Bezahlen per Handy: Mobile Payment mit NFC
Bezahlen per Handy: Mobile Payment
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Die Idee des "Mobile Payment", des Bezahlens per Handy, ist nicht neu: Anstelle vieler
verschiedener Karten mit jeweils einer eigenen PIN für den bargeldlosen Zahlungsverkehr
oder dem ständigen Suchen nach Kleingeld für Parktickets oder Busfahrkarten soll
das Handy genügen, um bargeldlos einzukaufen.
Nach wie vor gibt es allerdings kein einheitliches Bezahlsystem: Mobiles Bezahlen wird seitens der Anbieter sehr unterschiedlich realisiert, beispielsweise per NFC (Near Field Communication) oder gescanntem QR-Code in Kombination mit einer speziellen Smartphone-App. Je nach technischer Ausführung gestaltet sich Mobile Payment damit mehr oder weniger kompliziert.
Bezahlen per Handy: Mobile Payment
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Dies ist einer der Gründe, weshalb Kunden bislang noch zurückhaltend auf entsprechende Angebote
reagieren, hinzu kommen Sicherheits- und Datenschutzbedenken sowie die Tatsache, dass
deutsche Kunden immer noch am liebsten mit Bargeld bezahlen.
Dennoch erfreut sich die noch junge Bezahlmethode fortwährend steigender Beliebtheit. Derzeit ist Mobile Payment an so gut wie jeder Supermarkt-Kasse anwendbar und auch sonst allgegenwärtig an deutschen Kassen.
Inhaltsverzeichnis
- Mobile Payment im Supermarkt
- Kontaktloses Bezahlen mit Wallet-Apps
- Apple Pay, Google Pay und Co. in Deutschland
- Bezahl-Apps im tabellarischen Vergleich
- Hauseigene Bezahl-Apps der Banken
Im Supermarkt mit dem Smartphone bezahlen
Das bargeldlose Bezahlen per Handy gibt es bei Aldi Nord seit Juni 2015, bei Aldi Süd und Lidl seit Dezember 2015, Rewe stieg erst 2016 ein. An der Supermarkt-Kasse muss für den Bezahlvorgang lediglich das Smartphone in einem Abstand von bis zu vier Zentimetern über das Display des Bezahlterminals gehalten werden. Die Datenübertragung zwischen Handy und Kassenterminal erfolgt dabei über Nahfunk (NFC). Der entsprechende Betrag wird dann über eine zuvor installierte Wallet-App, häufig auch virtuelle oder digitale Geldbörse genannt, vom Kreditkarten- oder Girokonto abgebucht. Inzwischen gibt es außerdem Bezahl-Apps, die nach dem Prepaid-Prinzip funktionieren und automatisch mit einem bestimmten Betrag wieder aufgeladen werden, wenn das Guthaben zur Neige geht. Die genannten Anwendungen werden auch in weiteren Supermärkten, Shops, Kaufhäusern und Tankstellen als Zahlungsmittel akzeptiert. Inzwischen haben auch einige Banken und die Sparkasse eine entsprechende Funktion in ihren hauseigenen Mobile Banking-Apps integriert.
NFC-Logo für kontaktloses Bezahlen an den Kassenterminals
Visa
Um mobil bezahlen zu können, ist ein NFC-fähiges Smartphone mit aktuellem Android-Betriebssystem
(mindestens Android 4.4) und einem integrierten NFC-Chip erforderlich.
Bis zu einem Einkaufswert von 25 oder 50 Euro gibt es je nach Bezahl-App häufig keine PIN-Abfrage. Für viele Kunden stellt dies ein Sicherheitsrisiko dar. Die generelle Aktivierung der PIN-Eingabe sollte gegebenenfalls beim jeweiligen App-Anbieter erfragt werden.
Bei anderen Apps (wie beispielsweise Google Pay) wird gänzlich auf eine PIN-Angabe verzichtet. Hier wird die Sicherheit dadurch gewährleistet, dass eine Zahlung allgemein nur mit entsperrtem Smartphone möglich ist. Ist das Smartphone nicht durch Passwort, Fingerabdruck, Iris, Gesichtserkennung usw. geschützt, ist eine Nutzung nicht möglich. Der Coupon-Anbieter Payback hat eine eigene Bezahl-App entwickelt, mit der unter anderem bei real, Galeria Kaufhof, dm, Aral und Alnatura über QR-Code und NFC bezahlt werden kann. Die Supermarktketten Edeka, Marktkauf und Netto setzen auf Bezahllösungen mit einer eigenen App ohne NFC.
NFC-fähige Handys im Überblick
Wallet-Apps für kontaktloses Bezahlen
Nachdem die Branchenriesen Google Pay und Apple Pay im Juni bzw. im November 2018 den Eintritt in den deutschen Markt gewagt hatten, begannen entsprechende Apps von Drittanbietern an Bedeutung zu verlieren. Diese sind zwar nicht mehr, wie bei frühen Angeboten der Netzbetreiber, an einen Mobilfunkvertrag oder eine NFC-SIM-Karte gebunden, erfordern aber eine Registrierung.
Wallet-Apps: Die digitale Geldbörse
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Nachdem Glase (ehemals SEQR) im Dezember 2018 gegen die Branchenriesen Google Pay und Apple Pay kapituliert hatte und den Geschäftsbetrieb aufgeben musste, folgte von den ehemaligen "Big-Playern" im Bereich des Kontaktlosen Bezahlens mittels Drittanbieter-Apps auch Boon ("Tap & Pay") im Juni 2020. Die Nutzung war nur auf
von Mastercard zugelassenen Smartphones möglich. Wie bei anderen aktuell verfügbaren mobilen Bezahldiensten basierte die Funktionsweise beider Apps
auf der HCE-Technologie (Host Card Emulation), einer speziellen Software-Lösung, mittels der
unter anderem der digitale Zahlungsverkehr abgewickelt wird. HCE wurde von Google erstmals in das
Smartphone-Betriebssystem Android 4.4 integriert.
Apple setzt hingegen auf die eigene Software für NFC-Zahlungen, weshalb kontaktloses Bezahlen
per HCE vom iPhone derzeit nicht unterstützt wird.
Google Pay

Apple Pay
Apple Pay
Auch das im Jahr 2014 gestartete Apple Pay hat in Deutschland einige Jahre auf sich warten lassen. Einige Monate nach Google Pay stand im November 2018 dann endlich auch bei Apple Pay der Deutschlandstart an. Da Apple den Anbietern von Drittanbieter-Apps den Zugriff auf die NFC-Technik verwehrt, hatten Inhaber von Apple Geräten davor auch nicht die Möglichkeit, auf eine solche App auszuweichen. Mittlerweile stehen viele namhafte Geldhäuser auf der Liste der unterstützten Banken, darunter die größten und bekanntesten. Anders als bei Google Pay besteht jedoch nicht die Möglichkeit, ein PayPal-Konto zwischenzuschalten. Zu den aktuell unterstützten Banken gehören unter anderem die Deutsche Bank, comdirect, DKB, ING, die Fidor Bank, die HypoVereinsbank und N26. Auch bei Apple ist die Nutzung auf den hauseigenen Smartwatches problemlos möglich.
Garmin Pay
Garmin Pay
Seit Juni 2020 bietet auch Garmin kontaktloses Bezahlen an. In erster Linie für Garmin-Smartwatches gedacht, können mittlerweile auch alle gängigen Smartphones mit iOS oder Android den Dienst nutzen. Voraussetzung ist ein entsprechend aktuelles Betriebssystem sowie die App Garmin Connect und - je nach Bank - die App VIMpay. Selbstverständlich muss auch die Hardware über NFC-Technologie verfügen. Die Benutzung von Garmin Connect ohne Drittanbieter ist aktuell nur mit zwei Banken in Deutschland möglich: Netbank und Commerzbank. Per Garmin-Connect-App können dann sowohl Master- als auch Visa-Kreditkarten zum Bezahlen hinzugefügt werden. Mit anderen Banken - aktuell Advanzia (Gebührenfrei Mastercard Gold), Commerzbank, Curve, Klarna Bank, Netbank, Openbank, Revolut, Sparda-Bank Baden-Württemberg, Wise (ehem. TransferWise) und VIMpay selbst - ist die Verwendung nur in Kombination mit der VIMpay-App möglich. Allerdings ist hier nach Angabe von Garmin meistens nur eine Kreditkarte (Visa oder Mastercard) möglich.
Samsung Pay
Samsung Pay
Am 28. Oktober 2020 startete Samsung seinen mobilen Bezahldienst Samsung Pay in Deutschland. Erstmals eingeführt wurde er am 20. August 2015 in Südkorea und wenig später in einigen anderen Ländern, darunter den USA und China. Hierzulande gab es vom 24. September bis einschließlich 27. Oktober die Möglichkeit, den Dienst während der Open-Beta-Phase zu testen. War die Nutzung während der Testphase auf einige wenige Geräte beschränkt, stehen nun deutlich mehr für den Dienst zur Verfügung. Zwingende Voraussetzung ist ein Samsung-Smartphone mit deutscher Anbieter-Softwareversion. Ein Überblick über die kompatiblen Geräte ist
hier zu finden. Darüber hinaus muss der Kunde die App aktualisieren und im Zuge dessen den Nutzungsbedingungen der Vollversion zustimmen.
Eine bestimmte Bank ist für die Nutzung nicht nötig. Ein Girokonto bei einer beliebigen deutschen Bank reicht aus. Der Kunde bekommt von der Solarisbank - Samsungs Partner - eine virtuelle Debit-Visa-Karte, die er mit seinem Girokonto verknüpfen muss.
Der Bezahlvorgang ist überall dort möglich, wo VISA-Karten- und NFC-Zahlung akzeptiert werden und kontaktloses Bezahlen möglich ist. Ist das Smartphone entsperrt, gelangt der Kunde mit einem Wisch zur Kartenansicht und kann dann den Bezahlvorgang starten. Alle Zahlvorgänge sind mit Fingerabdruck, Gesichtserkennung oder PIN abgesichert.
Huawei Pay
Huawei Pay
Fast unbemerkt ist Ende Januar 2021 Huawei ins Geschäft mit kontaktlosem Bezahlen in Deutschland eingestiegen. Das Zahlen war zunächst nur per QR-Scan seitens des Kunden oder Bar-Code-Scan seitens des Verkäufers möglich, Transaktionen über die NFC-Schnittstelle sollen mittlerweile aber auch möglich sein, in Deutschland jedoch weiterhin nicht. Entsprechend sind hier Smartwatches noch von der Benutzung ausgeschlossen. Technisch wird das Bezahlen über das Bluecode-System abgewickelt, dessen Akzeptanzstellen in Deutschland noch sehr überschaubar, in Österreich allerdings schon zahlreicher vorhanden sind. In der Huawei-Wallet-App wird dann das Bluecode-System ausgewählt und mit einem beliebigen Girokonto einer Bank verknüpft.
Wichtige Bezahl-Apps im Vergleich
Google Pay | Apple Pay | Garmin Pay | Samsung Pay | Huawei Pay | |
---|---|---|---|---|---|
Systemanforderung (mindestens) |
Android 5.0 | iOS 8.1 WatchOS |
Android 6.0 iOS 11.0/12.0 1) |
Android 9.0 | k. A. |
Kontaktlos Bezahlen (Voraussetzung) |
NFC- und HCE-fähiges Mastercard-zertifiziertes Android-Smartphone | iPhone (ab iPhone 6), iPad (Standard, Air, Mini und Pro), Apple Watch (alle Versionen) | Garmin-Connect-App, teilw. VIMpay-App, NFC-fähiges Gerät, Karten für kontaktloses Zahlen müssen freigeschaltet sein | Samsung-Pay-App, NFC-fähiges Gerät, deutsche Anbietersoftware | Huawei-Wallet-App, NFC-fähiges Gerät, Bluecode-App |
Kontogebühr | kostenlos | ||||
Bezahlen im Ausland | Richtet sich nach Girokonto oder Kreditkarte, von der abgebucht wird | k. A. | |||
Stand: Januar 2022, Alle Angaben ohne Gewähr. 1) iOS 11.0 erforderlich für VIMpay, iOS 12.0 erforderlich für Garmin Connect |
Die gescheiterten Wallet-Apps der Netzbetreiber
Alle deutschen Netzbetreiber haben sich mittlerweile von ihren eigenen Wallet-Apps und Bezahldiensten verabschiedet: Die SIM-basierte Lösung der Mobilfunkanbieter Telefónica (Base-Wallet, mpass), Deutsche Telekom (MyWallet, Clickandbuy) und Vodafone (Vodafone Wallet) konnte sich nicht durchsetzen und wurde von den Kunden nur im geringen Maße angenommen.
Telefónica folgt einem neuen Trend in der mobilen Bezahl-Landschaft:
o2-Banking ist ein mobiles Bankkonto fürs Smartphone, das in Kooperation mit der
comdirect Bank AG realisiert wird. Dafür steht dem Kunden eine eigene o2-Banking-App für iOS und Android zur Verfügung. Kontaktloses bezahlen ist allerdings nur mit Apple Pay und Google Pay möglich. Ohne diese Apps muss der Kunde zum kontaktlosen Zahlen auf die Kredit- oder Debitkarte zurückgreifen. Die Debitkarte wird dem Kunden kostenlos angeboten, die Kreditkarte ist für 1,90 Euro monatlich erhältlich.
Hauseigene Bezahl-Apps der Banken
Verschiedene Banken haben schon seit längerem Verfahren für kontaktloses Bezahlen mit dem Smartphone eingeführt.
Aufgrund der bereits erwähnten herstellerseitigen Beschränkung des NFC-Moduls durch Apple auf den eigenen Zahlungsdienst, sind diese Angebote der Banken Android-Smartphones vorbehalten.
So bieten inzwischen u. a. die Deutsche Bank, die Postbank, die Volks- und Raiffeisenbanken und die Sparkassen eigene Apps für die mobile Bezahlung an. Sie funktionieren ähnlich wie Google Pay und Apple Pay über die NFC-Technik.
Es bleibt abzuwarten, ob das Vordrängen von Google Pay und Apple Pay auf den deutschen Markt das Ende der hauseigenen Lösungen der deutschen Banken mit sich bringen wird oder ob diese sich langfristig doch gegen die "Big-Player" aus den USA durchsetzen können. Jedenfalls werden die deutschen Banken auf eine Zusammenarbeit mit Apple angewiesen sein, da sie keine alternativen Apps für Apple Geräte anbieten können.
Außerdem gibt es auch in Deutschland mittlerweile erste Ansätze für das anonyme Bezahlen mit Bitcoins über einige Bitcoin-Wallets, die Zahlungen per QR-Code-Scan oder NFC mit dem Smartphone ermöglichen. Diese bleiben aber eine Randerscheinung, wie zum Beispiel das lokale Angebot von Pey in Hannover.
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