Das Kabel: Deutschlands zweitältester TV-Verbreitungsweg
Längst wird über den Kabelanschluss neben Fernsehen auch Internet und Telefonie angeboten.
Bild: Vodafone
Das Kabelfernsehen ist Deutschlands zweitältester Fernsehverbreitungsweg nach der Antenne. Das Projekt in Ludwigshafen/Vorderpfalz begann als erstes und bildete damit den Start des Kabelfernsehens und des privaten Fernsehens und Hörfunks in Deutschland. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl sowie der Medienunternehmer Leo Kirch unterstützten das Landesgesetz über einen Versuch mit Breitbandkabel vom 4. Dezember 1980.
Das Projekt startete, betrieben durch die Anstalt für Kabelkommunikation (AKK), am 1. Januar 1984 um 9:45 Uhr. Erstmals konnten Fernsehzuschauer mehr empfangen als die in der Regel nur drei Fernsehprogramme über Antenne, wenn man nicht an der Grenze zu anderen Ländern wohnte. Die TV-Signale wurden damals zwar schon zum Teil über Satellit zugeführt, der Satelliten-Direktempfang spielte für den Endverbraucher jedoch anfangs noch keine Rolle.
Längst wird über den Kabelanschluss neben Fernsehen auch Internet und Telefonie angeboten.
Bild: Vodafone
Nur 70 Prozent der Deutschen können TV via Kabel empfangen
Beim Kabelfernsehen werden Bild- und Tonsignale, insbesondere Rundfunkprogramme, über ein Koaxialkabel (Breitbandkabel) zu den Endkunden übertragen. Voraussetzung ist allerdings, dass Haus oder Wohnung überhaupt an das Kabelnetz angeschlossen sind. Das ist auch heute in vielen Regionen noch nicht der Fall, nur rund 70 Prozent der deutschen Bevölkerung hat die Möglichkeit, TV und Radio über Kabel zu nutzen (Stand: 2021).
In der Regel liegt nur der Kabelanschluss eines Netzbetreibers an, man hat also keine Auswahl. Größter Kabelbetreiber in Deutschland ist Vodafone. Der Anbieter nutzt das Netz des einstigen Monopolisten Deutsche Bundespost, beziehungsweise der Deutschen Telekom sowie von mehreren ehemaligen regionalen Nachfolgern wie Kabel Deutschland, Unitymedia oder KabelBW (alle von Vodafone übernommen oder fusioniert). In vielen Städten und Regionen gibt es jedoch auch kleinere Kabelnetzbetreiber, beispielsweise die regionalen Stadtwerke oder private IT-Dienstleister.
Das ursprüngliche Kabelnetz bestand aus einfachen Koaxialkabeln aus Kupferdraht ohne Rückkanal, die für die Übertragung des analogen TV-Signals bestimmt waren. Die Kapazität dieser Kabel war relativ gering und über den analogen Kabelanschluss konnte nur eine kleine Anzahl von TV-Programmen (knapp 40 Sender) empfangen werden, was in der Anfangszeit des Kabelfernsehens allerdings bereits eine Revolution darstellte.
Für die Übertragung digitaler Signal war das Kabelnetz in seiner alten Form nicht mehr geeignet, und in späteren Jahren wurde mit der Digitalisierung der Netze begonnen. Dafür mussten die zur Verfügung stehenden Bandbreiten aufgesplittet werden, um mehr Platz für höhere Datenmengen gewährleisten zu können. Gleichzeitig begannen die Kabelnetzbetreiber mit der Aufrüstung ihrer Netze mit Glasfaser- oder Lichtfaser-Kabeln, die nicht nur sehr viel leistungsstärker als die herkömmlichen Kupfer-Koaxialkabel, sondern auch rückkanalfähig waren. So konnten Daten nicht mehr nur in eine, sondern in beide Richtungen versendet werden.
Heutige Standards DVB-C und bald vielleicht DVB-C2
Zum Empfang braucht man ein Empfangsgerät, das die im Kabel unterstützte Übertragungsnorm unterstützt. Früher beim analogen Fernsehen war das PAL B/G, beziehungsweise (teils heute noch) UKW für Radio. Heutzutage ist in der Regel DVB-C der Standard bei Radio und Fernsehen, der Nachfolger DVB-C2 steht zwar schon lange in den Startlöchern - ob dieser Standard jemals flächendeckend eingeführt wird ist jedoch fraglich. Der entsprechende Tuner kann im Fernseher eingebaut sein, ein Beistellgerät (Set-Top-Box) oder eine Einsteckkarte/ein USB-Stick für den PC sein. Der Empfänger wird mit einem geeigneten Kabel mit der Antennendose verbunden (meist Koaxialkabel RG-59).
Heute liefert das Kabel weit mehr als nur Fernsehen und Radio. Fast alle Kabelbetreiber ermöglichen heute auch Telefonie und Internet, die Rede ist von sogenannten Triple-Play-Angeboten.
Vor- und Nachteile zum Satelliten-Direktempfang
Großer Vorteil des TV-Kabels im Vergleich zum größten Konkurrenten Satelliten-Direktempfang ist die weitgehende Unabhängigkeit von Hardware. In der Regel reichen vorhandene Kabeldose und ein Koaxkabel aus, falls das Fernsehgerät über einen Kabeltuner (DVB-C) verfügt. Beim Satellitendirektempfang ist dagegen der Aufbau einer Satellitenantenne und weiterer Hardware wie Multischalter erforderlich, zudem muss die Sicht zum Satelliten frei sein. In vielen Wohnungen ist daher keine Installation einer entsprechenden Empfangsanlage möglich, anderenorts verbieten die Hausordnung oder der Vermieter die Montage.
Nachteil des TV-Kabels sind die im Vergleich zum Satellitenempfang höheren Kosten und ein geringeres Programmangebot. Während neue TV-Sender über Satellit gleich verfügbar sind, dauert es im Kabel oft länger, bis eine Einspeisung erfolgt. Für HD-Angebote und ausländische Sender verlangen die Kabelnetzbetreiber häufig auch Extra-Kosten, während der Zugang via Satellit oft kostenfrei ist.
Neben Kabel und Satellit wird Fernsehen über Internet-TV beziehungsweise Live-TV-Dienste im Internet immer bedeutsamer.

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