Grenzwerte hätte drastische Auswirkungen auf Vodafone, T-Mobile, E+, u.a., da dann sämtliche Sicherheitsabstände von einigen 10.000 Basisstationen erhöht, d.h. die Anlagen um- oder abgebaut werden müssten.
Das augenblickliche Spannungsverhältnis zwischen nicht auszuschliessender Gesundheitschädigung durch eine Langzeitwirkung hochfrequenter Strahlen und der genialen Nutzung von Strahlung zur Kommunikation durch fast alle (rumgucker ist da die grosse Ausnahme) lässt sich deshalb nur durch objektive, neutrale und umfassende Erforschung der Hochfrequenzstrahlung und möglicher Gesundheitsschäden auflösen.
Angesichts des aktuellen wissenschaftlichen Streitstands über athermische Auswirkungen macht man es sich mit 'kann nix passieren' aber etwas zu einfach.
flok
Zum Stand der Forschung bietet die RWTH eine gute Übersicht:
http://wbldb.femu.rwth-
aachen.de/db_status.php3?l=g
Nun ist aber, das gibt teltarif.de auch eindeutig zu, das muss man erwähnen, die Erwärmung, die durch Mobiltelefone tatsächlich hervorgerufen werden kann, so gering, dass selbst der Gang von einem klimatisierten Raum in einen anderen leicht eine Belastung darstellen kann, die um ein vielfaches höher liegt als die durch 'strahlende' Telefone. Warum also keine Bürgerinitiativen, die gegen Temperaturunterschiede in öffentlichen Gebäuden angehen?
Die Idee, Mobiltelefone in Genitalnähe könnten den Nachwuchs verhindern, will ich hier nicht ernsthaft kommentieren. Zum Schluss noch eines: Ich selbst habe kein Mobiltelefon. Dabei weiß ich, dass die Dinger sowohl ungefährlich als auch immer billiger geworden sind. Aber mir ist die Tonqualität viel zu schlecht. Da erwarte ich doch mehr und greife lieber zum Festnetz. Außerhalb meiner Wohnung erreichbar sein oder gar selbst telefonieren muss ich niemals.
Das habe ich mit 99 %
aller Besitzer von Mobiltelefonen gemeinsam.