Bis 2015 Digital Radio in jedem Hörfunkempfänger
Die Digitalisierung des Hörfunks ging in Deutschland bisher sehr schleppend voran. Häufig ist im Zusammenhang mit diesem Thema von einem so genannten "Henne-Ei-Problem" die Rede: Die Radioveranstalter investierten wenig in digitale Hörfunkprogramme, etwa im DAB-Modus, weil es zu wenig preiswerte Empfänger auf dem Markt gibt. Umgekehrt steigt die Geräteindustrie nicht verstärkt in den Markt ein, solange die Anzahl attraktiver Programme zu gering ist.
Jetzt könnte das "Henne-Ei-Problem" maximal zu einem "Ei-Problem" werden, denn der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Rainer Brüderle, hat den Referentenentwurf zur Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) vorgelegt. Und hier soll, ähnlich wie in Frankreich, vorgegeben werden, dass neue Hörfunkempfangsgeräte ab dem Jahr 2015 auch mit digitalen Empfangseinheiten ausgestattet sein müssen. Ausnahme sind Autoradios, hier gilt die neue Richtlinie erst ab 2016.
Ein klar definierter Standard wird hierbei nicht genannt. Es heißt lediglich, dass die Geräte einen Standard empfangen müssten, welcher "der Norm einer anerkannten europäischen Normenorganisation entspricht". Neben der DAB-Senderfamilie gelten auch Techniken wie HD Radio oder DRM+ als geeignet für eine Digitalisierung der Hörfunkverbreitung.
Internetradio-Empfänger erfüllen die neue Richtlinie wohl nicht, weil nur für jeden Nutzer kostenlose und frei verfügbare Systeme "europäisch normiert" werden können. Es könnte also die paradoxe Situation entstehen, dass ein WLAN-Internetradio auch noch zusätzlich über ein Empfangsteil für DAB+ verfügen muss.
UKW-Abschaltung bis 2025
Die nach dem aktuellen Telekommunikationsgesetz geltende Frist zur Digitalisierung des Hörfunks bis 2015 soll mit Blick auf die bisher geringe Marktnachfrage durch eine Verlängerungsoption, die entsprechend der Marktentwicklung maximal zehn Jahre betragen kann, ersetzt werden, heißt es in dem Papier weiter. Demnach müsste der analoge UKW-Hörfunk bis spätestens 2025 abgeschaltet werden. Vor allem die großen Privatsender in Deutschland kritisieren einen solchen UKW-Abschalttermin, weil sie den Verlust ihrer attraktiven Frequenzen befürchten.
Das Kabinett soll sich noch in diesem Jahr mit dem Referentenentwurf befassen, die Umsetzung der zugrunde liegenden europäischen Richtlinien soll bis Ende Mai 2011 erfolgen.