ISDN- und Analog-Anschluss - So funktionierts
Mit ISDN konnten Kunden erstmals gleichzeitig surfen und telefonieren
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Erinnern Sie sich noch an den guten alten Einwahlton ihres Modems? Ein roboterartiges Krächzen erfüllte den Raum, oft begleitet von den Worten:
"Ich gehe ins Internet, das Telefon geht jetzt mal nicht!"
Mit der Einführung von ISDN war damit Schluss. Fortan konnte man zeitgleich telefonieren und surfen oder faxen. Bis zum Durchbruch von DSL und
LTE galt die neue Digital-Telefonie als der moderne Standard schlechthin.
Während bei herkömmlichen Anschlüssen nur ein einziger Kanal vorhanden war, verfügten ISDN-Kunden über zwei Leitungen und bis zu zehn Rufnummern. Auch die erreichbare Surf-Geschwindigkeit war deutlich höher. Wer allerdings heutzutage Wert auf schnelles Internet legt, ist mit einem DSL-Zugang besser beraten. Häufig läuft dann auch gleich die Festnetz-Telefonie über das Breitband-Internet mit. Ganz ausgestorben ist der ISDN-Anschluss aber nicht. Wir werfen einen Blick auf die Top-Technologie von gestern.
Die Grundlagen von ISDN
Mit ISDN konnten Kunden erstmals gleichzeitig surfen und telefonieren
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ISDN ist ein internationaler Standard für digitale Telefonie. Die Abkürzung steht für "Integrated Services Digital Network", was soviel heißt wie "dienstintegrierendes digitales Netz", also ein Netzwerk aus integrierten digitalen Diensten. Hierzu zählen unter anderem
Telefonie, Fax oder Internet. Mit der Einführung von ISDN in Deutschland Anfang der achtziger Jahre wurde das
alte analoge Telefon-Netz Schritt für Schritt durch die digitale Technik ersetzt.
Der wesentliche Unterschied zum analogen Festnetz-Anschluss besteht darin, dass über ISDN zwei Kanäle gleichzeitig zur Verfügung stehen. Wenn also auf einem Gerät telefoniert wird, ist der zweite Kanal noch frei und kann zum parallelen Telefonieren, Faxen oder Internet-Surfen verwendet werden. Zudem können für einen ISDN-Anschluss bis zu zehn Rufnummern vergeben werden, die sich auf verschiedene ISDN-Geräte verteilen lassen. Die Technik war daher vor allem für Unternehmen interessant, die mehrere Rufnummern benötigen.
Internet per ISDN: Langsamer als DSL
Internet im Schnecken-Tempo: ISDN ist keine zeitgemäße Alternative zu DSL
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Auch die Datenübertragung per ISDN war sehr viel schneller als beim Analog-Anschluss. Vor ISDN musste für die Internet-Verbindung ein Modem
zwischengeschaltet werden, das mit lauten Geräuschen und quälend langsamer Geschwindigkeit auf sich aufmerksam machte. Mit der neuen Digital-Technologie
konnten Daten direkt über das Netz übermittelt werden.
Ein Standard-ISDN-Anschluss bietet zwei Kanäle mit je 64 kBit/s. Da beide Kanäle gleichzeitig nutzbar sind, ist eine maximale Übertragungsrate von
128 kBit/s möglich. Zum Vergleich: Wer nur über einen Analog-Anschluss verfügte, war auf maximal
56 kBit/s begrenzt. Allerdings wurde diese Performance nur in seltenen Fällen erreicht. Die tatsächlichen Download-Raten lagen selbst bei seinerzeit modernen Modems meist zwischen 45 und 50 kBit/s.
Trotzdem: Bis zum Durchbruch von DSL galt die ISDN-Geschwindigkeit als enorm. Heute dagegen reicht ein ISDN-Anschluss für das Surfen im Internet kaum noch aus. Das hängt auch damit zusammen, dass Webseiten früher noch vornehmlich aus Text bestanden. Die Seiten von heute dagegen sind meist mit Bildern und Videos überladen und erfordern daher auch deutlich höhere Übertragungsraten. Internet über ISDN ist daher im Grunde ausgestorben. Anders verhält es sich mit der Festnetz-Telefonie.
All-IP: Bis 2018 stellte die Telekom auf IP-Anschlüsse um
Das gedruckte Telefonbuch ist ein Auslaufmodell - dem ISDN-Telefon könnte es ähnlich gehen
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Heute befindet sich die ISDN-Technik auf dem absteigenden Ast.
Bis 2018 wollte die Telekom alle bestehenden ISDN-Anschlüsse abschalten und auf All-IP-Basis umstellen.
Mit All-IP können so verschiedene Informationsarten wie Telefonie, Surfen, Fernsehen, Fax oder E-Mail
über das gemeinsame Kommunikationsprotokoll IP übertragen werden - daher auch die Bezeichnung All-IP.
Für den Normalkunden, der nur telefonieren will, reicht die IP-Leitung in der Regel vollkommen aus. Trotzdem wollen einige Kunden auch heutzutage nicht auf ihren ISDN-Anschluss verzichten, zum Beispiel weil sie ISDN-fähige Geräte weiternutzen wollen. Hierzu zählen neben Telefonanlagen auch Karten-Lesegeräte, Alarmanlagen oder sogenannte Musik-Taxis, ein ISDN-Übertragungsverfahren, das es Radiosendern ermöglicht, Außen-Reporter in Echtzeit ins Programm zu schalten.
Fast ausgestorben: So bekommen Sie noch einen ISDN-Anschluss
Im Zuge der All-IP-Umstellung werden analoge und ISDN-Anschlüsse mittlerweile nur noch vereinzelt angeboten. Der einfachste Weg führte noch lange Zeit über die Deutsche Telekom, die trotz Umstellung noch bis vor kurzem bundesweit reine ISDN-Anschlüsse ohne DSL anbot. Der Tarif Call Basic beispielsweise kostete 27,95 Euro monatlich bei einer Laufzeit von einem Jahr. Gut zu wissen: Bei der Telekom liefen die ISDN-Anschlüsse unter der Angebotsbezeichnung "Universal". Soll jedoch ein DSL-Breitband-Anschluss hinzukommen, haben die Kunden meist keine Wahl mehr: Angeboten wird nur noch All-IP/NGN.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, zu einem alternativen Anbieter zu wechseln. Zwei regionale Provider, die derzeit noch ISDN-Anschlüsse anbieten, sind beispielsweise EWE Tel im Nordwesten Deutschlands oder M-net in Bayern.
Auch die guten alten Analog-Anschlüsse werden noch vereinzelt angeboten - und können sich preislich durchaus lohnen. Auf der nächsten Seite finden Sie einen Feature-Vergleich zwischen ISDN und Analog.
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