All-IP: Das sind die Vor- und Nachteile im Festnetz
All-IP: Das verbirgt sich hinter dem Begriff
Fotos: @ juanjo tugores - fotolia.com/teltarif.de, Montage: teltarif.de
Unter dem Begriff All-IP werden die vereinheitlichenden Übertragungstechniken in Telekommunikationsnetzen auf der Basis des
Internet-Protokolls (IP) verstanden. Dienste wie Festnetz-Telefonie, Fernsehen und Mobilfunk werden in Folge dessen nicht mehr über die klassische
Leitungsvermittlung, sondern mithilfe des in Computer-Netzen weit verbreitenden Netzwerkprotokolls durch Paketvermittlung bereitgestellt.
In den vergangenen Jahren wurde dieses Konzept beispielsweise bei Festnetz-Telefonanschlüssen umgesetzt, wo sich die Internet-basierte Telefonie inzwischen als Standard durchgesetzt hat, während Analog- oder ISDN-Anschlüsse nicht mehr neu geschaltet werden und quasi komplett verschwunden sind.
Ein ähnliches Schlagwort wie All-IP ist "Next Generation Network" (NGN), das als Oberbegriff beziehungsweise Konzept ohne Festlegung auf das Internet-Protokoll verstanden werden kann und eine Zeit lang als Marketing-Begriff für das gebündelte Angebot von Telefonie, Internet sowie Fernsehen respektive Streaming aus der Hand eines einzigen Anbieters gebräuchlich war - auch als Triple Play bezeichnet. Die besondere Variante der IP-Telefonie über TV-Kabelnetze bezeichnet man übrigens als Voice over Cable (VoC).
All-IP: Das verbirgt sich hinter dem Begriff
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In der Theorie würde die All-IP-Technik sogar die ortsunabhängige Nutzung der Dienste unabhängig von einer fest zugeteilten Leitung ermöglichen. Die Deutsche Telekom erlaubt im deutschen Festnetz allerdings keine nomadische Nutzung der einem Anschluss zugewiesenen Festnetznummern. Das geht nur mit dem VoIP-Tarif eines freien VoIP-Anbieters (zum VoIP-Tarifvergleich) und natürlich bei der Telefonie über Smartphone-Messenger.
All-IP brachte Kostenersparnis
Für Netzbetreiber brachte die Umstellung auf All-IP verschiedene Vorteile, allen voran Kostenersparnisse. Bei der Telefonie entfällt beispielsweise zum größten Teil die Fernspeisung der Telefondose mit Strom für Analog- und ISDN-Anschlüsse - mit wenigen Ausnahmen. Die Stromversorgung erfolgt bei All-IP-Anschlüssen über die angeschlossenen Netzabschlussgeräte des Endkunden - in der Regel den WLAN-Router. Schnurlose DECT-Telefone benötigen für die Ladeschale ohnehin ein eigenes Netzteil.
Neben den dadurch etwas höheren Betriebskosten beim Kunden ergibt sich daraus, dass bei einem Ausfall des Hausstroms kein Telefon mehr am Anschluss nutzbar ist. Und Alarmanlagen oder andere Notrufgeräte älterer Bauart funktionieren ebenfalls nicht mehr wie bisher direkt über die Telefonleitung, sondern mussten auf den All-IP-Betrieb umgerüstet oder komplett ersetzt werden.
All-IP-Anschlüsse können schneller geschaltet werden
Durch den Abbau vormals benötigter Anschalttechnik im Festnetz werden seitens des Netzbetreibers zudem Wartungskosten gespart, und auch Neuschaltungen von Anschlüssen gestalten sich mangels Leitungsgebundenheit wesentlich simpler. Oft muss bei einem All-IP-Anschluss gar kein Techniker mehr in die Wohnung kommen und auch nicht mehr in jedem Fall zur Vermittlungsstelle fahren - oft genügt die Aktivierung des Anschlusses durch den Kundenservice aus der Ferne.
Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom heben zudem am Beispiel der Telefonie hervor, dass früher kostenpflichtige Anschlussmerkmale wie zwei Sprachkanäle sowie mehrere Rufnummern bei einem All-IP-Anschluss ohne Aufpreis zur Verfügung stehen und mittels HD-Telefonie eine bessere Sprachqualität erzielt wird.
Selbst alte analoge Telefone funktionieren nach der All-IP-Umstellung weiter - über einen Router.
Bild: Telekom IP Testcenter
Telekom schloss All-IP-Umstellung bis 2020 ab
Die Deutsche Telekom hat die Umstellung ihres Telefonnetzes auf das Internet-Protokoll bis Ende des Jahres 2020 so gut wie komplett abgeschlossen. Zunächst wurden alle Breitband-Kunden umgestellt, anschließend Kunden mit einem reinen Telefonanschluss ohne Internet, und ganz zum Schluss besondere Kunden mit Hausnotruf- oder Aufzugsnotrufsystemen.
Nutzer mit Analog- oder ISDN-Telefonen können diese über geeignete WLAN-Router weiterhin verwenden. Die TAE-Buchse ist bei vielen Routern nach wie vor Standard, es gibt aber inzwischen erste Router-Hersteller, die die S0-Schnittstelle für ISDN-Telefone bei einzelnen Routern weglassen.
Kritiker monieren bei All-IP-Netzen weiterhin die Ausfallsicherheit, da bei einer Störung des IP-Netzes möglicherweise alle darüber laufenden Dienste gestört sind, während früher beim Ausfall der Internetverbindung beispielsweise stets noch die Telefonie oder das auf ganz anderen Empfangswegen ankommende Fernsehen nutzbar waren.
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