ISDN und Analog: Die früheren Festnetz-Techniken
Mit ISDN konnten Kunden erstmal gleichzeitig surfen und telefonieren
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Erinnern Sie sich noch an den guten alten Einwahlton ihres Modems? Ein roboterartiges Krächzen erfüllte den Raum, oft begleitet von den Worten eines Menschen:
"Ich gehe ins Internet, das Telefon geht jetzt mal nicht!"
Mit der Einführung von ISDN war damit Schluss. Fortan konnte man zeitgleich telefonieren und surfen oder faxen. Das nationale ISDN startete in Deutschland nach diversen Vorab-Tests 1989, ab Mitte der 1990er-Jahre kam dann Euro-ISDN. Bis zum Durchbruch von DSL und VDSL galt die neue Digital-Telefonie als der moderne Standard schlechthin.
Während bei herkömmlichen Analog-Anschlüssen nur ein einziger Kanal vorhanden war, verfügten ISDN-Kunden über zwei Leitungen und bis zu zehn Rufnummern.
Auch die erreichbare Surf-Geschwindigkeit war deutlich höher. Als "schnelles Internet" werden heutzutage aber Anschlüsse per DSL, VDSL, VDSL-Vectoring, TV-Kabel und Glasfaser bezeichnet. Dann läuft per All-IP auch gleich die Festnetz-Telefonie über das Breitband-Internet mit. Wir werfen einen Blick auf die Top-Technologie von gestern.
Mit ISDN konnten Kunden erstmal gleichzeitig surfen und telefonieren
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Die Grundlagen von ISDN
ISDN war ein internationaler Standard für digitale Telefonie im Festnetz. Die Abkürzung steht für "Integrated Services Digital Network", was soviel heißt wie "Integriertes Sprach- und Datennetz", also ein Netzwerk aus integrierten digitalen Diensten. Hierzu zählten unter anderem Telefonie, Fax oder Internet. Mit der Einführung von ISDN in Deutschland wurde das alte analoge Telefon-Netz Schritt für Schritt durch die digitale Technik ersetzt. Selbst Analog-Anschlüsse mit nur einer Leitung waren - wie ISDN-Anschlüsse - schließlich bis Ende 1997 an digitale Vermittlungstechnik angebunden.
Der wesentliche Unterschied zum analogen Festnetz-Anschluss bestand darin, dass über ISDN zwei Kanäle gleichzeitig zur Verfügung standen. Wenn also auf einem Gerät telefoniert wurde, war der zweite Kanal noch frei und konnte zum parallelen Telefonieren, Faxen oder Internet-Surfen verwendet werden. Zudem konnten für einen ISDN-Anschluss bis zu zehn Rufnummern vergeben werden, die sich auf verschiedene ISDN-Geräte verteilen ließen.
Die Technik war daher vor allem für Unternehmen und Haushalte interessant, die mehrere Rufnummern benötigten. Privatkunden nutzten meist den ISDN-Basisanschluss, Unternehmen den ISDN-Primärmultiplexanschluss.
Nur Schneckentempo mit Internet by Call per ISDN und Modem
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Internet per ISDN: Langsamer als DSL
Auch die Datenübertragung per ISDN war zunächst sehr viel schneller als beim Analog-Anschluss. Vor ISDN musste für die Internet-Verbindung ein Modem zwischengeschaltet werden, das mit lauten Geräuschen und quälend langsamer Geschwindigkeit auf sich aufmerksam machte. Mit der neuen Digital-Technologie konnten digitale Daten direkt über das Netz übermittelt werden.
Ein Standard-ISDN-Anschluss bot zwei Kanäle mit je 64 kBit/s. Da beide Kanäle per Kanalbündelung gleichzeitig nutzbar waren, war eine maximale Übertragungsrate von 128 kBit/s möglich. Zum Vergleich: Wer nur über einen Analog-Anschluss verfügte, war auf maximal 56 kBit/s begrenzt. Allerdings wurde diese Performance nur in seltenen Fällen erreicht. Die tatsächlichen Download-Raten lagen selbst bei seinerzeit modernen Analog-Modems meist zwischen 45 und 50 kBit/s.
Alte ISDN-Telefone sind weiterhin verwendbar
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Trotzdem: Bis zum Durchbruch von DSL galt die ISDN-Geschwindigkeit mit Kanalbündelung als enorm. Heute würde ein ISDN-Anschluss für das Surfen im Internet nicht mehr ausreichen.
Das hängt auch damit zusammen, dass Webseiten früher noch vornehmlich aus Text und wenigen kleinen Bildern bestanden. Die Seiten von heute dagegen sind oft mit Bildern und Videos gespickt und erfordern daher auch deutlich höhere Übertragungsraten. Internet über Wählverbindungen ist daher ausgestorben. Anders verhält es sich mit der Festnetz-Telefonie: Diese wird in Zeiten von Homeoffice sogar wieder mehr genutzt.

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- Das konnte ISDN im Vergleich zum Analog-Anschluss
- DSL - Tarife, Technik, Anbieter
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- All-IP: Das sind die Vor- und Nachteile im Festnetz
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All-IP: Bis 2020 stellte die Telekom auf IP-Anschlüsse um
Heute ist die ISDN-Technik abgeschaltet. Bis 2020 stellte die Telekom alle bestehenden ISDN- und Analog-Anschlüsse auf All-IP-Anschlüsse um. Mit All-IP können nämlich verschiedene Informationsarten wie Telefonie, Surfen, Fernsehen, Fax oder E-Mail über das gemeinsame Kommunikationsprotokoll IP übertragen werden - daher auch die Bezeichnung All-IP.
Die Weiternutzung von ISDN-fähigen Telefonen ist über den WLAN-Router möglich, hierzu muss dieser über eine S0-Schnittstelle verfügen. Einige Router-Hersteller lassen die S0-Schnittstelle an ihren Routern inzwischen weg. Ein analoges Telefon kann dann über eine TAE-Buchse am Router angeschlossen werden, und ein DECT-Telefon lässt sich mit der oft in Routern integrierten DECT-Basisstation koppeln. Einige ISDN-Dienstmerkmale stehen aber bei All-IP-Anschlüssen nicht mehr zur Verfügung
Auf der nächsten Seite finden Sie einen Feature-Vergleich zwischen ISDN und Analog.
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