WarnerMedia & ViacomCBS: Kooperation vor dem Aus
Hin und wieder kommt es vor, dass große US-Medienkonzerne nicht miteinander konkurrieren, sondern bei vereinzelten Projekten sogar zusammenarbeiten. Ganz aktuell zeigt sich dies zum Beispiel beim geplanten Streaming-Dienst "SkyShowtime", für den sich Comcast und ViacomCBS zusammengeschlossen haben. In den USA galt dies bislang für das TV-Network "The CW", welches gemeinsam von WarnerMedia und ViacomCBS betrieben wird. Bei diesem Projekt wollen die Beteiligten aber nun offenbar getrennte Wege gehen. Als potenzieller Käufer gilt die Nexstar Media Group. Was könnte dies für Europa bedeuten?
Besonderer US-Markt
"The CW" zeigt vor allem Superhelden-Serien von DC Comics
Foto: The CW
Zunächst ist es wichtig, überhaupt die spezielle Situation auf dem US-Medienmarkt zu verstehen. Während in Deutschland insbesondere von US-Studios unabhängige Sendergruppen wie RTL oder ProSiebenSat.1 den Markt dominieren, gehören große TV-Sender in den USA praktisch ausschließlich den Studios Comcast (NBC), ViacomCBS (CBS) und Disney (ABC). WarnerMedia spielte im reinen Fernsehgeschäft abseits von seiner Premiummarke HBO eher eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Eine Ausnahme bildete hier "The CW", für den sich 2006 zwei kleinere Sender von WarnerMedia und ViacomCBS zusammenschlossen.
Zuschauer bekamen nun die Möglichkeit, Highlights aus dem Katalog beider Medienkonzerne auf einem Sender zu schauen. Im stark konzentrierten US-Fernsehen war das damals in gewisser Weise eine Besonderheit, denn im Gegensatz zu Europa gab es in Amerika nie einen vergleichbar intensiven Lizenzhandel wie in Europa. Wie heute auf dem zersplitterten Streaming-Markt haben die großen US-Networks ihre eigenen Inhalte auf nationaler Ebene selbst verwertet, statt sie Lizenzpartnern zur Verfügung zu stellen.
Strategische Neuausrichtung
Die beabsichtigte Trennung von WarnerMedia und ViacomCBS bei "The CW" hat sowohl strategische wie auch finanzielle Gründe. Einerseits konnten die Anteilseigner mit ihrer Zusammenarbeit offenbar nie wirklich Geld verdienen, andererseits befindet sich WarnerMedia gerade durch die geplante Fusion mit Discovery mitten in einer strategischen Neuausrichtung. ViacomCBS spielte darüber hinaus bei "The CW" eher eine untergeordnete Rolle.
Viele der CW-Serien landeten in den USA im weiteren Verlauf außerdem bei Netflix im Streaming, was die Exklusivität des Angebots weiter schmälerte. Für WarnerMedia kam noch erschwerend hinzu, dass sie ohnehin den Großteil des Programms stellten. Es macht also offenbar gar keinen Sinn, diese Kooperation fortzuführen. Schließlich kann WarnerMedia seine eigenen Inhalte auch direkt via HBO Max sogar international verbreiten, weshalb "The CW" für WarnerMedia schlicht keinen strategischen Nutzen mehr hat.
Bedeutung für Europa
Auf dem europäischen und insbesondere deutschen TV-Markt würde das potenzielle Ende dieser Medienehe jedoch wenig Auswirkungen zeigen. Vor allem in Deutschland sind sich WarnerMedia und ViacomCBS bislang nicht wirklich ins Gehege gekommen. Eine vergleichbare Kooperation gibt es hierzulande wie bereits erwähnt zwischen ViacomCBS und Comcast. In diesem Jahr dürfte diese Zusammenarbeit vor allem beim neuen Streamer Paramount+ sichtbar werden.
Vor allem Kunden von Sky werden voraussichtlich von dieser Zusammenarbeit profitieren, sie bekommen unter anderem Zugang zu Paramount+. Außerhalb der Sky-Kernmärkte bekommen Abonnenten künftig Serien und Filme aus dem Hause Comcast und ViacomCBS unter einem Dach. Für Zuschauer ist dies nicht zwangsläufig eine schlechte Nachricht, sie sparen voraussichtlich die Monatsgebühr für einen weiteren Streaming-Dienst.
Grünes Licht: WarnerMedia und Discovery dürfen fusionieren.